Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
»Toxikologisch?«
»Tests laufen noch. Professor Gates meinte, als der Magen aufgeschnitten wurde, hätte es stark nach dunklem Rum gerochen.«
»In der Tüte war eine Flasche.«
Maclay nickte. »Der Leibtrunk des Verblichenen. Laut Gates keine unmittelbaren Anzeichen von Drogenkonsum, aber wir werden die Untersuchungsergebnisse abwarten müssen. Ich hab das Telefonbuch nach Mitchisons durchgeblättert.«
Rebus lächelte. »Ich auch.«
»Ich weiß, bei einer der Nummern, die ich angerufen habe, waren Sie schon drangewesen. Keinen Erfolg?« Rebus schüttelte den Kopf. »Ich hab eine Telefonnummer von T-Bird Oil in Aberdeen gekriegt. Der Chef der Personalabteilung will mich zurückrufen.«
Ein Beamter von der Wettbewerbsbehörde kam auf sie zu, voll bepackt mit T-Shirts und Programmheften. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung, der schmale Schlips hing ihm locker um den Hals. Hinter ihm eskortierte ein Beamter von der »Truppe F« - Revier Livingston - einen weiteren Festgenommenen.
»Bald fertig, Mr. Baxter?«
Der Wettbewerbler ließ die T-Shirts fallen, hob eins wieder auf und wischte sich damit das Gesicht ab.
»Das dürfte es in etwa sein«, meinte er. »Ich trommel meine Leute zusammen.«
Rebus wandte sich zu Maclay. »Ich bin am Verhungern. Sehen wir mal nach, was die für die Superstars aufgetischt haben.«
Fans versuchten, die Absperrung zu durchbrechen; hauptsächlich Teenager, halbe-halbe, Jungen und Mädchen. Ein paar hatten es geschafft, sich reinzumogeln. Sie irrten hinter den Barrieren herum und hielten nach Gesichtern Ausschau, die sie von den Postern an ihren Schlafzimmerwänden her wieder erkennen würden. Wenn sie dann eins sahen, waren sie zu eingeschüchtert, um auch nur ein einziges Wort herauszubringen.
»Haben Sie Kinder?«, fragte Rebus Maclay. Sie waren im Bewirtungszelt, jeder mit einer Flasche Beck's aus einer Kühlbox, die Rebus beim ersten Mal nicht gesehen hatte.
Maclay schüttelte den Kopf. »Der Scheidungsrichter war schneller als ich, wenn ich so sagen darf. Und Sie?«
»Eine Tochter.«
»Erwachsen?«
»Manchmal hab ich das Gefühl, sie ist älter als ich.«
»Die werden schneller erwachsen als zu unserer Zeit.« Rebus quittierte das mit einem Lächeln: Maclay war gute zehn Jahre jünger als er.
Ein widerspenstig kreischendes Mädchen wurde von zwei kräftigen Securitymännern zur Absperrung zurückgeschleift.
»Jimmy Cousins«, sagte Maclay und deutete auf einen der zwei Schränke. »Kennen Sie ihn?«
»Er hat eine Zeit lang in Leith Dienst getan.«
»Ist letztes Jahr in Pension gegangen, erst siebenundvierzig. Dreißig Jahre dabei. Jetzt hat er seine Pension und
einen Job. Gibt einem zu denken.«
»Ich denke, er vermisst den Betrieb.«
Maclay lächelte. »Kann schon zur Sucht werden.«
»Deswegen die Scheidung?«
»Hat wohl eine gewisse Rolle gespielt.«
Rebus dachte an Brian Holmes, machte sich seinetwegen Sorgen. Der jüngere Mann bekam allmählich den Stress zu spüren - weder für die Arbeit noch fürs Privatleben gut. Rebus wusste das aus eigener Erfahrung.
»Kennen Sie Ted Michie?«
Rebus nickte: Das war der Mann, den er in Fort Apache vertrat.
»Die Ärzte meinen, da sei nichts mehr zu wollen. Er lässt sie nicht an sich ran, meint, schneiden war gegen seine Religion.«
»Nach dem, was man so hört, konnte er zu seiner Zeit ganz gut mit dem Knüppel umgehen.«
Eine der Vorbands kam, von plätscherndem Applaus begleitet, ins Zelt. Fünf Männer mit nacktem Oberkörper und Handtüchern um den Nacken, sichtlich high - vielleicht aber auch bloß vom Auftritt. Umarmungen und Küsse seitens einer Schar von Mädchen an einem Tisch, Juchzer und Gebrüll.
»Die haben wir echt fertig gemacht!«
Rebus und Maclay nuckelten schweigend an ihren Flaschen und bemühten sich erfolgreich, nicht wie Promoter auszusehen.
Als sie wieder rausgingen, war es schon so dunkel, dass die Lightshow was hermachte. Feuerwerk gab es auch, was Rebus daran erinnerte, dass Touristensaison war. Nicht mehr lang hin bis zum Military Tattoo, dessen Feuerwerk man selbst bei geschlossenen Fenstern bis nach Marchmont hören konnte. Eine von Fotografen verfolgte Kameracrew verfolgte ihrerseits die Hauptvorgruppe, die bereit zum Auftritt war. Maclay betrachtete die Prozession.
»Sie wundern sich wahrscheinlich, dass die nicht hinter Ihnen her sind«, sagte er verschmitzt.
»Leck mich«, erwiderte Rebus und machte sich auf den Weg zur Seitenbühne. Die Pässe waren farbkodiert. Seiner
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