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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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irgendeinem Grund fing ich langsam an, daran zu glauben.«
    Bisher hatte Burden zusehends gelangweilter gewirkt, aber jetzt hellte sich seine Miene auf, und er hob seinen Bierkrug an die Lippen, als wollte er etwas feiern.
    »Greg hat mir Tee gekocht und Kekse serviert. Er hat mir seine sämtlichen bisherigen Jobs geschildert, die Hotels, in denen er gearbeitet hat, seine Ausbildung zum Krankenpfleger und für den Nachtdienst und so weiter und so weiter. Ich dachte schon, Mrs. McNeil würde nie mehr aufwachen. Schließlich habe ich ihn dazu gebracht, sie aufzuwecken, was er dann auch tat – sachte, aber wirksam. Das muss ich ihm lassen.«
    Burden nickte. »Und dann?«
    »Habe ich sie gefragt. Weißt du, Mike, ich bin immer wieder über unsere … äh, Klienten erstaunt. Sie lügen und lügen, und wenn wir ihnen schließlich ins Gesicht sagen, wir wüssten, dass sie gelogen haben, wir könnten es beweisen, ihre Lügen seien offenkundig, dann schämen sie sich nicht einmal. Sie sagen nicht, es täte ihnen leid oder sie hätten Schuldgefühle, und sie fragen nicht, was wir wohl jetzt von ihnen denken würden. Dann heißt es nur: »Okay«, oder: »Stimmt, na und?«
    Burden zuckte die Achseln und meinte verächtlich: »Na ja, es ist und bleibt eben ein Haufen Schurken. Stimmt’s? Pack. Und Irene McNeil ist genauso schlimm wie alle anderen, selbst wenn sie vielleicht zur hochnäsigen Oberschicht gehört. Was hat sie gesagt?«
    »Als sie das Haus vor zwei Jahren wieder betrat – erinnerst du dich? Sie wollte zu den Pickfords zum Tee –, habe sie die Leiche nicht angeschaut. Stattdessen habe sie das Messer auf dem Kellerboden liegen gesehen. Sie habe es in ihre Handtasche gesteckt, wo es während der Teestunde der alten Damen vermutlich auch blieb, und habe es danach mit nach Hause genommen. An diesem Punkt hat offensichtlich irgendetwas sie verwirrt, denn anstatt das Messer als nützlichen Beweis für Ronald McNeils Selbstverteidigung zu betrachten, kam sie zu dem Schluss, es handle sich um eine gefährliche Waffe, was es ja auch ist, und würde ihren Mann und sie noch tiefer in ein Verbrechen verstricken. Inzwischen war ich ganz schön wütend auf sie, Mike, und habe sie gefragt, ob sie wüsste, dass es eine Straftat sei, wenn man der Polizei mutwillig die Zeit stehle. Daraufhin gab es für sie wieder mal nur noch ›Weiberwaffen, Wassertropfen‹.« Reumütig schüttelte Wexford den Kopf. »Wenn Hannah das hören könnte, würde sie den letzten Funken Respekt vor mir verlieren.«
    »Du meinst, sie hat geweint?«
    »Ganz genau. Dann hat sie gemeint, sie habe damals eine Putzfrau gehabt – ich musste mir eine ellenlange Mängellitanei über diese Person anhören –, und diese Putzfrau hätte das Messer irgendwo in einer Schublade entdeckt und es gestohlen.«
    »Und das hast du ihr geglaubt?«
    »Abwarten! Ich habe den Namen dieser Frau aus ihr herausgekitzelt. Und nun rate mal, wer es ist.«
    »Woher soll ich das wissen, Reg?«
    »Wenn es jemand wissen müsste, dann du. Sie heißt Leanne Fincher, die Mutter von Darrel Fincher. Erinnerst du dich noch an sie? Sie hatte ihrem Sohn ›zum Selbstschutz‹ ein Messer geschenkt.«
    Burden lachte. »Erstaunlich. Wir haben ihm das Messer abgenommen. Es müsste immer noch bei uns liegen.«
    »Ausgezeichnet«, rief Wexford. »Vielleicht erweitere ich ihr Strafregister auch noch um Behinderung der Polizeiarbeit. Bei Mrs. M. ist mir jetzt der Geduldsfaden gerissen. Sie ist nicht nur alt, sondern auch eine verstockte Sünderin. Ich werde dieses Messer Bridget Cook zeigen, obwohl ich nicht überzeugt bin, dass das viel bringen wird.
    »Hatte Miller also tatsächlich ein Messer ins Bad mitgenommen?«
    »Ich glaube nicht. Meiner Ansicht nach hat McNeil, nachdem er Miller erschossen hatte, in der Küche dessen Kleidung durchsucht und dabei die tausend Pfund entdeckt, die er als aufrechter und grundehrlicher Mensch natürlich nicht angetastet hat. Dabei hat er obendrein das Messer gefunden. Er hat es neben der Leiche ins Bad gelegt und später dann in den Keller. Vielleicht hat er gedacht, er würde bei seiner Frau besser dastehen, wenn er ihr weismachen könnte, er hätte in Notwehr gehandelt.« Wexford verdrehte die Augen. »Darüber hätte er sich nicht den Kopf zerbrechen müssen. Sie ist genauso skrupellos, wie er es war.«

22
    _____
    Zufällig traf er Iman Dirir auf der High Street. Sie kam gerade mit einer der typischen schwarz-goldenen Einkaufstaschen aus dem einzigen Laden

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