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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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Fingernägel, als wäre sie drauf und dran, die Nagelfeile herauszuholen und sich eine Maniküre zu gönnen. Derartige Tätigkeiten übte sie immer mit Vorliebe in Gegenwart von Jury aus.
    Jury hatte sich inzwischen ihr gegenüber hingesetzt, ein Bein übers andere geschlagen und schaukelte sein Knie. »Carol-Anne, wenn Sie schon so großartig sind im Verhören, könnten Sie dann vielleicht meinen neuesten Fall für mich lösen?«
    Sie hatte sich soeben ihrer Sandalen entledigt und betrachtete ihre Zehen. Eine Pediküre gefällig? »Würde ich sehr gern, nachdem ich heraushabe, was den ganzen Krach gemacht hat.« Sie beugte sich vor, pflanzte einen Ellbogen auf ihr Knie, klemmte sich das Kinn in die Hand und musterte ihn eindringlich.
    Jury warf die Arme in die Höhe. »Also gut, also gut, ich habe eine kleine Party gemacht, und wir haben uns alle die Hucke vollgesoffen.«
    » Sie und eine Party?« Höhnisches Gejohle. »Das soll wohl ein Witz sein! Na, und wenn Sie eine Party gemacht hätten, wäre ich doch wohl eingeladen gewesen.« Ihr Blick war unsicher.
    Seiner war verärgert. Verdammt, es würde nicht viel fehlen, und er würde es ihr verraten. Nein, würde er nicht. Er könnte Carol-Annes Anblick wahrscheinlich nicht ertragen, wenn sie aussah, als wäre sie von einem Lastwagen angefahren worden.
    Er runzelte die Stirn. »Sie selbst haben also nichts gehört. Das haben Sie alles von Mrs. Wasserman, und die übertreibt immer, das wissen Sie doch. Sie leidet unter Verfolgungswahn.« Jury knüpfte seinen Schnürsenkel, nachdem er seinen Fuß in den Schuh gequetscht hatte.
    »Was hat denn Verfolgungswahn damit zu tun? Wenn mir ein Stück von der Zimmerdecke auf den Kopf fällt und ich Ihnen das erzähle, würden Sie da auch sagen, ich leide unter Verfolgungswahn?«
    »Das ist doch Quatsch.«
    »Na, sagen Sie ihr aber bloß nicht, dass ich Ihnen gesagt habe, sie hätte es mir gesagt, weil Sie ihr gesagt haben, Sie wollen nicht, dass sie das tut.«
    Jury lehnte sich zurück, einen Fuß auf dem Knie, und zupfte an seinem Schnürsenkel. »In der Zeit, die ich bräuchte, um das auseinanderzufieseln, was Sie da gerade gesagt haben, hätte ich meinen Fall schon geklärt.«
    »Was?«
    »Also, schauen wir mal: ›Sagen Sie ihr aber nicht, dass ich Ihnen gesagt habe, sie hätte es mir gesagt‹, und so weiter –«
    »Na, dann tun Sie’s auch nicht. Sie regt sich schon genug auf, ohne dass Sie sich beschweren.«
    »Wie denn beschweren? Ich beschwere mich doch gar nicht.«
    »Falls Sie sich darüber beschweren, dass sie sich beschwert.«
    Jury erhob sich und breitete die Arme aus. »Bin ich hier mit Ihnen in eine Drehtür geraten?«
    Sie stand auf und streckte sich. Dabei tat sie entsetzlich gelangweilt. »Das hätten Sie wohl gern!«

48
    Eine andere Empfangsdame hatte diesmal das Vergnügen, einen Blick auf Jurys und Wiggins’ Dienstausweise werfen zu dürfen.
    Sie guckte skeptisch. »Da ist schon jemand oben von der Polizei.« Als ob ein Detective im Zetter die Höchstgrenze wäre.
    Jury lächelte. »Wir kommen aus verschiedenen Welten.«
    Sie steuerten auf den Lift zu.

    »Schon jemand von der Polizei« entpuppte sich als DI Aguilar, die er gerade seine Wohnung verlassen gesehen hatte beziehungsweise nicht gesehen hatte.
    Jury war nicht überrascht. Sie gehörte zu der Sorte von Polizisten, die daran glaubten, wenn man etwas nur oft genug und lange genug ansah, würde schließlich etwas Erhellendes zum Vorschein kommen. Auch glaubte sie daran, dass sich die Chancen verdoppelten, je mehr Leute sich etwas oft und lange genug ansahen.
    Sie war allein.
    Jury nicht.
    Gott sei Dank.
    Weil das Tatortband immer noch an Ort und Stelle war, mussten sie sich darunter hindurchbücken. Als sie durch die Tür traten, kam Lu Aguilar von der Dachterrasse herein. »Was ich nicht verstehe«, begann sie, als hätten sie sich schon die ganze Zeit unterhalten, »ist das zweite Tablett, mit dem Kaffee.« Sie schaute auf die Büfettleiste hinunter, auf der die beiden Tabletts gestanden hatten. »Wieso ist dieser Mensch nicht aufgetaucht?«
    Als hätte er ebenfalls an diesem fortlaufenden Gespräch teilgenommen, sagte Wiggins: »Er kam nicht. Ich meine, wer auch immer es war, ist einfach nicht aufgetaucht. Kommt andauernd vor.« Achselzuckend rollte er seine neueste Wunderpille oder irgendeinen Streifen verdauungsfördernden Kaugummis im Mund herum.
    DI Aguilar musterte ihn abschätzig. »Billy Maples hat sich selbst erschossen?«
    Jury

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