Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
nur zwei Dinge: den Segen der Regierung und eine gute PR-Kampagne. Letztere ist schon in vollem Gange.«
»Mit Hayden Fletcher an der Spitze?«
»Exakt.« Eric setzte seinen Schutzhelm auf. »Ausgetrunken?« Rebus leerte seinen Becher. »Gehen Sie vor.«
Draußen hatte es inzwischen »aufgefrischt«, wie Eric es formulierte. Rebus hielt sich beim Gehen an einem Geländer fest. Ein paar Arbeiter beugten sich über den Rand der Plattform. Hinter ihnen sah Rebus einen gigantischen Wasserstrahl. Er ging an die Reling. Das Versorgungsschiff beschoss das Boot der Aktivisten mit Wasserkanonen.
»Versuchen, die zu verscheuchen«, erklärte Eric. »Dass sie nicht zu nah an die Beine rankommen.«
Herrgott, dachte Rebus, warum gerade heute? Er sah förmlich, wie das Aktivistenboot die Plattform rammte, deren Evakuierung erzwang... Die Wasserwerfer, vier an der Zahl, spritzten munter weiter. Jemand reichte Rebus ein Fernglas. Orangerotes Ölzeug, ein halbes Dutzend Gestalten an Deck. An der Reling hingen Spruchbänder:
MÜLL ABLADEN VERBOTEN. RETTET UNSERE OZEANE.
»Der Kahn sieht mir nicht sonderlich gesund aus«, sagte jemand.
Gestalten verschwanden unter Deck, kamen wieder hervor, schwenkten die Arme und schienen etwas zu rufen.
»Blöde Ärsche, haben wahrscheinlich die Maschine absaufen lassen.«
»Man kann die nicht einfach so treiben lassen.«
»Könnte ein Trojanisches Pferd sein, Jungs.«
Alle lachten. Eric ging weiter; Rebus und Lumsden folgten ihm. Sie kletterten Leitern hinauf und hinunter. An manchen Stellen konnte Rebus durch das Stahlgitter, das den Fußboden bildete, ins tosende Wasser sehen. Überall Kabel und Schläuche, aber nirgendwo so, dass man hätte darüber stolpern können. Schließlich öffnete Eric eine Tür und führte sie einen Korridor entlang. Es war eine Erholung, dem Wind entronnen zu sein; Rebus stellte fest, dass sie ganze acht Minuten draußen gewesen waren.
Sie kamen an Zimmern mit Billard- und Tischtennistischen, Dartscheiben sowie Videospielen vorbei. Die Videospiele schienen beliebt zu sein. Tischtennis spielte niemand.
»Auf manchen Plattformen gibt es Swimmingpools«, sagte Eric, »aber nicht bei uns.«
»War das nur Einbildung«, fragte Rebus, »oder hat sich der Fußboden eben wirklich bewegt?«
»Doch, klar«, antwortete Eric, »ist ein bisschen elastisch, muss so sein. Bei Seegang könnte man schwören, dass sie sich gleich losreißt.« Er lachte wieder. Sie gingen weiter den Korridor entlang und kamen an einer - menschenleeren -Bibliothek und einem TV-Raum vorbei.
»Wir haben drei Fernsehzimmer«, erklärte Eric. »Nur Sat-TV, aber insgesamt sind den Jungs Videos lieber.
Willie müsste hier drin sein.«
Sie traten in einen großen Raum mit einigen dutzend Stühlen und einem großformatigen Fernseher. Es gab keine Fenster, und die Beleuchtung war gedimmt. Acht oder neun Männer saßen mit verschränkten Armen vor dem Bildschirm. Sie maulten über irgendetwas. Ein Mann stand am Videorekorder, hielt eine Kassette in der Hand, drehte sie hin und her. Er zuckte die Achseln.
»Tut mir Leid«, sagte er.
»Das ist Willie«, erklärte Eric.
Willie Ford war Anfang vierzig, gut gebaut, wenn auch etwas krumm, und militärisch kurz geschoren: bis runter auf die Schwarte. Seine Nase nahm ein Viertel seines Gesichts ein; ein Bart schützte den größten Teil des Rests. Ein bisschen mehr Bräune, und er hätte für einen islamischen Fundamentalisten durchgehen können. Rebus ging auf ihn zu.
»Sind Sie der Polizist?«, fragte Willie Ford. Rebus nickte.
»Die Eingeborenen scheinen unruhig zu sein.«
»Das liegt am Video. Es sollte Black Rain sein, Sie wissen schon, Michael Douglas. Aber stattdessen ist das irgend so'n Japsenstreifen, mit demselben Titel, der aber von Hiroshima handelt. Knapp daneben ist auch vorbei.« Er wandte sich an die Zuschauer. »Haut nicht immer hin, Jungs. Ihr werdet euch was anderes aussuchen müssen.« Zuckte dann die Schultern und verließ, gefolgt von Rebus, den Raum. Die vier Männer gingen zurück in die Bibliothek.
»Sie sind also für die Unterhaltung zuständig, Mr. Ford?«
»Nein, ich seh mir bloß gern Videos an. In Aberdeen gibt's einen Laden, da kann man Kassetten vierzehntageweise ausleihen. Ich nehme meist ein paar mit hier raus.« Er hatte noch immer das Video in der Hand. »Ich glaub's einfach nicht. Der letzte fremdsprachige Film, den die Bande gesehen hat, dürfte Emmanuelle gewesen sein.«
»Gibt's hier auch Pornos?«, fragte
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