Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony
reicht er seinen Lohnscheck ein, und wenn er etwas bezahlen muß, schreibt er fleißig Schecks aus. Hat Ihr Interesse für Nugget einen dienstlichen Grund?«
»Lediglich, weil er von Ihren Leuten derjenige war, der in der fraglichen Zeit dem Tatort am nächsten war. Sein Lager war nur sechs Meilen entfernt. Bohnenstange war ebenfalls in der Nähe, doch schon etwas weiter entfernt. Nugget scheint seinen Frauen und Kindern gegenüber sehr großzügig zu sein.«
»Er fährt nie nach Broken Hill. Da kann er sich diese Großzügigkeit leisten. Alle sechs Monate kommt ein syrischer Händler nach Quinambie. Bei ihm erhält man alles, was man hier im Busch braucht. Dort kauft Nugget seinen Frauen und Kindern die Kleidung, und die wird getragen, bis sie vom Leib fällt. Die Kinder bekommen eine Menge Spielzeug. Es ist jedesmal ein Fest, wenn dieser Hausierer kommt. Außer Nugget tragen ja auch die anderen Eingeborenen, die auf dem Gebiet von Quinambie leben, ihr Geld zu dem Syrer, und dann geht es hoch her. Ich habe gesehen, wie Nugget eine riesige Zigarre geraucht hat. Mir hat er mal eine geschenkt. Ich habe sie geraucht, aber hinterher war mir schrecklich übel.«
Der Zaunwart stand auf und füllte den Kessel, um noch einen letzten Becher Tee aufzubrühen. Bony sammelte inzwischen Kleinholz, das am nächsten Morgen zum Feueranzünden dienen sollte. Nachdem dies erledigt war, nahmen die beiden Männer wieder am Lagerfeuer Platz.
»Manchmal scheint Nugget sein Geld etwas leichtsinnig auszugeben«, meinte Bony nachdenklich. »Bei seinem Stammlager sah ich eine kaputte Kamera – eine Box.«
»Nugget geht nur mit zwei Dingen pfleglich um: mit seinem Gewehr und seiner Kamera. Zunächst kam er mit seiner Kamera überhaupt nicht zu Rande. Es war ein teurer Apparat, aber er konnte nicht damit umgehen, bis sich schließlich der Verwalter von Quinambie erbarmte und ihm alles genau erklärte. Dann brachte er allerdings ganz ordentliche Fotos zustande. Die Box hat er wohl seinen Kindern geschenkt. Ich finde oft kaputtes Spielzeug.«
Bony wechselte das Thema und fragte Newton, wie oft er Urlaub nähme, während Newton sich nach Bonys Arbeit und den persönlichen Verhältnissen erkundigte.
»Sie scheinen mehr über diesen Mord zu wissen als wir«, bemerkte der Zaunwart schließlich.
»Das muß ja wohl auch so sein«, erwiderte Bony lächelnd. »Sehen Sie, ich habe die Polizeiakten gründlich studiert. Wie Sie vermutlich wissen, blieb der Sergeant mit seinem Assistenten eine volle Woche lang bei Brunnen zehn und führte von dort aus seine Ermittlungen. Dann erst erfolgte die gerichtliche Untersuchung, doch die Verhandlung führte auch zu keinem Ergebnis. Deshalb bat man mich, den Fall zu übernehmen. Ich glaube, ich sagte Ihnen bereits, daß ich auf Ermittlungen im Busch spezialisiert bin – im Busch, wo andere Polizeibeamte zwangsläufig versagen müssen.«
»Und Sie glauben tatsächlich, Sie werden den Mörder finden?«
»Selbstverständlich werde ich den Mörder finden! Jeder Fall, der von mir übernommen wurde, ist von mir auch aufgeklärt worden.«
»Sind Sie schon lange bei der Polizei?«
»Ich ging sofort nach Beendigung meines Hochschulstudiums zur Polizei. Geduld ist meine stärkste Waffe. Einmal benötigte ich zur Aufklärung eines Mordes eine Woche, ein andermal dauerte es zwei Jahre. In gewisser Hinsicht ähnelt meine Arbeit auch der Ihren am Zaun: Sie wird niemals enden. – Übrigens, woher bezieht Bohnenstange eigentlich seinen Proviant?«
»Normalerweise aus Quinambie. Aber sehr oft kommt er nicht zum Stammsitz. Jeden zweiten Donnerstag kampiert er in der Nähe von Brunnen zehn. Da kommt der Lastwagen vom Lake Frome vorbei, wenn die Post geholt wird. Der Fahrer erhält von Bohnenstange die Bestelliste und liefert das Gewünschte, wenn er zurückkommt. Warten Sie – ja, am nächsten Donnerstag kampiert Bohnenstange wieder am Gattertor bei Brunnen zehn. Wollen Sie sich bei dieser Gelegenheit mit ihm unterhalten?«
»Ja, ich möchte gern mal mit ihm sprechen.«
»Verstehe!«
»Was für ein Mensch ist eigentlich der Verwalter von der Lake-Frome-Station?«
»Er ähnelt Nugget, ist aber ein Weißer. Das heißt wenn er jemals seine Sonnenbräune verlieren würde. Rasiert sich einmal in der Woche. Er ist das pure Gegenteil von Commander Joyce, dem Besitzer von Quinambie. Aber schließlich sind die beiden Herrenhäuser auch nicht miteinander zu vergleichen. Levvey wohnt eigentlich nur in einem auf Dauer
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