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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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nur sehen möchte.« Sir Oswald blickte zu Jury hoch. »Ich hoffe, Superintendent, Sie haben dieses Problem nicht mit dem Mord an Billy. Sie sind sicher ständig damit konfrontiert, mit diesem durchsichtigen Muster, das Sie so gern sehen möchten und durch das Sie doch nur hindurchschauen können.« Oswald lächelte bekümmert. »Sie müssen mir diese kleine Lektion verzeihen. Es ist nur … ich hoffe sehr, dass Sie ihn erwischen.«
    Jury sah ihn stumm an, nickte und ging.
    Was konnte er schon sagen? Was mochte man in dem Moment überhaupt sagen?

7
    »Bei Ihnen ist was im Anflug«, sagte Wiggins am nächsten Morgen, während er darauf wartete, dass das Teewasser kochte.
    »Nein«, sagte Jury, der sich fühlte, als wenn bei ihm alles Mögliche im Anflug wäre, und ließ sich auf seinem Bürostuhl nieder. »Ich habe eben gestern Nacht nicht viel geschlafen.«
    »Sieht so aus, als hätten Sie dieses Jahr nicht viel geschlafen. Sie haben Augen wie ein Tiefseefisch. Sie brauchen jetzt erst mal eine schöne Tasse Tee. Ach übrigens, der Chef möchte Sie sprechen.« Inzwischen konzentrierte sich Wiggins darauf, kleine Stückchen von etwas, das aussah wie Rinde, von etwas, das aussah wie eine Wurzel, abzuschälen. Oder , dachte Jury, vielleicht könnte es aber auch ein Zweig des seltenen Jingoborah-Baums sein.
    Nicht danach fragen , gebot sich Jury. Er musste sich auf die Zunge beißen.
    Als das Teewasser kochte, zog Wiggins den Heizplattenstecker und goss Wasser in zwei Henkelbecher, in denen die Teebeutel nach oben schwappten. Abgesehen von den Bechern und der Wurzel war die Arbeitsfläche von Sergeant Wiggins’ Schreibtisch so aufgeräumt und rein wie eine Eisscholle.
    »Um halb neun hat Fiona angerufen. Meinte, er will Sie sofort sprechen, in derselbigen Minute, sobald Sie hereinkommen«, fügte Wiggins hinzu, während er darauf wartete, dass die Teebeutel dem Wasser etwas Farbe verliehen.
    »Dieselbige Minute ist uns nun leider auf ewig entfleucht.«
    Wiggins kicherte.
    »Und hat er angedeutet, weshalb ihm so dran liegt, mich zu sprechen?«
    »Nein.«
    Halb neun. Jury war überrascht, dass Detective Chief Superintendent Racer überhaupt schon im Büro war. Außer, er hatte nach einer wilden Party unter freiem Himmel übernachtet und es nicht mehr bis nach Hause geschafft. Ein Gespräch mit Racer war kein guter Start in den Tag. Jury griff nach dem Hörer, um Fiona Clingmore anzurufen, Racers langjährige Sekretärin (die immer noch genauso aussah wie damals, als sie hier angefangen hatte). »Hier bin ich«, sagte er. »Sie können Ihrem Boss mitteilen, das Spiel kann beginnen.«
    »Haben sich ja ganz schön Zeit gelassen, was?«, erwiderte sie und legte auf.
    »Ich nehme an«, sagte Wiggins, »es geht um das Harry-Johnson-Debakel.« Er löffelte einen, wie es aussah, nie enden wollenden Strom von Zucker in einen der Becher.
    »Debakel? So würde ich es wohl kaum nennen. Und überhaupt war es ja gar nicht mein Fall. Das war die Polizei von Surrey, Detective Inspector Dryer. Und es handelt sich auch nicht um etwas in grauer Vorzeit, sondern liegt gerade mal gut zwei Wochen zurück.«
    »Wenn Sie nicht gewesen wären, dann wären die beiden Kinderchen womöglich tot, würde ich mal sagen.«
    »Falsch, ganz falsch. Mungo hat sie gerettet.« Jury nahm sein Jackett von der Stuhllehne und stand auf.
    »Mungo ist doch ein Hund.«
    Er schnappte sich seinen Teebecher. »Als ob ich das nicht wüsste.«

    »Der stellvertretende Polizeichef will wissen, wieso Sie seine Anordnung ignorieren, Harry Johnson in Ruhe zu lassen«, sagte Racer, seines Zeichens Chef und Superintendent.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Hat Harry eine förmliche Beschwerde eingelegt?«
    Racer blieb die Antwort schuldig, vermutlich, weil er es nicht wusste. Jury fragte: »Wieso sagt der stellvertretende Polizeichef eigentlich nicht zu Detective Inspector Dryer, er solle ihn in Ruhe lassen? Es ist schließlich der Fall der Polizei von Surrey, nicht meiner.«
    »Genau, Jury. Nicht Ihrer.«
    Jury trank seinen Tee und machte ein ratloses Gesicht, ein Ausdruck, mit dem er in diesen Gefilden nie Schwierigkeiten hatte, wo Ratlosigkeit quasi zur Tagesordnung gehörte.
    Racer fuhr fort, Tom Dryers Rolle in dem Fall von Surrey zu ignorieren. »Es gibt nicht das geringste Fitzelchen von einem Beweis, der darauf hindeutet, dass Harry Johnson der Entführung dieser Kinder schuldig ist.«
    Jury sagte nichts, sondern beobachtete stattdessen den Kater Cyril, der

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