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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Beatles besaß er schon zerkratzte Exemplare.
    Er kaufte auf der Marchmond Road was zu essen ein und frühstückte am Küchentisch mit dem Bible-John/Johnny-Bible-Material als Tischdecke. Schlagzeilen zu Johnny Bi-ble: »Fangt das Ungeheuer!«, »Baby-Face-Killer metzelt drittes Opfer nieder!«, »Dringende Warnung an die Öffentlichkeit«. So ziemlich die gleichen Sprüche, die Bible John ein Vierteljahrhundert zuvor geerntet hatte.
    Johnny Bibles erstes Opfer: Duthie Park, Aberdeen. Michelle Strachan stammte aus Pittenweem in Fife, also hatten sie alle ihre Aberdeener Freunde natürlich Michelle Fifer genannt. Sie sah ihrer Namensvetterin nicht besonders ähnlich: klein und spillerig, mausfarbenes, schulterlanges Haar, vorstehende Schneidezähne. Sie hatte an der Robert Gordon University studiert. Vergewaltigt, erdrosselt; ein Schuh nicht auffindbar.
    Opfer Nummer zwei, sechs Wochen später: Angela Riddell, für ihre Freunde Angie. Sie hatte eine Zeit lang für eine Begleitagentur gejobbt, war bei einer Nutten-Einsammelaktion in der Nähe der Docks von Leith hopsgenommen worden und Frontfrau einer Bluesband gewesen, mit einer rauchigen Stimme, aber zu wenig Feeling. Eine Plattenfirma hatte jetzt das einzige Demo der Band als Single-CD rausgebracht und dank der Sensationsgeilheit mancher Menschen einiges Geld damit verdient. Die Kriminalpolizei von Edinburgh hatte Tausende von Arbeitsstunden damit verbracht, Angie Riddells Vergangenheit durchzuackern, hatte frühere Kunden, Freunde, Fans der Band ausfindig gemacht und nach einem Freier gesucht, der zum Mörder geworden war, einem besessenen Bluesfan, was auch immer. Der Warriston-Friedhof, wo man die Leiche fand, war ein bekannter Aufenthaltsort von Hell's Angels, Hobby-Schwarzmagiern, Perversen und Einzelgängern. In den Nächten nach der Entdeckung der Leiche lief man dort allerdings eher Gefahr, über ein schnarchendes Überwachungsteam zu stolpern als über eine gekreuzigte Katze.
    Ein Intervall von einem Monat, während dem sich eine Verbindung zwischen den ersten zwei Morden ergeben hatte - Angie Riddell war nicht nur vergewaltigt und erdrosselt worden, sondern man hatte ihr auch etwas abgenommen: eine auffällige Halskette aus fünf Zentimeter langen eisernen Kreuzen, die aus einem Laden in der Cockburn Street stammte -, dann ein dritter Mord, diesmal in Glasgow. Judith Cairns, »Ju-Ju«, ging stempeln, was sie aber nicht davon abhielt, nebenher zu jobben: spätabends in einem Fish-and-Chips-Shop, gelegentlich mittags in einem Pub und wochenends als Zimmermädchen in einem Hotel. Als man sie tot auffand, fehlte jede Spur von dem Rucksack, den sie nach einhelliger Aussage ihrer Freunde überallhin mitgenommen hatte, selbst in Klubs und zu Fabrikhallenraves.
    Drei Frauen, im Alter von neunzehn, vierundzwanzig und einundzwanzig, innerhalb von drei Monaten ermordet. Es war zwei Wochen her, dass Johnny Bible zuletzt zugeschlagen hatte. Aus der sechswöchigen Pause zwischen Opfer eins und zwei war ein bloßer Kalendermonat zwischen zwei und drei geworden. Alle warteten, warteten auf die schlimmstmögliche Nachricht. Rebus trank seinen Kaffee, aß sein Croissant und musterte Opferfotos: grobkörnig vergrößerte Zeitungsbilder, auf denen alle drei jungen Frauen lächelten, so lächelten, wie man es normalerweise nur für einen Fotografen tut. Die Kamera log immer.
    Rebus wusste sehr viel über die Opfer, doch äußerst wenig über Johnny Bible. Auch wenn kein Polizeibeamter das jemals öffentlich zugegeben hätte, waren sie machtlos, konnten sie sich nur an die Routine klammern. Es war sein Spiel; sie warteten darauf, dass er einen Fehler machte: aus Selbstüberschätzung, Langeweile oder dem schlichten Wunsch heraus, gefasst zu werden, dem Wissen um Recht und Unrecht. Sie warteten darauf, dass ein Freund, ein Nachbar, eine Geliebte sich meldete - vielleicht auf einen anonymen Anruf, der sich als mehr als lediglich üble Nachrede erweisen würde. Sie alle warteten. Rebus strich mit dem Finger über das größte Foto Angie Riddells. Er hatte sie gekannt, gehörte zum Team, das sie und einen Haufen weiterer Straßenmädchen in jener Nacht in Leith festgenommen hatte. Es war locker zugegangen, viele Witzeleien, freundlich spöttisches Geschäker mit verheirateten Beamten. Die meisten Prostituierten kannten die Prozedur, die Erfahrenen beruhigten die Neulinge. Angie Riddell hatte einem hysterischen Teenager, einer Fixerin, übers Haar gestrichen. Rebus gefiel ihre Art,

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