Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Rebus in einem Ton, als mache er lediglich Konversation.
»Jede Menge.«
»Wie hart?«
»Unterschiedlich.« Ein amüsierter Blick. »Inspector, sind Sie den ganzen Weg hier rausgeflogen, bloß um mich nach dreckigen Videos zu fragen?«
»Nein, Sir, ich bin hergekommen, um Sie nach Allan Mitchison zu fragen.«
Fords Gesicht verfinsterte sich wie der Himmel draußen. Lumsden stand am Fenster und fragte sich vielleicht, ob sie über Nacht würden bleiben müssen...
»Armer Mitch«, sagte Ford. »Ich kann's immer noch nicht glauben.«
»Sie waren Zimmergenossen?«
»Die letzten sechs Monate.«
»Mr. Ford, wir haben nicht viel Zeit, Sie werden also entschuldigen, wenn ich's kurz und bündig mache.« Rebus ließ ihm einen Augenblick Zeit, das zu verdauen. Seine Gedanken waren halb bei Lumsden. »Mitch wurde von einem Mann namens Anthony Kane getötet, einem Auftragskiller. Kane arbeitete früher für einen Glasgower Gangsterboss, betätigte sich in letzter Zeit aber offenbar als freier Unternehmer mit Sitz in Aberdeen. Vorletzte Nacht wurde auch Mr. Kane tot aufgefunden. Wissen Sie, warum Kane Mitch umbringen sollte?«
Ford sah wie betäubt drein, blinzelte ein paar Mal, und die Kinnlade fiel ihm herunter. Auch Eric machte ein ungläubiges Gesicht, während Lumsden eine Miene aufsetzte, die lediglich professionelles Interesse verriet.
»Ich... ich habe keine Ahnung«, antwortete er. »Könnte es eine Verwechslung gewesen sein?«
Rebus zuckte die Achseln. »Es könnte alles sein. Deswegen versuche ich ja, mir ein Bild von Mitchs Leben zu machen. Dazu brauche ich die Hilfe seiner Freunde. Werden Sie mir helfen?«
Ford nickte. Rebus ließ sich auf einem Stuhl nieder. »Dann können Sie damit gleich den Anfang machen«, sagte er, »indem Sie mir von ihm erzählen, und zwar alles, jede Kleinigkeit, die Ihnen einfällt.«
Irgendwann gingen Eric und Lumsden essen. Lumsden kam anschließend mit Sandwiches für Rebus und Willie Ford zurück. Ford redete und unterbrach sich nur, um gelegentlich einen Schluck Wasser zu trinken. Er erzählte Rebus, was Allan Mitchison ihm über seine Kindheit und Jugend erzählt hatte - über die Eltern, die nicht seine richtigen Eltern waren; die besondere Schule mit ihren Schlafsälen. Das war, was Mitch an den Bohrinseln gefallen hatte: das Gefühl von Zusammengehörigkeit und die Mehrbettzimmer. Allmählich begriff Rebus, warum er seine Wohnung in Edinburgh nicht gemocht hatte. Ford wusste eine ganze Menge über Mitch, wusste, dass zu seinen Hobbys Bergwandern und Ökologie gehört hatten.
»Hat er sich deswegen mit Jake Harley angefreundet?«
»Ist das der in Sullom Voe?« Rebus nickte. »Ja, Mitch hatte mir von ihm erzählt. Das waren beide echte Ökofreaks.«
»Wie ernst war ihm die Sache?«
»Er war ziemlich aktiv. Ich meine, bei dem Arbeitsrhythmus hier draußen kann man nicht die ganze Zeit aktiv sein. Von jedem Monat verbrachte er sechzehn Tage offshore. Fernsehnachrichten kriegen wir hier rein, aber mit Zeitungen sieht es eher dürftig aus - jedenfalls was solche angeht, die Mitch gern las. Aber das hat ihn nicht davon abgehalten, dieses Konzert zu organisieren. Das arme Schwein hatte sich so darauf gefreut.« Rebus runzelte die Stirn. »Was für ein Konzert?«
»Im Duthie Park. Heute Abend, glaube ich, wenn das Wetter mitspielt.«
»Das Protestkonzert?« Ford nickte. »Allan Mitchison hat es organisiert?«
»Na ja, mit anderen zusammen. Hat ein paar der Gruppen angeschrieben, um zu hören, ob sie spielen würden.« Rebus schwirrte der Kopf. Bei dem Konzert traten die Dancing Pigs auf. Mitchison war ein großer Fan von ihnen. Trotzdem hatte er keine Eintrittskarte für ihren Gig in Edinburgh gehabt... Nein, weil er keine brauchte - er hätte auf der Gästeliste gestanden] Woraus wiederum was genau folgte?
Antwort: ein Scheißdreck.
Außer dass Michelle Strachan im Duthie Park ermordet worden war...
»Mr. Ford, hatten Mitchs Arbeitgeber keine Bedenken wegen seiner... Loyalität?«
»Man braucht die Vergewaltigung der Erde nicht unbedingt gutzuheißen, um einen Job in dieser Branche zu bekommen. Aber tatsächlich gibt es erheblich schmutzigere Branchen als die Erdölindustrie.«
Rebus ließ sich das durch den Kopf gehen. »Mr. Ford, dürfte ich mich in Ihrer Kabine umsehen?«
»Klar.«
Die Kabine war klein. Nachts war es bestimmt von Vorteil, wenn man nicht an Klaustrophobie litt. Zwei schmale Einzelbetten. Über Fords Bett waren Bilder angepinnt; über dem
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