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Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony

Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony

Titel: Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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Kamele leise läuteten, stellte Bony die Fragen, die ihn am meisten interessierten.
    »Hast du hier in der Gegend schon mal durch den Maschendrahtzaun auf Känguruhs geschossen?«
    »Ich könnte mich nicht erinnern. Warum?«
    »Vielleicht zu dem Zeitpunkt, zu dem Maidstone erschossen wurde?«
    »Ich glaube nicht. Nein, sogar ganz bestimmt nicht. Worauf willst du hinaus?«
    »Ach, nur so. Was treibst du eigentlich abends, bevor du dich schlafen legst?«
    »Dann führe ich Selbstgespräche, backe Brot für den nächsten Tag, bereite ein Stew fürs Frühstück – und was es eben sonst noch zu tun gibt.«
    »Du tust also das gleiche wie ich. Selbstgespräche führe ich allerdings noch nicht. Aber wenn ich noch lange am Zaun arbeite, werde ich auch noch mit mir selbst reden. Ich habe mich hier überall gründlich umgesehen und viel über den Fall Maidstone nachgedacht. Ich glaube, es war ganz einfach ein Unfall. Nur möchte ich es gern beweisen. Das wäre eine kleine Abwechslung bei unserer eintönigen Arbeit.«
    Bohnenstange benötigte einige Zeit, dann schien ihm klargeworden zu sein, daß man sich mit einem derartigen Problem auch nach vollbrachtem Tagwerk beschäftigen konnte. Bony drehte sich inzwischen eine Zigarette, nahm einen brennenden Zweig vom Lagerfeuer und zündete sie an.
    »Vom Gattertor aus kannst du die Holzpflöcke sehen, die die Fundstelle von Maidstones Leiche markieren«, sagte er schließlich. »Dort befand er sich also, als er auf dem Rückweg zu seinem Lager war. Angenommen, jenseits des Gattertors stand gerade ein schönes fettes Känguruh. Der Mann mit der Winchester braucht Fleisch, und er ist so darauf erpicht, das Känguruh zu erlegen, daß er Maidstone überhaupt nicht wahrnimmt. Er schießt also, verfehlt aber das Känguruh und trifft statt dessen den Lehrer.«
    »Könnte so gewesen sein«, meinte Bohnenstange, und seine hohe Stimme klang vor Aufregung noch etwas heller. »Soviel ich weiß, hat die Polizei an diese Möglichkeit überhaupt nicht gedacht. Aber es muß so gewesen sein, Ed. Niemand hat sich bisher Gedanken darüber gemacht. Es gibt doch kein Motiv für einen Mord. Maidstone war hier in der Gegend völlig fremd, konnte also hier unmöglich Feinde haben. Ja, Ed, du kannst mit deiner Vermutung recht haben.«
    »Ich glaube, die Polizei hat zuviel für erwiesen angesehen«, murmelte Bony. »Zunächst haben sie die Daten verwechselt, und außerdem haben sie auf dieser Seite des Zaunes keine Tracker nach Spuren suchen lassen. Angenommen, ein paar der auf Quinambie lebenden Abos waren hier. Einige von ihnen besitzen Gewehre. Angenommen, einer von ihnen schoß durch den Zaun, verfehlte sein Ziel und traf versehentlich Maidstone. Würde das nicht erklären, warum die Spurensucher nichts fanden, bevor der Sturm kam? Angenommen, du wärst der Abo mit dem Gewehr: Was würdest du getan haben?«
    »Ich hätte mich aus dem Staube gemacht«, antwortete Bohnenstange prompt.
    »Würdest du nicht erst hinübergegangen sein und nachgesehen haben, ob der Mann, den du getroffen hast, auch wirklich tot ist?«
    »Ich hätte vom Zaun aus beobachtet, ob er sich bewegt, und dann wäre ich verschwunden. Genau das hätte ich als Abo getan. Außerdem mußt du bedenken, daß die Tracker schon deshalb keine Spuren finden konnten, weil die am Zaun entlangziehende Rinderherde alle Spuren ausgelöscht hatte. Ich war mit meinen Kamelen am See, und diese Spuren waren ebenfalls ausgelöscht.«
    »Du glaubst, daß die Rinder an der Stelle gesoffen haben, an der wir unsere Kamele tränken?«
    »Ungefähr hier würden sie sich vom Zaun entfernen und zum See laufen. Sie würden praktisch denselben Weg nehmen wie wir. Außerdem war es dunkel, und die Viehdiebe haben weder Maidstones Lager noch Maidstone selbst gesehen – ob er nun noch lebte oder bereits tot war.«
    »Ich glaube, jetzt reden wir ein wenig aneinander vorbei«, meinte Bony vorsichtig. »Ich glaube nämlich, daß du dich in deinen Daten geirrt hast.«
    »Wieso?«
    »Betrachten wir die Sache doch so, Bohnenstange: Maidstone fuhr am achten Juni nach dem Mittagessen von der Quinambie-Stammfarm ab. Joyce glaubte, der Lehrer fahre sofort zum Stammsitz der Lake-Frome-Station. Statt dessen übernachtete er am Brunnen neun. Am nächsten Tag fuhr er weiter zum Brunnen zehn und blieb auch dort über Nacht. In den frühen Morgenstunden des zehnten zog bei dir jenseits des Zauns eine Viehherde vorüber, und wie du sagst, muß diese Herde hier zum See abgebogen sein.

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