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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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glaube, er wollte es zuerst mit Erpressung versuchen. Er würde alles für sich behalten, solange T-Bird sich dazu verpflichtete, Bannock auf umweltverträgliche Weise zu entsorgen.«
    »Alles?«
    »Was?«
    »Sie sagten Falles für sich behalten^ als ob's noch mehr gäbe.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein.« Aber sie sah ihn dabei nicht an.
    »Joanna, sagen Sie mir eins: Warum haben nicht Sie sich an die Medien gewandt - oder versucht, Ihren Vater zu erpressen? Warum musste es Mitch sein?«
    Sie zuckte die Achseln. »Er hatte die nötige Chuzpe.«
    »Tatsächlich?«
    Wieder ein Achselzucken. »Warum sonst?«
    »Also, wie ich die Sache sehe... Sie haben keine Probleme damit, Ihren Vater zu quälen, nach Möglichkeit immer vor den Augen der Öffentlichkeit. Bei jeder Demo stehen Sie in allererster Reihe, Sie achten darauf, dass Sie ja immer ins Fernsehen kommen, aber wenn Sie sich offen hinstellten und der Welt sagten, wer Sie sind- das wäre doch noch viel wirkungsvoller. Warum also die Geheimniskrämerei?«
    Ihr Gesicht wurde wieder kindlich. Das einzelne Zöpfchen baumelte zwischen ihren Augen, so als wollte sie sich vor der Welt verstecken, aber gleichzeitig doch gesehen werden - ein beliebtes Kinderspiel.
    »Warum die Geheimniskrämerei?«, wiederholte Rebus. »Ich würde sagen, deswegen, weil das eine so persönliche Angelegenheit zwischen Ihnen und Ihrem Vater ist, etwas wie ein privates Spielchen. Ihnen gefällt die Vorstellung, dass Sie ihn auf die Folter spannen, dass er sich fortwährend fragen muss, wann Sie mit der Sache an die Öffentlichkeit gehen werden.« Er hielt kurz inne. »Ich habe den Eindruck, dass Sie Mitch vielleicht benutzten.«
    »Nein!«
    »Ihn dazu benutzten, Ihrem Vater was am Zeug zu flicken.«
    »Nein!«
    »Was bedeutet, dass er etwas an sich hatte, das Ihnen nützlich erschien. Was könnte das wohl gewesen sein?«
    Sie stand auf. »Raus hier!«
    »Etwas, das Sie beide verband.«
    Sie presste sich die Hände auf die Ohren, schüttelte den Kopf.
    »Etwas aus Ihrer Vergangenheit... aus Ihrer und seiner Kindheit. Etwas, das Sie fast zu Blutsverwandten machte. Wie weit reicht das zurück, Jo? Zwischen Ihnen und Ihrem Vater - wie weit reicht das in die Vergangenheit zurück?«
    Sie fuhr herum und schlug ihm mit der offenen Hand ins Gesicht. Fest. Rebus verzog keine Miene, aber es brannte ganz schön.
    »So viel zum Thema gewaltloser Protest«, sagte er und rieb sich die Wange.
    Sie ließ sich wieder auf den Zeitschriftenstapel plumpsen und strich sich mit einer Hand über den Kopf. Sie blieb an einem ihrer Zöpfe hängen und fing an, ihn nervös zwischen den Fingern zu zwirbeln. »Sie haben Recht«, sagte sie, so leise, dass Rebus sie fast nicht verstand.
    »Mitch?«
    »Mitch«, sagte sie und erinnerte sich endlich an ihn. Ließ diesen Schmerz endlich zu. Hinter ihr leckte das Licht der Lampe flackernd an den Fotos. »Als wir uns kennen lernten^ war er wahnsinnig verklemmt. Die hielten's alle nicht für möglich, als wir miteinander auszugehen begannen - so verschieden wie Tag und Nacht, sagten sie. Sie lagen total daneben. Es dauerte eine Weile, aber eines Nachts ist er damit rausgerückt.« Sie hob den Blick. »Sie kennen seine Vorgeschichte?«
    »Vollwaise«, erwiderte Rebus.
    Sie nickte. »Dann ins Heim.« Sie schwieg einen Moment. »Dann missbraucht. Er sagte, er hätte sich immer wieder überlegt, sich jemandem anzuvertrauen, von der ganzen Sache zu erzählen, aber nach so langer Zeit... er fragte sich, was es da noch genützt hätte.« Sie schüttelte den Kopf, Tränen quollen ihr aus den Augen. »Er war der uneigennützigste Mensch, dem ich jemals begegnet bin, aber innerlich, da war er irgendwie völlig zerfressen, und weiß Gott - das Gefühl kenne ich!«
    Rebus begriff. »Ihr Vater?«
    Sie schniefte. »Die Leute sagen, er sei in der Erdölbranche eine »Institution«. Ich... mich hat diese Institution beherrscht...« Ein tiefer Seufzer, der nichts Theatralisches an sich hatte - eine reine biologische Notwendigkeit.
    »Und dann missbraucht.«
    »Gott«, sagte Jack leise. Rebus' Herz raste; er musste seine ganze Kraft aufbieten, um seine Stimme am Zittern zu hindern.
    »Wie lange ging das, Jo?«
    Sie sah wütend auf. »Glauben Sie vielleicht, ich hätte der Drecksau auch nur eine zweite Chance dazu gegeben? Ich bin abgehauen, sobald ich konnte. Bin jahrelang nur gerannt und gerannt, bis ich mir sagte: Scheiße, ey, ich hab nix ausgefressen. Ich bin nicht diejenige, die weglaufen

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