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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Etta gestorben?«
    »Vor ungefähr einem Jahr. Herzinfarkt, glaube ich. Es gibt noch eine Tochter, wohnt in London.« Rebus erinnerte sich an sie: eine Göre mit Zahnspange. Sie hieß Aileen.
    »Haben Sie Geddes so gehetzt, wie Sie es mit mir getan haben?«
    »Wir >hetzen< nicht, Inspector. Wir wollen nur, dass jeder die Möglichkeit hat, seine Meinung zu äußern. Es ist wichtig für die Sendung.«
    »Die Sendung.« Rebus schüttelte den Kopf. »Jetzt ist es ja wohl nichts mehr mit der Sendung, oder?«
    Ihr Gesicht hatte vom Alkohol etwas Farbe angenommen. »Im Gegenteil, Mr. Geddes' Selbstmord ließe sich als Schuldeingeständnis auslegen. Das gibt eine Mords-Pointe.« Sie hatte sich schnell gefasst; Rebus fragte sich, wie viel von ihrer anfänglichen Schüchternheit nicht reines Theater gewesen war. Ihm wurde bewusst, dass sie in seinem Wohnzimmer stand: überall auf dem Boden Platten, CDs, leere Flaschen, Stapel von Büchern. Er konnte nicht zulassen, dass sie die Küche sah: Johnny Bible und Bible John über den ganzen Tisch verstreut, Beweise einer Obsession. »Deswegen bin ich hier... unter anderem. Ich hätte Ihnen die Nachricht auch telefonisch durchgeben können, aber ich dachte, so was tut man besser persönlich. Und jetzt, wo Sie allein übrig geblieben sind, der einzige lebende Zeuge sozusagen...« Sie griff in die Tasche und holte einen professionell aussehenden Taperekorder samt Mikrofon heraus. Rebus stellte sein Glas ab und ging mit ausgestreckten Händen auf sie zu.
    »Darf ich?«
    Nach kurzem Zögern händigte sie ihm das Gerät aus. Rebus ging damit zur Tür, die noch immer offen stand. Er trat ins Treppenhaus, streckte die Hand über das Geländer aus und ließ den Rekorder los. Er fiel zwei Stockwerke tief und ging auf dem Steinfußboden in Scherben. Sie stand schon hinter ihm.
    »Dafür werden Sie bezahlen!«
    »Schicken Sie mir die Rechnung, und wir werden sehen.«
    Er ging wieder hinein, schloss die Tür hinter sich, legte als zarten Wink die Kette vor und sah durch den Spion, bis sie verschwunden war.
    Er setzte sich in seinen Sessel am Fenster und dachte an Lawson Geddes. Als typischer Schotte schaffte er es nicht, um ihn zu weinen. Weinen war was für verlorene Fußballspiele, Anekdoten über heldenmütige Haustiere, das Absingen von »Flower of Scotland« nach der Sperrstunde. Er konnte über die größten Dummheiten weinen, aber heute weigerten sich seine Tränendrüsen störrisch, ihren Dienst zu tun.
    Er wusste, dass er in der Scheiße saß. Jetzt hatten sie bloß ihn , und sie würden ihre Anstrengungen verdoppeln, um ihre Sendung zu retten. Außerdem hatte die Burgess Recht: Gefangener bringt sich um, Polizist bringt sich um - das war wirklich eine Mords-Pointe. Aber Rebus wollte nicht derjenige sein, der sie ihnen lieferte. Wie sie wollte er die Wahrheit wissen, aber nicht aus denselben Gründen. Er konnte nicht einmal sagen, warum er sie wissen wollte. Eine Möglichkeit: eigene Ermittlungen aufnehmen. Das einzige Problem war: Je tiefer er grub, desto mehr konnte es sein, dass er seinem Ruf - was davon noch übrig war -, vor allem aber dem seines einstigen Mentors, Partners, Freundes das Grab schaufelte. Zweites, mit dem ersten zusammenhängendes Problem: Er war nicht objektiv genug; er konnte nicht selbst ermitteln. Er brauchte einen Ersatzmann, einen Stellvertreter.
    Er nahm den Telefonhörer auf und tippte sieben Ziffern ein. Eine verschlafene Stimme.
    »Ja, hallo?«
    »Brian, hier ist John. Tut mir Leid, dass ich so spät anrufe, jetzt könnten Sie sich revanchieren.«
    Sie trafen sich auf dem Parkplatz in Newcraighall. Im UCI-Kinokomplex brannte noch Licht, irgendeine Spätvorstellung. Das Bowlingcenter war geschlossen; ebenso McDonald's. Holmes und Neil Stapleton waren in ein Haus ganz in der Nähe von Duddingston Park gezogen, mit Blick auf den Portobello Golf Course und den Güterbahnhof. Holmes sagte, der Güterverkehr halte ihn nicht die ganze Nacht lang wach. Sie hätten sich auch am Golfplatz treffen können, aber der war für Rebus' Geschmack zu nah an Neil. Er hatte sie seit ein paar Jahren nicht mehr gesehen, nicht mal bei gesellschaftlichen Anlässen; sie hatten beide einen sechsten Sinn dafür, ob der jeweils andere kommen oder nicht kommen würde. Alte Kratzwunden, von denen Neil zwanghaft immer wieder den Schorf abpulte.
    Also trafen sie sich ein paar Kilometer weiter weg, in einer Schlucht, flankiert von geschlossenen Geschäften - Heimwerkermarkt, Schuhladen,

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