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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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cremefarbenes Jackett, dazu ein gelbes Hemd mit offenem Kragen.
    »So«, sagte Rebus, »nenne ich Sie jetzt den ganzen Abend lang Lumsden?«
    »Mein Vorname ist Ludovic.«
    »Ludovic Lumsden?«
    »Meine Eltern hatten Sinn für Humor. Meine Freunde nennen mich Ludo.«
    Der Abend war warm und noch hell. In den Gartenanlagen machten die Vögel Radau, und fette Möwen spazierten auf den Bürgersteigen.
    »Bis zehn, vielleicht elf, bleibt's hell«, erklärte Lumsden.
    »Das sind die fettesten Möwen, die ich je gesehen habe.«
    »Ich kann die nicht ausstehen. Gucken Sie sich bloß an, wie die Bürgersteige aussehen.«
    Es stimmte, das Pflaster war mit Vogelscheiße übersät. »Wo gehen wir hin?«, fragte Rebus.
    »Lassen Sie sich überraschen. Es ist alles bequem zu Fuß zu erreichen. Mögen Sie Überraschungstouren?«
    »Ich mag es, einen Führer zu haben.«
    Ihre erste Station war ein italienisches Restaurant, in dem Lumsden gut bekannt war. Jeder schien ihm die Hand geben zu wollen, und der Besitzer nahm ihn, nachdem er sich bei Rebus entschuldigt hatte, auf ein kurzes vertrauliches Gespräch beiseite.
    »Die Italiener hier oben sind zahm«, erklärte Lumsden später. »Sie haben's nie richtig geschafft, die Stadt zu regieren.«
    »Wer tut's dann?«
    Lumsden dachte über die Frage nach. »Eine gemischte Gesellschaft.«
    »Amerikaner dabei?«
    Lumsden nickte. »Denen gehören ein Großteil der Nachtklubs und ein paar von den neueren Hotels. Dienstleistungsgewerbe eben. Die sind in den Siebzigern hergekommen und dageblieben. Möchten Sie später in einen Klub?«
    Rebus zuckte die Achseln. »Das klingt ja fast respektabel.«
    Lumsden lachte. »Ach, Sie wollen es schäbig} Das erwartet man von Aberdeen, stimmt's? Da machen Sie sich völlig falsche Vorstellungen. Die Stadt ist durch und durch respektabel. Wenn Sie wirklich wollen, kann ich Sie später zum Hafen bringen: Stripperinnen und richtige Säufer, sind aber eine winzige Minderheit.«
    »Wenn man im Süden wohnt, hört man so allerlei Geschichten.«
    »Natürlich: Luxusbordelle, Drogen und Porno, Glücksspiel und Alkohol. Wir hören die Geschichten auch. Aber zu sehen...« Lumsden schüttelte den Kopf. »Tatsächlich ist die Ölindustrie ziemlich brav. Die roughnecks , die wirklich harten Burschen, sind so gut wie verschwunden. Das Erdöl ist gesellschaftsfähig geworden.«
    Rebus war schon fast überzeugt, aber Lumsden trug zu dick auf, hörte nicht auf zu reden, und je mehr er sagte, desto weniger glaubte ihm Rebus. Der Besitzer kam noch einmal auf ein kurzes Gespräch vorbei, zog Lumsden in eine Ecke des Restaurants. Lumsden klopfte dem Mann beruhigend auf den Rücken.
    »Sein Sohn schlägt über die Stränge«, erklärte Lumsden, als er sich wieder setzte. Er zuckte die Achseln, als gebe es nichts mehr zu sagen, und empfahl Rebus, die Hackfleischbällchen zu probieren.
    Später landeten sie in einem Nachtklub, wo Geschäftsleute mit jungen Türken um die Aufmerksamkeit von zu Lycra-Schlampen mutierten Ladenmädchen wetteiferten. Die Musik war laut und die Kleidung schrill. Lumsden nickte im Rhythmus des Beats, schien sich aber sonst nicht besonders zu amüsieren. Er sah aus wie ein Fremdenführer. Ludo: Homo ludens, der Spielchenspieler. Rebus wusste, dass er ein nettes Märchen aufgetischt bekam, dasselbe Märchen, das man hier jedem Touristen aus dem Süden auftischte: Das hier war das Land der Baxter's-Suppen, der Männer in Faltenröckchen und der markig-sentimentalen Balladen; das Erdöl war eine Industrie wie jede andere auch, die Stadt und ihre Menschen hatten sich von ihr emanzipiert. Es herrschte noch immer ein bisschen das Lebensgefühl der Highlands.
    Es gab keine dunkle Kehrseite.
    »Ich dachte, dieser Klub könnte Sie interessieren!«, versuchte Lumsden die Musik zu überbrüllen.
    »Wieso?«
    »Hier hat Michelle Strachan Johnny Bible kennen gelernt.«
    Rebus schluckte. Er hatte auf den Namen des Klubs nicht geachtet. Er blickte sich jetzt mit anderen Augen um, sah Tanzende und Trinkende, sah besitzergreifende Arme sich um widerstrebende Nacken legen. Sah hungrige Blicke und erkaufte Paarungsbereitschaft. Er stellte sich vor, wie Johnny Bible ruhig an der Bar stand, Möglichkeiten im Geist abhakte, die Auswahl immer weiter einengte und zuletzt Michelle Fifer zum Tanz aufforderte...
    Als Rebus einen Ortswechsel vorschlug, erhob Lumsden keine Einwände. Bis dahin hatten sie lediglich eine Runde Drinks bezahlt. Das Essen im Restaurant »war schon

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