Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Telefongeplauder. Dann Jazz. Jazz war okay. Jazz war gut, selbst auf Radio Two. Er parkte in der Nähe des Burke's, beobachtete ohne Ton, wie zwei Rausschmeißer es mit drei Bauernburschen aufnahmen, an denen die jeweiligen Freundinnen erfolglos zerrten.
»Hört auf die Damen«, murmelte Rebus. »Heut Abend habt ihr schon genug bewiesen.«
Die Rangelei löste sich mit drohend gestreckten Zeigefingern und Geschimpfe auf, während die Rausschmeißer mit vor Kraft strotzendem Wiegeschritt hineinstapften. Ein abschließender Tritt gegen die Tür, Spucken auf die bulläugigen Fenster, dann zurückgezerrt und davongeschlurft. Vorhang auf zu einem weiteren Wochenende im Nordosten. Rebus stieg aus und schloss den Wagen ab, atmete die Stadtluft ein. Geschrei und Sirenen oben auf der Union Street. Er überquerte die Straße und ging auf das Burke's zu.
Die Tür war geschlossen. Er trat dagegen, aber niemand kam: Wahrscheinlich dachten sie, die Bauernburschen seien zurückgekehrt. Rebus trat unbeirrt weiter. Jemand streckte den Kopf aus der Innentür, stellte fest, dass es sich nicht um einen normalen Gast handelte, rief irgendwas nach hinten. Jetzt erschien ein schlüsselbundklimpernder Rausschmeißer. Er sah so aus, als wollte er, nach des Tages Last und Müh, endlich ins Bett. Die Tür rasselte und öffnete sich zwei Finger breit.
»Was?«, knurrte er.
»Ich bin mit Mr. Füller verabredet.«
Der Rausschmeißer starrte ihn an, riss dann die Tür auf. In der Bar brannte Licht, Angestellte leerten Aschenbecher und wischten Tische ab, sammelten unzählige Gläser ein. So bei Licht betrachtet, brauchte sich der Klub in Sachen Trostlosigkeit vor keiner Moorlandschaft zu verstecken. Zwei Männer, die wie DJs aussahen - Pferdeschwanz, schwarzes, ärmelloses T-Shirt -, saßen rauchend am Tresen und schütteten flaschenweise Bier in sich hinein. Rebus wandte sich zum Rausschmeißer.
»Ist Mr. Stemmons da?«
»Ich dachte, Sie sind mit Mr. Füller verabredet.«
Rebus nickte. »Ich hatte mich nur gefragt, ob Mr. Stemmons zu sprechen ist.« Erst mit ihm reden - dem zurechnungsfähigen Mitglied der Truppe; Geschäftsmann, kann also zuhören.
»Könnte oben sein.« Sie gingen zurück ins Foyer, stiegen die Treppe hinauf zu Stemmons' und Füllers Büros. Der Rausschmeißer öffnete eine Tür. »Rein mit Ihnen.«
Rebus ging rein - und duckte sich zu spät. Die Hand knallte mit der Wucht einer Rinderhälfte gegen seinen Hals und legte ihn flach. Finger krallten sich um seine Kehle, tasteten nach der Halsschlagader, drückten zu. Keinen Hirnschaden, dachte Rebus, als sich sein Gesichtsfeld von den Rändern her zu verdunkeln begann. Bitte, Gott, mach, dass ich keinen Hirnschaden abbekomme...
31
Er wachte auf und war am Ertrinken.
Sog Schaum und Wasser durch die Nase, durch den Mund ein. Es prickelte auf der Zunge - kein Wasser, Bier. Er schüttelte heftig den Kopf, öffnete die Augen. Lager rann ihm die Kehle hinab. Er versuchte, es auszuhusten. Jemand stand hinter ihm, die inzwischen leere Flasche in der Hand, und kicherte. Rebus versuchte, sich umzudrehen, und stellte fest, dass seine Arme brannten. Buchstäblich. Er konnte Whiskey riechen, eine zerschmetterte Flasche auf dem Fußboden sehen. Seine Arme waren mit dem Zeug übergössen und in Brand gesteckt worden. Er schrie, wand sich. Ein Barhandtuch schlug auf die Flammen ein, und sie verloschen. Das kokelnde Handtuch fiel klatschend auf den Boden. Gelächter hallte von den Mauern wider.
Es stank nach Alkohol. Es war ein Keller. Nackte Glühbirnen und Aluminiumfässchen, Kästen voller Flaschen und Gläser. Ein halbes Dutzend Backsteinpfeiler stützten die Decke. Rebus hatte man nicht an einen davon gefesselt.
Er hing an einem Haken: die Handgelenke vom Seil aufgescheuert, die Oberarmknochen kurz davor, aus den Gelenken zu springen. Rebus verlagerte sein Gewicht mehr auf die Füße. Die Gestalt hinter ihm schmiss die Bierflasche in eine Kiste, kam nach vorn und blieb vor ihm stehen. Pomadisiertes schwarzes Haar mit einem Schmalzlöckchen auf der Stirn und eine große Hakennase mitten in einem Gesicht, das vor Verderbnis troff. Dunkler Anzug, weißes T-Shirt. Rebus tippte auf Judd Füller, schätzte aber, dass er den Zeitpunkt für eine Vorstellung irgendwie verpasst hatte.
»Leider fehlt mir Tony Eis Begabung mit Elektrogeräten«, sagte Füller. »Aber ich tu, was ich kann.«
»Soweit ich's beurteilen kann, machen Sie's ganz gut.«
»Danke.«
Rebus sah sich um. Sie
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