Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
diesmal seine Telefonnummer aufs Band zu sprechen. Er war gerade mittendrin, als sie abnahm.
»Was hat ein Anrufbeantworter für einen Sinn, wenn man zu Hause ist?«, fragte er.
»Anruffilter«, gab sie zur Antwort. »So kann ich feststellen, ob Sie ein Keucher sind, bevor ich mit Ihnen rede.«
»Mit meinen Bronchien ist alles in Ordnung, also reden Sie mit mir.«
»Erstes Opfer«, sagte sie. »Ich hab mit jemandem an der Robert Gordon's geredet. Die Tote studierte Geologie, und dazu gehörten auch mehrere Aufenthalte offshore. Wer da oben Geologie studiert, kriegt hinterher meist einen Job bei der Erdölindustrie, das ganze Studium ist darauf angelegt. Da sie offshore arbeitete, absolvierte sie vorher ein Überlebenstraining.«
Rebus dachte: Helisimulator, ins Schwimmbad getaucht.
»Folglich«, fuhr Siobhan fort, »verbrachte sie einige Zeit am OSC.«
»Dem Offshore Survival Centre.«
»Das ausschließlich Erdölleute bedient. Ich hab die Liste der Mitarbeiter und der Studenten angefordert, die kommt noch per Fax. So viel zum ersten Opfer.« Sie schwieg kurz. »Opfer Nummer zwei schien was vollkommen anderes zu sein: älter, anders gearteter Freundeskreis, andere Stadt. Aber sie war eine Prostituierte, und wie wir wissen, nehmen viele Geschäftsleute, wenn sie auswärts zu tun haben, die Dienste von Professionellen in Anspruch.«
»Davon ist mir nichts bekannt.«
»Opfer Nummer vier arbeitete eng mit der Erdölindustrie zusammen, womit Judith Cairns übrig bleibt, das Glasgower Opfer. Hier und da beschäftigt, darunter als Teilzeitreinigungskraft in einem Hotel im Stadtzentrum.«
»Wieder Geschäftsleute.«
»Also faxen die mir morgen Namen zu. Waren von der Idee nicht sonderlich erbaut, von wegen Datenschutz, Diskretion und so.«
»Aber Sie können überzeugend sein.«
»Ja.«
»Also, worauf hoffen wir? Auf einen Gast im Fairmount, der in irgendeiner Beziehung zur Robert Gordon's steht?«
»Darum bete ich jedenfalls.«
»Ab wann können Sie morgen mit der Antwort rechnen?«
»Das hängt vom Hotel ab. Möglich, dass ich rüberfahre und denen Dampf unterm Hintern mache.«
»Ich ruf Sie an.«
»Wenn sich der AB meldet, hinterlassen Sie mir eine Nummer, unter der ich Sie erreichen kann.«
»Mach ich. Tschüs, Siobhan.« Er legte auf und ging zu Jacks Zimmer. Jack war im Bademantel.
»Ich müsste mir vielleicht mal so ein Ding gönnen«, sagte er. »Stullen sind unterwegs, eine große Kanne Kaffee dito. Ich geh nur mal rasch unter die Dusche.«
»Prima. Hör mal, Siobhan könnte auf was gestoßen sein.« Er setzte Jack ins Bild.
»Klingt viel versprechend. Andererseits...« Jack zuckte die Achseln.
»Mann, und ich dachte, ich war der Zyniker.«
Jack zwinkerte ihm zu und verschwand ins Bad. Rebus wartete, bis er die Dusche laufen und Jack »Puppy Love« summen hörte. Jacks Sachen lagen auf einem Stuhl. Rebus kramte in den Jacketttaschen, förderte Autoschlüssel zutage und steckte sie ein.
Er fragte sich, um wie viel Uhr das Burke's donnerstag-nachts schließen mochte. Er fragte sich, was er Judd Füller sagen würde. Er fragte sich, wie übel Judd Füller es aufnehmen würde.
Die Dusche verstummte. »Puppy Love« ging nahtlos in »What Made Milwaukee Famous« über. Ging doch nichts über einen Mann mit vielseitigem Geschmack. Jack tauchte auf, in Bademantel und allerlei Preisboxerposen.
»Morgen zurück nach Edinburgh?«
»Aber schnurstracks« , bestätigte Rebus.
»Die Sache ausbaden.«
Rebus verschwieg, dass er möglicherweise schon vorher etwas auszubaden haben würde. Und als die Sandwiches kamen, stellte er fest, dass er keinen Appetit mehr hatte. Durst allerdings schon: Vier Tassen Kaffee waren weg wie nix. Er musste wach bleiben. Ihm stand eine lange Nacht bevor, schwarz und ohne Mond.
Dunkelheit während der kurzen Fahrt, Nieselregen. Rebus war vom Kaffee aufgedreht: lose, Funken sprühende Kabel, wo seine Nerven hätten sein sollen. Viertel nach eins. Er hatte im Burke's angerufen, das Münztelefon am Tresen, und einen Gast gefragt, um wie viel Uhr der Laden schloss.
»Die Party is schon fast vorbei, du Arsch!« Und Hörer aufgeknallt. Im Hintergrund »Albatross«, war also Schmusestunde. Jetzt noch zwei, drei langsame Stücke, die letzte Chance, sich eine Frühstückspartnerin zu schnappen. Voll-stress auf der Tanzfläche; mit vierzig nicht weniger als mit achtzehn.
Albatross.
Rebus schaltete versuchsweise das Radio ein - hirnloser Pop, wummernder Diskostampf,
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