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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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zur Upper Street, bogen ein paar Mal rechts ab und kamen zu seiner Straße.
    »Hier ist es.«
    Sie fuhr seitlich heran, bremste, und bevor Jury sich bedanken oder Gute Nacht sagen konnte, war sie auch schon ausgestiegen.
    Er sah, wie sie um den Wagen herumging, neben ihm auf dem Bürgersteig stehen blieb und ihn anstarrte. Als er sich nicht rührte, warf sie mit einer leicht ungeduldigen Geste die Arme hoch. Jury stieg etwas verblüfft aus dem Wagen. »Was?«
    »Sie haben doch den Schlüssel.« Sie drehte sich um und ging die Eingangsstufen hoch.
    Zuerst dachte er, er sei im falschen Film, doch dann folgte er ihr und schloss die Haustür auf.
    »Welches Stockwerk?«
    »Das nächste.«
    »Gott sei Dank. Für mehr als eine Treppe bin ich zu müde.«
    Während sie die Treppe hochstiegen, lächelte Jury. Er hatte den Eindruck, sie hätte auch noch ein paar Treppenstufen mehr auf sich genommen, wenn es hätte sein müssen. Nachdem er seine Wohnungstür aufgeschlossen hatte, trat er beiseite und streckte einen Arm aus, um sie hereinzulassen. Er wusste immer noch nicht genau, was sie hier eigentlich wollte.
    Außer, ihren Mantel auf sein altes, verschossenes Sofa fallen zu lassen und zu sagen: »Ja, danke, einen Drink nehme ich gern.«
    Er stand da, als wäre er der Besuch und sie die Bewohnerin seiner Wohnung, und sah sie lange sinnierend an.
    Sie wandte den Blick nicht von seinem Gesicht, sondern schien es genau daraufhin zu untersuchen, welchen Zielpunkt es ihr bot. »Du kannst mir einen Drink holen. Und unter den gegebenen Umständen auch Lu zu mir sagen.«
    »O Gott, danke. Ich habe aber kein Eis da, Lu.«
    »Mist. Dann müssen wir uns was anderes überlegen, was wir jetzt tun.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu, ließ die schwarzen Augen nie von seinem Gesicht weichen.
    Wozu Überraschung vorschützen? Er war nicht überrascht, er hatte dieses Gefühl einfach beiseitegeschoben. Von dem Augenblick an, als sie vorhin das Hotelzimmer betreten hatte, war ihm im Hinterkopf bereits klar gewesen, dass es so kommen würde.
    Er zog sie an sich, und ihre Lippen verschmolzen zu einem Kuss. Einem langen, unendlichen, ohne Horizont. Es hätte ein anderes Wort für Kuss geben sollen. Hatte er sie in die Knie gezwungen, auf den Boden hinunter, oder sie ihn? Sie rollten umher, schoben Kleider beiseite, versuchten sich gegenseitig auszuwickeln, gefangen in einer Art Kokon, versuchten sich voneinander loszureißen, nur um sich umso mehr ineinander zu verwickeln.
    Dann zog er sie hoch und ins Schlafzimmer und aufs Bett hinunter.
    Endlich ließen sie voneinander ab. Leise atmend lagen sie da, gänzlich verausgabt.
    Schließlich sagte er: »Wie sollen wir jetzt noch zusammenarbeiten?«
    »Gar nicht. Du bist ja gar nicht an dem Fall dran.«
    »Doch, schon. Du brauchst mich.«
    »Ja, aber so, auf diese Art.« Sie glitt auf ihn, und es war wie ein Gleiten ins Meer.
    Eng umschlungen rollten sie übers Bett und vom Bett herunter, dabei schlug er mit dem Kopf am Nachttisch an, merkte aber nichts, und sie verhakte den Fuß irgendwo, in einer Decke oder einem Teppich – und merkte auch nichts –, dann zogen sie sich wie schwerelos aufs Bett hoch. Es war ein Tumult, Greifen nach Luft und Festhalten am Körper.
    »Das«, sagte sie, »ist beängstigend. Ich dachte, wir sind fertig.«
    »Fertig sind wir nie.« Er griff nach ihr, doch sie entzog sich.
    »Ich gehe jetzt. Sofort. Ich finde schon hinaus.«
    Sie sammelte ihre Kleider ein, ihre Sachen – BH, Slip, Rock, Pullover, Mantel – in einer zarten Spur fast planvoll ausgelegt, zog eins nach dem anderen an und ging hinaus.
    Er hörte, wie die Tür zufiel.
    Er lag da und war außerstande sich zu rühren. Wäre er derjenige gewesen, der gehen musste, er hätte nicht gewusst, ob er es schaffen würde. Was war das? Liebe war es nicht, es war etwas anderes. Diese Orkane kamen ihm in den Sinn, die jeden Sommer über die Küste von Florida hinwegfegten.
    Das hier war nicht das violette Licht einer spanischen Sommernacht. Es war ein Orkan.

5
    Die Spurensicherung war schon am Werk gewesen, doch Jury wollte Billy Maples’ Wohnung selbst in Augenschein nehmen. Es gab noch andere Dinge außer den gerichtsmedizinischen Beweisen, die vielleicht dazu beitragen würden, sich ein Bild von Billys Leben zu machen.
    Das Apartment befand sich in einem Gebäude mit wenigen Wohneinheiten und Kabinenaufzug; es war schick und zweifellos teuer. In dieser Gegend – also Chelsea, Knightsbridge, Belgravia – kam so

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