Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
durchgesetzt hatte, versuchte er sich immer erfolglos zu erinnern, ob 3,5 cl mehr oder weniger als ein Viertel Gill waren. So viele Betrunkene auf einen Haufen hatte er zuletzt in Edinburgh nach einem Lokalderby gesehen, Hibernian gegen Heart of Midlothian. Er war in einer Kneipe auf der Easter Road gewesen, und die Hibs hatten gewonnen. Urchaos.
    Er brauchte fünf Minuten, um mit seinem Tresennachbarn, der früher auf den Bohrinseln gearbeitet hatte, ins Gespräch zu kommen. Er war klein und drahtig, noch keine vierzig und schon völlig kahl und trug eine Buddy- Holly-Brille mit fingerdicken Gläsern. Er hatte in der Kantine gearbeitet.
    »Eins-A-Fraß, jeden Tag. Drei Menüs, zwei Schichten. Topqualität. Die Neueingänge stopften sich immer voll, aber dann hatten sie's bald raus.«
    »Haben Sie auch im Zweiwochenwechsel gearbeitet?«
    »Haben alle gemacht. Und das waren Siebentagewochen.« Während der Mann redete, hing sein Kopfüber dem Tresen, als wäre er zu schwer zum Heben. »Da wurde man süchtig von. An Land, da konnte ich mich nie eingewöhnen, ich konnt's nie erwarten, wieder auf See zu kommen.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Die Geschäfte liefen schlechter. Ich wurd nicht mehr benötigt.«
    »Auf den Bohrinseln soll's ja Dope in Massen geben. Haben Sie damals was davon zu sehen gekriegt?«
    »Scheiße, und ob! Überall. Nur für'n Feierabend, klar? Keiner war so bescheuert, zugedröhnt auf Maloche zu gehen. Eine falsche Bewegung, und ein Rohr hackt dir die Hand ab. Ich weiß das, hab's selbst miterlebt. Oder wenn du das Gleichgewicht verlierst, das sind fünfzig beschissene Meter bis runter zum Wasser. Aber es gab jede Menge Stoff, jede Menge Sprit. Und ich sag dir was, Frauen gab's vielleicht keine, aber wir hatten Wichshefte und -videos bis zum Abwinken. Für jeden Geschmack was, und 'n paar von denen, da konntest du echt von kotzen. Und das sag ich jetzt als Mann von Welt, da weißt du also wohl, was ich meine.«
    Rebus konnte es sich denken. Er spendierte dem Knirps einen Drink. Wenn sich sein Kumpel noch ein Stückchen tiefer über den Tresen gebeugt hätte, wäre er mit der Nase im Glas gelandet. Als jemand ankündigte, dass in fünf Minuten das Karaoke losgehen würde, wusste Rebus, dass es Zeit war zu verschwinden. Genug gesehen, genug erlebt. Mithilfe des Stadtplans pirschte er sich wieder in die Gegend der Union Street. Die Nacht kam langsam in Fahrt. Gruppen von Teenagern streiften durch die Straßen, während Einsatzwagen - schlichte blaue Transits - sie im Auge behielten. Es gab eine starke Präsenz von uniformierter Polizei, aber das schien niemanden einzuschüchtern. Die Leute grölten, sangen, klatschten. Aberdeen unter der Woche war wie Edinburgh in einer üblen Samstagnacht. Ein paar Trachtengruppier diskutierten mit zwei jungen Männern, während deren Freundinnen dabeistanden und Kaugummi kauten. Direkt daneben parkte ein Einsatzwagen mit offener Hecktür.
    Ich bin hier bloß ein Tourist, sagte sich Rebus und ging weiter.
    Irgendwo bog er falsch ab, so dass er sich seinem Hotel von der entgegengesetzten Richtung näherte und dabei an einem großen Standbild von William »Braveheart« Wallace mit gezücktem Highlander seh wert vorbeikam.
    »'n Abend, Mel«, sagte Rebus.
    Er stieg die Treppe zum Hoteleingang hinauf, entschied sich für einen Schlummertrunk, einen zum Mit-aufs- Zimmer-Nehmen. Die Bar war voller Konferenzteilnehmer, zum Teil noch mit Ansteckschildchen am Revers. Sie saßen an Tischen, die voll von leeren Gläsern waren. Eine einzelne Frau hockte am Tresen, rauchte eine schwarze Zigarette, blies den Rauch zur Decke. Sie trug eine Menge Gold. Ihr Kostüm war purpurrot, ihre Strumpfhose - nein, doch eher Strümpfe? - schwarz. Sie besaß ein hartes Gesicht. Ihre wasserstoffblonden Haare waren straff nach hinten gekämmt und wurden von einer großen goldenen Spange zusammengehalten. Sie hatte Puder auf den Wangen, und ihr Mund schimmerte von dunklem Lippengloss. Sie mochte in Rebus' Alter sein, vielleicht sogar ein, zwei Jährchen älter - der Typ Frau, den Männer als »gut aussehend« bezeichnen. Sie hatte schon ein paar Gläser intus, was vielleicht der Grund war, warum sie lächelte.
    »Gehören Sie zur Konferenz?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Dem Herrn sei Dank. Ehrenwort, jeder Einzelne von denen hat versucht, mich anzubaggern, aber alles, worüber die reden können, ist roh.« Sie legte eine Kunstpause ein. »So nennen die Rohöl - >totes‹ und ›lebendiges‹

Weitere Kostenlose Bücher