Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Rohöl: live und dead crude . Wussten Sie, dass es die zwei Sorten gibt?«
    Rebus lächelte, schüttelte den Kopf und bestellte einen Drink. »Möchten Sie noch was trinken, oder zählt das als Anbaggern?«
    »Tut's und ich möchte.« Sie bemerkte, dass er ihre Zigarette betrachtete. »Sobranie.«
    »Schmecken die durch das schwarze Papier besser?«
    »Durch den Tabak schmecken sie besser.«
    Rebus holte sein eigenes Päckchen heraus. »Ich bin mehr so der Sägespänetyp.«
    »Das sehe ich.«
    Die Drinks kamen. Rebus unterschrieb den Bon, damit sie auf sein Zimmer gesetzt wurden.
    »Sind Sie geschäftlich hier?« Sie hatte eine tiefe Stimme -Westküste oder so, Arbeiterklasse mit Schulbildung.
    »So in der Art. Und Sie?«
    »Geschäftlich. Also, was machen Sie?«
    Denkbar schlechteste Antwort auf eine Anmache: »Ich bin Polizeibeamter.« Sie hob eine Augenbraue; interessiert. »CID?«
    »Ja.«
    »Arbeiten Sie am Johnny-Bible-Fall?«
    »Nein.«
    »Nach dem, was die Zeitungen schreiben, hatte ich gedacht, jeder Polizist in Schottland arbeitet daran.«
    »Ich bin die Ausnahme.«
    »Ich erinnere mich an Bible John«, sagte sie und zog an ihrer Zigarette. »Ich bin in Glasgow aufgewachsen. Wochenlang hat mich meine Mum nicht aus dem Haus gelassen. Ich kam mir vor wie im Knast.«
    »So ging's einer Menge Frauen damals.«
    »Und jetzt geht alles wieder von vorn los.« Sie schwieg. »Als ich sagte, ich würde mich an Bible John erinnern, hätte Ihr Text lauten müssen: ›Dazu sehen Sie nicht alt genug aus.‹«
    »Was beweist, dass ich Sie nicht anzubaggern versuche.«
    Sie starrte ihn an. »Schade«, sagte sie und streckte die Hand nach ihrem Drink aus. Auch Rebus nahm Zuflucht bei seinem Glas; schindete Zeit. Sie hatte ihm alle nötigen Informationen geliefert. Jetzt musste er entscheiden, ob er entsprechende Maßnahmen ergreifen sollte oder nicht. Sie zu sich aufs Zimmer einladen? Oder sich auf...
    ja, was genau berufen? Schuldbewusstsein? Angst? Selbstverachtung?
    Angst.
    Ihm war klar, wie die Nacht weitergehen könnte: mit dem Versuch, aus der Bedürftigkeit Schönheit zu schöpfen, Leidenschaft aus einer gewissen Verzweiflung.
    »Ich fühle mich geschmeichelt«, sagte er endlich.
    »Tun Sie's nicht«, entgegnete sie rasch. Womit er wieder am Zug war, ein Amateur gegen eine Großmeisterin.
    »Was tun Sie denn nun?«
    Sie wandte sich ihm zu. Ihre Augen verrieten, dass sie dieses Spiel aus dem Effeff beherrschte. »Ich bin im Verkauf. Produkte für die Erdölindustrie.« Sie neigte den Kopf in Richtung der übrigen Männer in der Bar.
    »Arbeiten muss ich vielleicht mit denen, aber noch lange nicht meine Freizeit mit ihnen verbringen.«
    »Wohnen Sie in Aberdeen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich geb Ihnen noch einen aus.«
    »Ich muss morgen früh raus.«
    »Ein Glas mehr wird nicht schaden.«
    »Vielleicht doch«, erwiderte Rebus, ohne den Blick abzuwenden.
    »Tja«, sagte sie, »das war dann der vollkommene Ausklang eines vollkommen beschissenen Tages.«
    »Tut mir Leid.«
    »Machen Sie sich nichts draus.«
    Als er die Bar verließ und an die Rezeption ging, spürte er ihren Blick auf sich. Auf dem Weg zu seinem Zimmer musste er sich jede einzelne Stufe abringen. Ihr Sog war stark. Ihm wurde bewusst, dass er nicht einmal ihren Namen kannte .
    Während er sich auszog, ließ er den Fernseher laufen. Irgend so ein drittklassiger Hollywooddreck: Die Frauen sahen wie Skelette mit Lippenstift aus; die Männer spielten aus dem Nacken heraus; er hatte schon Friseure mit mehr dramatischem Talent erlebt. Er dachte wieder an die Frau. War das eine Professionelle? Bestimmt nicht. Aber sie war zielstrebig vorgegangen. Er hatte ihr gesagt, er fühle sich geschmeichelt; tatsächlich war er verwirrt. Rebus hatte Beziehungen zum anderen Geschlecht schon immer als schwierig empfunden. Er war in einem Bergarbeiterdorf aufgewachsen, in dem man, was Dinge wie sexuelle Freizügigkeit anging, ein wenig hinter der Zeit herhinkte. Man steckte einem Mädchen die Hand in die Bluse, und schon lief einem ihr Vater mit einem Ledergürtel hinterher.
    Dann war er zum Militär gegangen, wo Frauen entweder Phantasiegeschöpfe oder Unberührbare waren: Schlampen und Madonnen, ein Mittelding schien es nicht zu geben. Nach seiner Entlassung aus der Armee heuerte er bei der Polizei an. Mittlerweile verheiratet, hatte sich sein Beruf als faszinierender, vereinnahmender erwiesen als die Beziehung - als jede Beziehung. Seitdem dauerten seine Liebschaften

Weitere Kostenlose Bücher