Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony
Eigentümer lassen sich nie draußen sehen. Die Lake-Frome-Station gehört einer dieser landwirtschaftlichen Gesellschaften, bei denen die meisten Aktionäre in England sitzen. Die Farm wird seit eh und je von dem Verwalter geleitet. Sie hat trotzdem stets einen guten Ertrag abgeworfen.«
»Kannten Sie Levvey, bevor er hierherkam?«
»Nein, ich kannte ihn nicht.« Der Commander schüttelte den Kopf. »Eines Tages kam er herüber und stellte sich vor. Sein Aussehen überraschte mich etwas, aber er scheint ein guter Viehzüchter zu sein und sich im Busch auszukennen. Ich verstand nur nicht recht, wie er und Maidstone sich auf dieser Party hatten anfreunden können. Maidstone war ein intellektueller Typ und vielseitig interessiert. Deshalb verstand ich nicht, daß er sich mit einem Mann wie Levvey eingelassen hatte. Nun, Maidstone schien es hier draußen im Busch zu gefallen. In den Ferien ist er immer viel gereist. Vielleicht wollte er gern einmal die Gegend kennenlernen, von der Levvey erzählt hatte. So, und jetzt wird's Zeit für einen Drink. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
»Danke, nein«, antwortete Bony. Er unterhielt sich dann aber noch mit Joyce über die Aussichten, das Gebiet von Quinambie und Lake Frome landwirtschaftlich zu entwickeln.
»Ohne Wasser ist da nichts zu machen«, gab Joyce zu bedenken. »Das Wasser aus den Brunnen genügt ja nicht. Wir müßten soviel haben, daß wir das Land bewässern könnten. Wenn wir genügend Niederschlag hätten, könnten wir hier alles anbauen. Wenn man genügend Wasser hat und einen anständigen Dünger verwendet, kann der Boden noch so schlecht sein – Gras wächst dann immer noch.«
Inspektor Bonaparte pflichtete ihm bei, und die beiden Männer nippten an ihren Drinks. Es war dem Commander deutlich anzumerken, daß er sich ernsthaft für seine Wahlheimat interessierte, und Bony gelangte zu dem Schluß, daß man diesem Mann – genau wie Newton – volles Vertrauen schenken konnte. Noch während sie sich weiter unterhielten, dachte Bony über die Informationen nach, die ihm Joyce gegeben hatte. Auch früher schon hatte er es oft erlebt: Wichtige Einzelheiten hatte er erst bei einer zweiten Unterredung erfahren. Dinge, die einen brauchbaren Hinweis geben konnten, wurden von den Leuten übergangen, weil sie ihnen unwichtig erschienen. Nur was sensationell wirkte, erzählte man ihm – und das wurde oft noch unnötig ausgeschmückt. Deshalb zahlte es sich immer wieder aus, mit einem Zeugen mehrmals zu sprechen. Da fielen ihm oft Kleinigkeiten ein, die er früher nicht erwähnt hatte. Zum erstenmal hatte Bony das sichere Gefühl, daß er auch diesen Fall erfolgreich abschließen würde.
15
Der Rücken schmerzte so sehr, daß der Mischling nicht wußte, ob er sich zusammenrollen oder lieber lang ausstrecken sollte. Bei jeder Bewegung protestierten seine Muskeln. Dies ist das gemeinste Stück aller Grenzzäune Australiens! dachte Bony resigniert.
Drei Tage hatte er gegen Stachelgras und Laub angekämpft, das der Wind gegen den Zaun trieb, hatte es über den Zaun geschaufelt und beobachtet, wie es nach New South Wales hineingetragen wurde. Drei Tage lang hatte sich der Wind über Bonys Plackerei lustig gemacht. Kaum war eine Ladung über den Zaun geschaufelt, stapelten sich bereits wieder die Stachelgrasbälle.
Selbst bei Nacht heulte der Sandsturm über das Camp hinweg. Die Kamele brummten, waren unruhig, weil sie das ununterbrochene Rieseln des Sandes störte. Das von Natur aus unberechenbare Ungeheuer wurde unter dem dauernden Bombardement mit Stachelgrasbüscheln gereizt, stieß von Zeit zu Zeit vor Wut sein gurgelndes Brüllen aus.
Bony, der den größten Teil seines Lebens im Busch verbracht hatte, machte es sich so bequem wie möglich. Das Camp errichtete er stets auf der dem Wind abgekehrten Seite der höchsten Düne, die er finden konnte. Die Feuerstelle legte er einige Meter weiter östlich an, damit er nicht durch Rauch und Funkenflug belästigt wurde. Doch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen war der Sand überall: Sand war im Brot, Sand war im Zucker und im Tee, Sand war im Haar. Alles schmeckte nach Sand. Bony wickelte sich fester in eine Decke ein – aber zwischen den Zähnen knirschte der Sand. Was hätte er jetzt darum gegeben, in einem Restaurant in Broken Hill zu sitzen, ein Brathähnchen vor sich auf dem Tisch, dazu ein kühles Bier …
Am nächsten Tag hatte die Gewalt des Windes abgenommen, und als die Mittagspause nahte, war Bonys
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