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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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war gelb, was ihn berechtigte, bis seitlich vor die Bühne zu gehen, wo er stehen blieb und sich die Show ansah. Die Lautsprecheranlage war ein Witz, aber es gab Monitore ganz in der Nähe, und er konzentrierte sich auf die. Das Publikum schien sich zu amüsieren, headbangte wie verrückt, ein Meer von körperlosen Köpfen. Er dachte an die Isle of Wight, an andere Konzerte, die er verpasst hatte, an Starbands, die es gar nicht mehr gab. Er dachte an Lawson Geddes, seinen einstigen Mentor, Chef, Beschützer: zwei Jahrzehnte alte Erinnerungen. John Rebus, Mitte der zwanzig, ein Detective Constable, der versuchte, die Jahre beim Militär, die Gespenster und Albträume hinter sich zu lassen. Eine Frau und eine kleine Tochter, die ihrerseits versuchten, sein Leben darzustellen. Und Rebus, möglicherweise auf der Suche nach einem Ersatzvater, den er in Lawson Geddes fand, Detective Inspector, City of Edinburgh Police. Geddes war fünfundvierzig, ehemaliger Soldat, Veteran aus dem Borneokonflikt, erzählte Geschichten vom Dschungelkrieg, erzählte gegen die Beatles an, während niemand in Großbritannien noch großes Interesse an den letzten kolonialistischen Zuckungen des Empire bekundete. Die zwei Männer stellten fest, dass sie die gleichen Wertvorstellungen, die gleichen nächtlichen Schweißausbrüche und die gleichen Albträume hatten. Rebus war neu beim CID, Geddes wusste alles, was man nur wissen konnte. Es war leicht, sich an das erste Jahr ihrer wachsenden Freundschaft zu erinnern, leicht inzwischen auch, die paar kleineren Störungen zu verzeihen: wie Geddes Rebus' junge Frau angebaggert und damit fast Erfolg gehabt hatte; wie Rebus auf einer Party bei Geddes die Besinnung verloren, im Dunkeln aufgewacht war und überzeugt, die Toilette gefunden zu haben, in eine Kommodenschublade gepisst hatte; ein paar Boxkämpfe nach der Polizeistunde, die, da die Fäuste ins Leere gingen, zu Ringkämpfen ausgeartet waren.
    Nicht schwer, das alles zu verzeihen. Aber dann hatten sie einen Mordfall auf den Tisch bekommen, und Leonard Spaven war Geddes' Hauptverdächtiger gewesen. Geddes und Lenny Spaven hatten schon seit ein paar Jahren miteinander Katz und Maus gespielt - schwere Körperverletzung, Zuhälterei, Raub von ein paar LKW- Ladungen Zigaretten. Es war sogar von ein, zwei Morden gemunkelt worden, Gangstersachen, Ausdünnung der Konkurrenz. Spaven hatte gleichzeitig mit Geddes bei den Scots Guards gedient, vielleicht hatte die Rivalität schon da angefangen, keiner von beiden äußerte sich je dazu.
    Weihnachten 1976, ein grausiger Fund auf einem Acker bei Swanston: eine enthauptete weibliche Leiche. Der Kopf tauchte erst knapp eine Woche später auf, am Neujahrstag, auf einem anderen Feld bei Currie. Es herrschten Minustemperaturen. Aus dem Verwesungszustand konnte der Pathologe schließen, dass der Kopf nach Abtrennung vom Körper noch eine Zeit lang in einem geschlossenen Raum aufbewahrt worden war, während man den Körper gleich ausgesetzt hatte. Die Glasgower Polizei halb interessiert, die Bible-John-Akte nach sechs Jahren noch immer offen. Identifizierung anfangs nur anhand der Kleidung, dann ein Hinweis aus der Bevölkerung, der Beschreibung nach zu urteilen könne es sich um eine Nachbarin handeln, die seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen worden sei. Der Milchmann hatte weiter geliefert, bis er zu dem Schluss gelangt war, es sei niemand zu Haus, sie sei über Weihnachten verreist, ohne ihm etwas zu sagen.
    Die Polizei brach die Wohnungstür auf. Ungeöffnete Weihnachtskarten auf dem Fußabtreter; auf dem Herd ein Topf verschimmelte Suppe; ein leise vor sich hindudelndes Radio. Man fand Angehörige, sie identifizierten die Leiche - Elizabeth Rhind, für ihre Freunde Elsie. Fünfunddreißig Jahre alt, von einem Seemann der Handelsmarine geschieden. Sie hatte bei einer Brauerei gearbeitet, Stenotypistin. Sie war allgemein beliebt gewesen, ein kontaktfreudiger Typ. Der Exehemann, Verdächtiger Nummer eins, hatte ein gusseisernes Alibi: Sein Schiff hatte zur Tatzeit vor Gibraltar gelegen. Man ging die Freunde des Opfers durch, besonders die männlichen, und stieß auf einen Namen: Lenny. Kein Nachname - jemand, mit dem Elsie ein paar Wochen lang ausgegangen war. Pub-Bekannte lieferten eine Beschreibung, und Lawson Geddes erkannte sie wieder: Lenny Spaven. Geddes hatte rasch eine Theorie zusammengezimmert: Als Lenny erfahren hatte, dass Elsie in einer Brauerei arbeitete, hatte er sich auf sie eingeschossen.

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