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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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einer der Gründe, weshalb ich dagegen war, Billy zu heiraten.«
    Melrose runzelte die Stirn. »Wegen Mrs. Jessup? Der Köchin?«
    »Nein, nein. Wegen des Mannes, der für ihn arbeitete. Kurt Brunner. Wohl eine Art Leibwächter. Wirklich, ich fragte mich schon, was der eigentlich war! Billy hätte gesagt, er kümmerte sich bloß um das Geschäftliche.«
    »Und was dachten Sie?« Melrose lächelte verschlagen.
    Angela Riffleys Lächeln war noch verschlagener. »Ich versuchte natürlich, es auszublenden, aber es war alles so zweideutig.«
    Melrose wartete, ob noch etwas Erleuchtendes kam.
    »Kurt hatte zu viel Einfluss.« Sie zündete sich an dem braunen Baumstumpf auf dem Tisch eine Zigarette an.
    »Inwiefern Einfluss?«
    Sie blies einen Rauchschwall aus, der so fantasievoll anmutete wie ihre Gewänder.
    »Auf das, was Billy tat.«
    »Brauchte Billy Maples denn Anleitung?«
    »Natürlich nicht. Er war vollkommen in der Lage –« Sie zog ein Taschentuch aus dem Ärmel.
    Weiß Gott, was sie sonst noch dort hatte! Offenbar war ihr urplötzlich wieder eingefallen, wie nah sie und Billy einander gestanden hatten, und nun war er tot, und sie spürte den schmerzlichen Verlust. »Es ist furchtbar, einfach furchtbar. Er hätte dort bleiben sollen …«
    Wieder wartete Melrose ab, doch sie verstummte. »Dort bleiben sollen?«
    Das Taschentuch schwenkte die Frage beiseite, doch Melrose insistierte: »Sie meinen, hätte in London bleiben sollen? Oder in Rye? Waren Sie denn mal dort?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er wollte, dass ich komme, aber –«
    Wieder ließ sie den Satz unvollendet. Melrose deutete mit einer Kopfbewegung zu dem Foto neben dem Kaminsims hinüber. »Sind Sie das dort mit der Gruppe?«
    »Ach Gott, ja. Monte Bianco. Ja, es gab immer Streit, in welchem Land der Gipfel liegt. Ein teuflischer Aufstieg, nicht? Das wäre fast mein Ende gewesen.«
    »Tatsächlich?« Melrose blinzelte und blinzelte, ohne dass ihm eine Antwort darauf eingefallen wäre.
    »Es war einer meiner ersten Versuche, und ich war noch recht unerfahren. Beinahe wäre ich in eine Gletscherspalte gefallen.« Wohliges Schaudern. »Nun, jemand mit wenig Erfahrung sollte eben nicht versuchen, den Mont Blanc zu erklimmen.«
    Womit sie ihn fürs Erste den Franzosen zurückgab. Melrose seufzte. »Nun denn«, sagte sie, »Sie sagen, Sie hätten gehört, ich hätte Billy gut gekannt? Wer hat Ihnen das denn gesagt?«
    »Das kann ich Ihnen eigentlich nicht verraten. Sie wissen schon, seine Quellen und so weiter muss man schützen.«
    »Ah, ich glaube, ich kann mir denken, wer es gewesen sein könnte.« Sie lächelte. »Ja, ich kannte Billy vermutlich besser als irgendjemand anderes.«
    »Und wie kam das?« Melrose nippte an seinem Pellegrino.
    »Ich glaube, weil er in meiner Gesellschaft ganz er selbst sein konnte.«
    Melrose konnte sich eine ganze Menge denken, was man in Mrs. Ripleys Gesellschaft sein konnte, aber das Ganz-Man-Selbst-Sein gehörte nicht dazu.
    Sie sagte: »Ich glaube, nicht sehr viele Leute wussten, wie introspektiv Billy war. Wie tiefernst. Ich glaube, deshalb war er auch so launisch.«
    »War er das?«
    »ja. ich konnte Ihnen jetzt ganz im Vertrauen sagen –«
    Das Angebot beinhaltete offenbar, dass sie sich von ihrer Seite des Sofatischs zu seiner hinüberbewegte. »– Aber wahrscheinlich sollte ich das nicht.«
    »Das ist aber schade. Haben Sie das alles denn schon der Polizei gesagt?«
    »Ja, sicher. Es gibt allerdings ein paar Dinge, die ich zurückgehalten habe –«
    »Tun Sie sich meinetwegen«, er lehnte sich in ihr Revier herüber, »doch keinen Zwang an.« Er lächelte vielsagend.
    Sie lachte vielsagend. »Ich kann mir denken, Sie sind ein gefährlicher Mann, Mr. Plant.«
    »Nicht im Geringsten, nicht im Geringsten.« Irgendetwas, was sie gesagt hatte, hatte sich bei ihm im Gehirn verhakt wie an einem Felsbrocken. Ach ja, Mrs. Jessup, die Köchin. »Sie sagten aber doch, Sie wären gar nie in Lamb House gewesen. Wie kommt es dann, dass Sie Mrs. Jessup begegneten?«
    »Billys Köchin? Na, als sie dort war. In der Wohnung in der Sloane Street, meine ich. Das machte sie manchmal nämlich – kam und kochte für ihn. Für die beiden.«
    Melrose staunte. »Bis von Rye herüber? Sie musste ihm ja sehr ergeben gewesen sein.«
    »Eigentlich hatte ich nicht den Eindruck, dass sie Billy besonders mochte. Oder seinen Lebensstil billigte , sollte ich besser sagen. Wie kommt es, dass wir etwas billigen oder missbilligen? Sie kam

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