Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony
nicht genügend Wasser hat.«
»Das habe ich dem Boß ja auch schon gesagt«, pflichtete Nugget bei, der sich für seine Pfeife Tabak zurechtschnitt. »Hätte Old George schon vor Jahren pensionieren sollen. Levvey sagt, er habe Sie getroffen. Sie hätten einen kleinen Schwatz gehalten.«
Die dunklen Augen musterten Bony. Offensichtlich hätte er zu gern gewußt, worüber man sich unterhalten hatte.
Bony erfüllte die unausgesprochene Bitte und berichtete, daß Levvey Vieh gesucht habe, das nach Westen getrieben werden sollte. Dabei allerdings beließ er es. Die Lubras gingen mit den Kamelen weiter, folgten Bony s Zaunabschnitt bis zum Abzweig. Die eine war ungefähr vierzig, die andere in den Zwanzigern. Die Kinder folgten den Frauen. Bony hatte ein Gewehr bemerkt, das in einem Segeltuchfutteral am Sattel des Leitkamels hing. Vermutlich das Savage-Gewehr, dachte Bony.
Dem Inspektor war nicht entgangen, daß das Ungeheuer beim Näherkommen von Nuggets Gruppe immer unruhiger geworden war. Zunächst hatte er den Grund dafür bei den fremden Kamelen, später bei den Frauen gesucht. Bony hätte einmal ein Kamel gekannt, das jedesmal wild wurde, wenn es nur von weitem einen Rock sah. Und ein zweites hatte jedesmal die Flucht ergreifen wollen, sobald ein Reiter in Sichtweite kam.
»Jack Levvey erzählte mir, Sie halten es für möglich, daß es sich nicht um einen Mord, sondern um einen Unfall gehandelt haben könnte. Er meinte, Sie hätten da vielleicht recht.«
»Sind Sie nicht selbst einmal um Haaresbreite erschossen worden?« fragte Bony.
»Stimmt, Ed. Die Kugel flog so dicht an mir vorbei, daß ich sie pfeifen hörte. Am liebsten hätte ich den Kerl ordentlich verprügelt, der geschossen hatte.« Nugget lachte, obwohl Bony keinen Grund dafür erkennen konnte. »Man sollte diesen Schwarzen gar nicht erlauben, Gewehre zu kaufen. Newton ist ganz meiner Ansicht.«
10
Wieder am nördlichen Ende seines Zaunabschnitts angelangt, setzte Bony seine Ermittlungen fort, um herauszufinden, ob es sich um einen Mord oder doch nur um einen Unfall gehandelt hatte. Er blieb am Gattertor stehen und stellte fest, daß man über das freie Gelände hinweg zwischen den Bäumen hindurch zu der Stelle blicken konnte, an der Maidstone zusammengebrochen war. Weder der Brunnen noch der See waren vom Gattertor aus zu sehen, denn auf der linken Seite, am Fuße der Sanddüne, standen die Bäume zu dicht. Er ging vom Tor aus nach Norden weiter, und nach hundert Metern konnte er die Pflöcke an der Fundstelle der Leiche noch besser erkennen. Außerdem war von dieser Stelle aus der See zu sehen.
Angenommen, Maidstone hatte sich auf dem Rückweg zu seinem Lager befunden, dann hätte von dieser Stelle aus der Schütze den Lehrer keinesfalls übersehen können. Es sei denn, seine Aufmerksamkeit hätte einer Känguruhherde gegolten. Hätte der Schütze allerdings beim Gattertor gestanden und zwischen den Bäumen hindurch auf ein Känguruh gezielt, konnte er den Lehrer glatt übersehen haben. Der Schütze brauchte den Gewehrlauf lediglich durch den Maschendraht zu schieben, sorgfältig zu zielen und abzudrücken. Hatte er allerdings nur wenig Zeit gehabt, weil die Känguruhs vorbeigezogen waren, konnte er durchaus versehentlich Maidstone getroffen haben. Bony kam zu dem Schluß, daß ein Unfall möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich war.
Am Vorabend des Tages, an dem Bohnenstange Kent dem Verwalter von der Lake-Frome-Station seine Rationsliste mitgeben wollte, traf der Fencer bei Bony ein. Schon von weitem begann er mit seiner lautstarken Begrüßung. Nachdem er den Becher Tee, der bereits auf ihn wartete, getrunken hatte, machten er und Bony sich mit ihren Kamelen auf den Weg zum See. Neugierig erkundigte sich Bohnenstange nach dem hinzugekommenen Kamel, und Bony gab ihm die gleiche Erklärung, die er Nugget gegeben hatte. Sie tränkten die Tiere, füllten die Wasserfässer und nahmen ein Bad. Als sie wieder an ihrer Lagerstelle zurück waren und es sich anschließend am Feuer bequem machten, ging die Sonne unter.
Die beiden Männer hatten sich eine Menge zu erzählen. Zunächst berichtete Bony von seinem Zusammentreffen mit Levvey und später mit Nugget. Anschließend schilderte Bohnenstange Kent, nachdem er sich über seine Arbeit am Zaun ausgelassen hatte, ausführlich, wie ihm ein Leguan die Überreste eines kalten Stews gestohlen hatte, das er nicht zugedeckt hatte. Als die Sterne am Himmel erschienen und die Glöckchen der weidenden
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