Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Flasche seine Abdrücke gefunden.«
Bain nickte und fing an zu tippen. Rebus rief Aberdeen an, nannte seinen Namen und bat, mit Stuart Minchell verbunden zu werden.
»Guten Morgen, Inspector.«
»Danke für die Nachricht, Mr. Minchell. Haben Sie Allan Mitchisons Personalakte?«
»Liegt direkt vor mir. Was möchten Sie wissen?«
»Den Namen eines nahen Angehörigen.«
Mitchison raschelte mit Papier. »Scheint keine zu geben. Ich seh eben seinen Lebenslauf durch.« Eine lange Pause. Rebus war froh, dass es nicht seine Telefonrechnung war. »Inspector, offenbar war Alan Mitchison Vollwaise. Ich habe hier Angaben über seine Schulbildung, und es ist von einem Kinderheim die Rede.«
»Keinerlei Angehörige?«
»Es sind keine genannt.«
Rebus hatte Mitchisons Namen auf ein Blatt Papier geschrieben. Jetzt unterstrich er ihn und ließ den Rest des Blattes leer. »Was war Mr. Mitchisons Tätigkeitsbereich innerhalb der Firma?«
»Er war... lassen Sie mich mal sehen, er arbeitete bei der Plattform Wartung, konkret als Anstreicher. Wir haben einen Stützpunkt auf Shetland, vielleicht war er dort.« Weiteres Geraschel. »Nein, Mr. Mitchison arbeitete auf den Plattformen selbst.«
»Hat sie angestrichen?«
»Und allgemeine Wartungsarbeiten durchgeführt. Stahl rostet, Inspector. Sie machen sich keine Vorstellung, wie schnell die Nordsee Farbe von Stahl abschleifen kann.«
»Auf welcher Bohrinsel hat er denn gearbeitet?«
»Keine Bohrinsel, Inspector, eine Produktionsplattform. Ich werde nachsehen müssen.«
»Ja, bitte tun Sie das. Und könnten Sie mir seine Personalakte durchfaxen?«
»Sie sagen, er ist tot?«
»Gestern Abend war er's noch.«
»Dann dürfte es kein Problem sein. Geben Sie mir Ihre Nummer.«
Rebus tat es und beendete dann das Gespräch. Bain winkte ihn zu sich. Rebus stellte sich neben ihn, um einen besseren Blick auf den Bildschirm werfen zu können.
»Dieser Typ ist der reine Irre«, sagte Bain. Sein Telefon klingelte. Bain nahm ab und war eine Zeit lang beschäftigt. Rebus las den Bildschirmtext. Anthony Ellis Kane, bekannt als »Tony El«, hatte ein Vorstrafenregister, das bis in seine Jugend zurückreichte. Er war jetzt fünfundvierzig Jahre alt und ein guter Bekannter der Polizei von Glasgow und ganz Strathclyde. Während eines Großteils seines Erwachsenenlebens hatte er im Sold von Joseph Toal gestanden, auch bekannt als »Uncle Joe«, der mit der Muskelkraft seines Sohnes und solcher Männer wie Tony El Glasgow praktisch regierte. Bain legte auf.
»Uncle Joe«, sagte er nachdenklich. »Wenn Tony El noch immer für ihn arbeitet, könnte der Fall ganz anders liegen.«
Rebus erinnerte sich, was der Chef gesagt hatte: Das riecht irgendwie nach organisiertem Verbrechen . Drogen oder unbezahlte Schulden. Vielleicht hatte MacAskill Recht.
»Sie wissen, was das bedeutet?«
Rebus nickte. »Eine Spritztour nach Glasgrob.« Schottlands zwei bedeutendste Städte waren knapp fünfzig Autominuten voneinander entfernt, argwöhnische Nachbarn, so als habe vor Jahren die eine der anderen etwas vorgeworfen und als nage der - berechtigte oder unberechtigte -Vorwurf noch immer an ihr. Rebus hatte ein paar Kontakte beim CID Glasgow, also ging er an seinen Schreibtisch und machte sich ans Telefonieren.
»Wenn Sie Infos über Uncle Joe wollen«, erfuhr er beim zweiten Anruf, »reden Sie am besten mit Chick Ancram. Moment, ich geb Ihnen seine Nummer.«
Wie sich herausstellte, war Charles Ancram Chief Inspector im Stadtteil Govan. Rebus versuchte eine frustrierende halbe Stunde lang, den Mann zu erreichen, und ging sich dann die Beine vertreten. Die Schaufenster der Geschäfte vor Fort Apache waren mit Stahlrollläden und -gittern gesichert und größtenteils im Besitz von Asiaten, auch wenn hinter den Ladentischen durchweg Weiße bedienten. Draußen auf der Straße lungerten tätowierte Männer in T-Shirts herum und rauchten. Augen so Vertrauen erweckend wie die eines Wiesels in einem Hühnerstall.
Eier? Ich doch nicht, Mann, die kann ich auf den Tod nicht ab.
Rebus kaufte sich Zigaretten und eine Zeitung. Als er aus dem Laden herauskam, erwischte ihn ein Kinderwagen am Schienbein, und eine Frau schimpfte, er solle aufpassen, wo er seine Scheißquanten hinsetze. Sie schob hastig ab, ein Kleinkind hinter sich herschleifend. Zwanzig, vielleicht einundzwanzig, Haare blondiert, zwei Schneidezähne weg. An ihren nackten Unterarmen waren Tattoos zu sehen. Auf der anderen Straßenseite forderte ihn eine
Weitere Kostenlose Bücher