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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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Richtung – »der vor sich hin modert, den keiner mehr benutzt. Ich versuche schon die ganze Zeit, für eine Art Casino Interesse zu wecken. Wir könnten ein paar Spieltische aufstellen – Blackjack, Poker und auf jeden Fall Roulette. Und einen Croupier anheuern. Aber keine von diesen teuflischen Maschinen« – er hob den Arm und zog mit der Hand am Hebel eines imaginären Einarmigen Banditen – »die sind viel zu laut und ordinär. Ich sage Ihnen, für ein Casino gibt es hier großes Interesse.«
    »Bei der Sitte gibt es dafür auch großes Interesse.«
    »Na, nun kommen Sie schon«, drängte Melrose. »Begeben wir uns zu unseren Portobello-Champignons.«
    »Champignon.«

    Sie ließen die Finger von den Portobello-Champignons und bestellten ein Clubsandwich. Der junge Higgins erschien mit ihrem Wein, schenkte jedem ein Tröpfchen ein und blieb abwartend stehen.
    Melrose nahm ein Schlückchen. »Bisschen holzig, nicht, Higgins?« Er stellte das Glas hin.
    Higgins trat einen Schritt zurück. Dann hielt er sich das Glas an die Nase und verschwand flugs samt Flasche.
    Jury behielt das bisschen Wein in seinem Glas. »Holzig? Was zum Teufel soll das denn heißen?«
    »Habe ich mir gerade ausgedacht. Über Wein kann man alles sagen und bekommt immer eine Reaktion.« Melrose stellte sein Glas ab. »Eigentlich recht gut. Worüber haben Sie da gerade mit Oberst Neame gesprochen?«
    »Die Hitlerjugend.«
    »Wie unangenehm!«
    »Ich dachte an Kurt Brunner. Er scheint ja für Billy ein echter Freund gewesen zu sein. So wie er über ihn redete. Ich meine, wie der sich an Unterhaltungen von vor acht Jahren noch erinnert. An alle Einzelheiten. Lieber Himmel, ich hätte ja schon Schwierigkeiten, mich an die Details eines Gesprächs zu erinnern, das ich mit Ihnen vor acht Minuten führte.«
    »Danke.«
    »Laut Malcolm mochte Billy besonders das Kriegsmuseum. Sie wissen schon, in Lambeth. Dort gibt es eine riesige Ausstellung über den Zweiten Weltkrieg und diverse Waffen aus dieser Zeit.«
    »Und Billy hat sich dafür interessiert – weswegen?«
    »Wegen seines Großvaters, denke ich mir. Es ist so schwer, die Punkte in diesem Fall miteinander zu verbinden, dass ich mich eher intuitiven Sprüngen hingebe. Diese Gemälde: der Klimt und der Soutine. Angela Riffley ist dabei, die Geschichte dieser Bilder zu eruieren.«
    »Und was ist mit unserer talentierten Mrs. Ripley? Sie war in Billy Maples verliebt. Das Motiv hätte verschmähte Liebe sein können.«
    »Ja, ein weiteres könnte Rache sein.«
    Melrose war überrascht. »Wofür? Gegen wen?«
    »Möglicherweise Oswald Maples. Der Mord an seinem Enkel war ein furchtbarer Schlag für ihn. Er hat Billy Maples wirklich geliebt.«
    »Es hätte also sein können, dass Billy stellvertretend ermordet wurde – nun, das ist doch eine recht nüchterne Deutung. Die schlimmste Strafe, die man Sir Oswald erteilen kann, ist nicht sein eigener Tod, sondern der seines Enkels, meinen Sie. Das Problem ist: Keiner dieser Leute ist von der Liste der Verdächtigen gestrichen. Die haben alle kein Alibi.«
    »Oh, ich denke, Sir Oswald hat schon eines. Nicht weil er beweisen kann, wo er zur Tatzeit war, sondern weil er fürchterlich von Arthritis geplagt ist. Er braucht manchmal zwei Krückstöcke, um es bis zur Tür zu schaffen. Nein, ich meine, er kommt nicht in Frage.«
    »Was ist mit der talentierten Mrs. Ripley?«
    Jury lachte. »Was soll mit ihr sein?«
    »Ich denke, ich werde ihr einfach mal einen Besuch abstatten, sie mit dieser verworrenen Geschichte konfrontieren und sehen, was sie sagt. Sie hat schon alles gemacht, sie weiß alles, sie ist ziemlich einfallsreich.«
    »Ihr Einfallsreichtum macht auf ihrer Türschwelle Halt.«
    »Ich könnte gleich morgen früh hin.«
    »Dazu abordnen kann ich Sie aber nicht.«
    »Wer verlangt denn das? Ich bin einfach ganz ich selbst.«
    Jury lachte knapp. »Schauen Sie mal, wie weit Sie damit kommen.«
    »Danke. Aber wenn Billy ihr den Laufpass gegeben hat, hätte sie doch sicher ein Motiv.«
    »Vielleicht. Obwohl ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass Angela Riffley für jemanden derart leidenschaftliche Gefühle hegt. Es würde doch sehr viel Leidenschaft erfordern, zu dem Mann, den man liebt, hinzulaufen und ihn zu erschießen.«
    Melrose seufzte. »Stimmt. Und was wissen wir schon über Leidenschaft?«
    »Genau, was wissen wir schon.« Jury lächelte und nahm einen Schluck Wein.

47
    Als er zu Hause in Islington ankam, saß sie auf den Treppenstufen

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