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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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gestohlen.«
    Wexford verließ sie und fuhr wieder nach Flagford. Gegen das grelle Licht der tief stehenden Sonne konnte nicht einmal die Sonnenblende hinter der Windschutzscheibe viel ausrichten. Grimble’s Field hatte sich zum Kaninchenparadies entwickelt. Als Wexford den Weg hinaufspazierte, huschten sie schutzsuchend unter die Bäume. Obwohl man den Bungalow schon zweimal durchsucht hatte, fand er, ein dritter Blick könne nichts schaden. Zuerst probierte er die Kaltwasserhähne im Bad, einen über der Badewanne, den anderen über dem Waschbecken. Zu seiner Überraschung – er hatte nie ganz an die These geglaubt, Miller sei hier eingedrungen, um sich zu waschen oder ein Bad zu nehmen – kam aus beiden Wasser. Kein Schwall und auch kein gleichmäßiger Strahl, aber doch deutlich mehr als nur ein Getröpfel. Man hätte leicht das Becken damit füllen können, und im September wäre es zum Waschen auch noch nicht zu frisch gewesen. Der Seifenrest lag ebenfalls noch da, wenn auch inzwischen rissig und schwarz. Und sogar den Rasierpinsel und den grauen Handtuchfetzen gab es noch. Aber das Messer …?
    Garantiert war beiden McNeils bewusst gewesen, dass man die Leiche im Keller mit hoher Wahrscheinlichkeit entdecken würde. Also musste Ronald McNeil sehr daran gelegen gewesen sein, das Messer direkt neben der Leiche zu platzieren. Aber hatte es je ein Messer gegeben? Bridget Cook hatte Hannah erzählt, Miller habe eines »zur Selbstverteidigung« bei sich getragen. Wie oft hatte Wexford diese Entschuldigung schon gehört. Wexford musterte das Bad. Es war mit Sicherheit schon zu der Zeit verwahrlost gewesen, als der alte Grimble es noch täglich benutzt hatte. Kalkflecken und Rostbeulen verunzierten Wasserhähne und Abläufe. Sämtliche Leitungen waren auf Putz verlegt und die meisten mit schmutzigen Lumpen umwickelt. An der Badewannenfront waren mehrere Fliesen abgeplatzt. Auf dem Boden hatte sich eine dicke Staubschicht abgelegt. Das meiste davon hatte das forensische Team beim Durchsuchen weggefegt. An der saubersten Stelle kniete er sich hin und beäugte aus der Nähe die Bodenbretter.
    Wexford tastete sich durch die grieseligen Wollmäuse, die sich hinter der Toilettenschüssel angesammelt hatten, und bohrte seinen Zeigefinger in einen Spalt zwischen den Brettern. Sehen konnte er nichts, aber sein Finger stieß gegen ein Hindernis. Jetzt hätte er ein Messer (ein Messer!) gebraucht. Nur damit käme er in den Spalt hinein. Er ging in die Küche, zog eine Schublade auf, in der er so etwas vermutete, und entdeckte ein paar uralte verrostete Besteckteile. Soweit er erkennen konnte, waren die Messer viel zu stumpf, um jemanden damit zu erstechen, und dienten höchstens noch dem Zweck, den er einem von ihnen zugedacht hatte. Er ging zurück ins Bad, schob die rostige Klinge in den Spalt und drückte sie nach hinten, bis er das Hindernis zur Hälfte hochgehoben hatte, ein kleines zylindrisches Objekt. Vorsichtig pulte er es heraus und blies den Staub weg. Jetzt sah er, was es war: eine Patrone, die ziemlich sicher aus einer zwölfkalibrigen Flinte stammte.
    Das war zumindest der Beweis für Mrs. McNeils Geschichte. Wie wichtig war es jetzt noch, ob das Rätsel um das Messer je gelöst wurde? Es spielte kaum eine Rolle, ob McNeil aus Selbstverteidigung oder vorsätzlich getötet hatte. Er war tot, und seine Witwe konnte man nur noch wegen Verheimlichung eines Leichenfunds belangen. Angenommen, Grimble bekäme doch noch seine Baugenehmigung. Würde jemand in einem Haus wohnen wollen, beziehungsweise in zwei oder drei Häusern, in denen zwei Morde geschehen waren? Wo man zwei Leichen versteckt hatte? Während sich Wexford noch gedankenverloren in die Rolle eines möglichen Käufers hineinversetzte, hörte er leise eine Tür zuklappen und dann Schritte in der Küche.
    Als er sich umdrehte, fand er sich in der gleichen Position wieder wie damals Miller, den der Eindringling McNeil überrascht hatte. Allerdings trug dieser Eindringling keine Flinte bei sich. Ohne höfliche Einleitungsfloskel meinte Claudia Ricardo: »Ich habe draußen Ihren Wagen mit Ihrem Fahrer gesehen. Ich dachte, es sei eine gute Gelegenheit, von Ihnen ein paar Fakten zu erfahren.«
    Er sagte nichts und wartete ab.
    »Ist es wahr, dass Sie hier drinnen Dustys Leiche gefunden haben?«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Und dass er schon seit acht Jahren tot ist? Ermordet? Seltsam. Und im September sind es acht Jahre gewesen?«
    »Sieht so aus«, sagte

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