Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony
erschossen worden? Newton erzählte mir von dem Vorfall.«
»Ja, das stimmt. Wir haben sogar darüber diskutiert. Wenn man es recht bedenkt, ist es für die Abos viel zu leicht, sich ein Gewehr zu beschaffen. Einem von meinen Abos habe ich schon gesagt, daß ich ihm das Gewehr wegnehme, wenn er sich nicht besser in acht nimmt. Leichtsinnige Burschen sind das. Wäre durchaus möglich, daß Maidstone durch Unvorsichtigkeit ums Leben kam. Ich sehe jedenfalls keinen Grund, warum ihn jemand hätte erschießen wollen. Er ist ja auch nicht beraubt worden.«
Levvey schien es nicht eilig zu haben weiterzukommen.
»Ich war in Broken Hill, als die Geschichte passiert ist«, meinte Bony. »Die Zeitungen waren voll davon. Die Polizei glaubt nicht, daß es sich um einen Unfall handelt. Aber was sollte es denn sonst gewesen sein?«
»Ganz richtig, Ed – was sollte es sonst gewesen sein. Niemand wird ohne Grund ermordet, und für diesen Mord gibt es doch kein Motiv. Haben Sie schon mal für die Polizei gearbeitet?«
»Ja, zweimal habe ich Spuren gesucht. Hätte auch zur Polizei gehen können, aber ich bin eben nicht seßhaft genug. Bei dem Lehrer haben die Abos nicht viele Spuren gefunden, wie?«
»Allerdings. Sie haben lediglich Maidstones Spuren gefunden, aber sonst nichts. Tja, es kann natürlich ein Unfall gewesen sein. Außerdem muß man den Abos Gerechtigkeit widerfahren lassen: Sie hatten nicht viel Zeit zur Spurensuche. Dann kam der Sturm und wehte alles zu.«
»Ein interessantes Thema.«
»Ganz recht«, pflichtete Levvey bei. »Tja, jetzt muß ich weiter. Wann werden Sie Newton vermutlich wiedersehen?«
»Schwer zu sagen.«
»Natürlich, Ed. Aber nochmals – wenn Sie einen Job suchen, wenden Sie sich an mich. Meine Frau ist eine gute Köchin. Und die Unterkunft ist auch gut.«
Levvey stieg in den Sattel, nickte und winkte. Dann ritt er mit seinen beiden Begleitern davon. Bony war an dieser Stelle mit der Arbeit fertig. Er kletterte über den Zaun, ließ seine schläfrigen Kamele aufstehen und entfernte sich ebenfalls in südlicher Richtung.
Er grübelte über Jack Levvey nach, zu dem das Leben im Busch durchaus paßte. Levvey hatte sich hart nach oben gearbeitet, verstand seine Arbeit und konnte ausgezeichnet mit den Eingeborenen umgehen. Zweifellos war er genau wie die Abos in der Lage, Spuren zu lesen, doch im Ermittlungsbericht hatte nichts darüber gestanden, ob er am Tatort nach Spuren gesucht hatte. Vermutlich hatte er es nicht getan, denn er hatte ja gewiß gegenüber Commander Joyce sein Gesicht wahren wollen.
Levvey hatte die Theorie, daß es sich um einen Unfall gehandelt haben könnte, sofort ernsthaft in Betracht gezogen, da sie zweifellos zu allen ihm bekannten Tatsachen paßte. Bony kam langsam zu der Ansicht, daß es sich vielleicht wirklich um einen Unfall gehandelt hatte. Wenn die Eingeborenen zwischen Zaun und Brunnensee keine Spuren eines zweiten Mannes gefunden hatten, waren vielleicht tatsächlich keine zu sehen gewesen. Der Schuß konnte durchaus östlich des Gattertors abgegeben worden sein – entweder von einem Eingeborenen, aber ebensogut von Nugget oder Bohnenstange Kent. Besonders die letzten beiden konnten durch den Maschendraht geschossen haben. Anschließend waren sie dann, um beim See und dem Toten keine Spuren zu hinterlassen, zum Brunnen 9 gegangen, der mehrere Meilen vom Zaun entfernt auf dem Gebiet von New South Wales lag.
Nugget konnte nicht einfach als Tatverdächtiger ausgeschieden werden, weil er ein Savage-Gewehr besaß. Deshalb war noch nicht erwiesen, daß er nicht auch noch eine Winchester unter seinen Sachen versteckt hatte. Der Unfalltheorie mußte unbedingt weiter nachgegangen werden.
Schließlich gelangte Bony zum Abzweig, der zur Stammfarm von Quinambie führte. Der Mischling ging bis zum unteren Ende seines Zaunabschnitts weiter, und als er dort sein Lager aufschlug, kam Nugget mit seinen Leuten von Süden und schlug die Richtung zum Bambusgrasschuppen ein.
»Na, wie geht's, Ed«, begrüßte Nugget Bony.
»Ganz gut. Nach dem Sturm gab's ein wenig Arbeit, aber der Mount Everest hat alles ohne Schaden überstanden.«
Nugget und seine Leute interessierten sich mächtig für das Ungeheuer.
»Es gesellte sich beim Brunnen zehn zu uns und wollte uns partout nicht mehr verlassen, und da habe ich es einfach mitgenommen«, erklärte Bony. »Es ist völlig friedlich. Vermutlich ist es ein besseres Arbeitstier als Old George, der jedesmal Späne macht, wenn er
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