Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Schaumbläschen von der Schulter, entschied, es sei an der Zeit, sein Auto zu suchen.
Die Akte Spaven hätte geschlossen bleiben sollen, wie lautstark der Häftling auch protestieren mochte. Aber im Gefängnis hatte Spaven angefangen zu schreiben; seine Manuskripte wurden von Freunden und geschmierten Wärtern nach draußen geschmuggelt. Erste Sachen waren in Druck erschienen - zunächst Belletristisches, ein erster Preis in einem Zeitungswettbewerb für eine Erzählung. Als die wahre Identität und der Aufenthaltsort des Gewinners bekannt wurden, brachte die Zeitung einen größeren Bericht. Weitere Erzählungen, weitere Veröffentlichungen. Dann ein Fernsehspiel, von Spaven geschrieben. Es gewann einen Preis irgendwo in Deutschland, einen weiteren in Frankreich, es lief in den USA, geschätzte Einschaltquote weltweit zwanzig Millionen. Es gab eine Fortsetzung. Dann einen Roman, und schließlich erschienen die autobiographischen Sachen - zunächst nur über Spavens Jugend, aber Rebus wusste, worauf die Geschichte hinauslaufen würde. Mittlerweile machten sich die Medien für seine vorzeitige Entlassung stark, die allerdings dadurch vereitelt wurde, dass Spaven einen Mithäftling angriff und ihm eine ernste Kopfverletzung zufügte. Spavens literarische Beiträge aus der Strafanstalt wurden wortgewaltiger denn je - der Mann war neidisch auf Spavens Erfolg gewesen, hatte versucht, ihn auf dem Korridor vor seiner Zelle zu ermorden. Notwehr. Und die Krönung des Ganzen: Dass Spaven sich in dieser beneidenswerten Situation befunden hatte, war überhaupt nur einem groben Justizirrtum zu verdanken. Die zweite Folge von Spavens Autobiographie endete mit dem Elsie-Rhind-Fall und den Namen der zwei Polizeibeamten, die ihm die Sache angehängt hatten: Lawson Geddes und John Rebus. Die Hauptlast seines Abscheus behielt Spaven Geddes vor; Rebus sei eine bloße Charge gewesen, ein Handlanger. Noch mehr Interesse von Seiten der Medien. Rebus sah das Ganze als eine Rachephantasie an, die sich der im Lauf langer Gefängnis jähre durchgeknallte Spaven ausgedacht hatte. Aber jedes Mal, wenn er Spavens Sachen las, spürte er eine starke Manipulation des Lesers, und er musste an Lawson Geddes denken, wie er in jener Nacht vor seiner Tür gestanden hatte, und an die Lügen, die sie beide später erzählten...
Und dann starb Lenny Spaven, nahm sich das Leben. Er setzte sich ein Skalpell an die Kehle und schlitzte sie sich auf- eine Öffnung, in die man seine ganze Hand hätte reinstecken können. Weitere Gerüchte: Er sei von Wärtern ermordet worden, ehe er den dritten Band seiner Autobiographie abschließen konnte, in dem er seine Jahre und Misshandlungen in mehreren schottischen Gefängnissen geschildert hätte. Oder man habe neidischen Mithäftlingen Zutritt zu seiner Zelle verschafft.
Oder es war tatsächlich Selbstmord gewesen. Spaven hinterließ einen Abschiedsbrief- drei verschiedene Fassungen lagen zerknüllt auf dem Boden -, in dem er bis zuletzt seine Unschuld am gewaltsamen Tod der Elsie Rhind beteuerte. Die Medien begannen ihre große Story zu wittern, Spavens Leben und Sterben würden Schlagzeilen machen. Und da... geschah dreierlei.
Erstens: Der unvollendete dritte Band der Autobiographie war veröffentlicht worden - »herzzerreißend« fand ihn ein Rezensent, ein anderer sprach von einer »gewaltigen Leistung«. Er war noch immer in der Bestsellerliste, und die ganze Princes Street entlang starrte einem aus dem Schaufenster jedes Buchladens Spavens Gesicht entgegen. Rebus versuchte, diese Route zu meiden.
Zweitens: Ein Häftling wurde entlassen und erzählte Reportern, er sei der letzte Mensch gewesen, der Spaven gesehen oder gesprochen habe. Nach seiner Aussage hatten Spavens letzte Worte gelautet: »Gott weiß, dass ich unschuldig bin, aber ich habe es so satt, das andauernd zu wiederholen.« Die Story brachte dem Haftentlassenen ein Honorar von siebenhundertfünfzig Pfund von einer Zeitung ein; leicht als ein Brocken anzusehen, der einer leichtgläubigen Presse hingeworfen worden war.
Drittens: Eine neue TV-Serie wurde gestartet, The Justice Programme , eine entschiedene Abrechnung mit dem Verbrechen, dem System und dessen Justizirrtümern. Hohe Einschaltquoten für die erste Staffel - der attraktive Moderator Eamonn Breen schlug beim weiblichen Publikum voll ein. Also war jetzt eine zweite Staffel in Vorbereitung, und der Spaven-Fall - enthauptete Leiche, Anschuldigungen gegen die Justiz und der Selbstmord eines
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