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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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und Asche heraufbeschworen hätte, kam sie nun auf ihn zu. »Tut mir leid. Eine Freundin. Sie steckt gerade in einem ziemlichen Schlamassel.« Anstelle weiterer Erklärungen zuckte sie nur mit den Schultern und drehte sich dann um, um Jury in einen anderen Teil der Galerie zu führen.
    »War nett, mit Ihnen zu reden«, sagte Jury zu dem Kunstliebhaber.
    »Ich komme gleich, George«, sagte sie zu diesem.
    George nickte. »Nur keine Eile.«
    Während sie hinübergingen, meinte Jury: »Ich nehme an, er ist Stammkunde.«
    »Einer von den ganz Heiklen.«
    Kunst, hätte Jury sich eigentlich gedacht, war doch etwas, worin man heikel sein musste.
    »Ich wollte Ihnen noch von jemandem erzählen, mit dem Sie vielleicht auch reden möchten. Sie ist … sie war mit Billy befreundet. Ich weiß zwar nicht, wie eng, aber dass sie miteinander recht dicke waren, weiß ich.«
    Es war schon ziemlich lange her, dass er diesen Ausdruck gehört hatte, doch irgendwie passte er an diesen verträumten Ort, mit den Wattewölkchen und Kühen und dem jungen Pärchen, das sich ganz und gar identisch kleidete und benahm.
    »Obwohl ich nicht glaube«, fuhr Hilda fort, »hm, vielleicht waren sie ja ein Liebespaar. Die Frau heißt Angela Riffley und wohnt im West End. In Mayfair. Ich weiß, dass sie jetzt zu Hause ist. Das war nämlich sie vorhin am Telefon. Bitte.« Hilda zupfte ein Kärtchen der Galerie aus dem silbernen Halter auf dem Tisch, drehte es um und notierte die Adresse darauf. Dann reichte sie es Jury. »Ich glaube, sie waren sogar irgendwann mal verlobt, obwohl sie, äh, ein bisschen älter ist.«
    »Seine Verlobte? Hat die Polizei schon mit ihr gesprochen?« Wieso war diese Frau nicht erwähnt worden?
    »Ja. Die waren gerade bei ihr. Darum hat sie auch angerufen.«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich werde sie gleich aufsuchen.« Jury sah auf das Kärtchen. »Mayfair. Und die Telefonnummer?«
    »Es ist in der Nähe vom Berkeley Square.« Hilda gab ihm die Nummer, und er bedankte sich erneut.
    Auf dem Weg aus der Melville Gallery blieb er noch einmal kopfschüttelnd vor dem Wolkenbild stehen.
    Kaufen? Nein.

Die talentierte
Mrs. Ripley

20
    Es war anscheinend Jurys Jahr der schönen Frauen, wenngleich Angela Riffleys Reiz darunter litt, wie angestrengt sie sich mit einem ostentativ mysteriösen Flair zu umgeben trachtete.
    Sie bedeutete ihm einzutreten. »Gehen Sie einfach durch, Superintendent. Ich folge Ihnen.«
    »Einfach durch« erwies sich als ein prachtvolles Studierzimmer, eine Art Bibliothek, wo sie ihn Platz nehmen ließ und sagte: »Ich organisiere uns einen Kaffee. Bin gleich wieder da.« Bekleidet war sie mit etwas skandalös Leichtgewichtigem, Transparentem und schien wie auf Flügeln von dannen zu schweben.
    Er befand sich in einem schön eingerichteten Zimmer, dessen Möblierung hauptsächlich aus Antiquitäten bestand, bei deren Anblick Trueblood das Wasser im Mund zusammengelaufen wäre: an der Wand drüben ein Bibliothekstisch aus Mahagoniholz mit Intarsienarbeiten, dann die große Standuhr, deren Ton so einschmeichelnd klang – sie hatte soeben zur halben Stunde geschlagen –, dass es schien, als wollte sie sich für das Verrinnen der Zeit entschuldigen, sowie eine geschnitzte Eichentruhe neben dem marmornen Kamin, vor dem ein wandschirmartiges Kamingitter stand. Dunkle Holzpaneele reichten bis auf halbe Höhe, und darüber waren vielleicht ein Dutzend Köpfe von Wildtieren an den Wänden angebracht – diverse Großkatzenarten wie Tiger, Gepard und Leopard sowie ein Zebra, eine Art Bergziege und anderes Getier, das Jury nicht zu identifizieren wusste. Auch waren zahlreiche Tierhäute vorhanden, wobei Jury hoffte, dass das kleine Zweiersofa mit den Zebrastreifen, auf dem er saß, nicht dazugehörte. Er musste an Ernest Hemingway denken. Zwischen den Jagdtrophäen hingen darüber hinaus ein paar dunkelbraune, verschrumpelte Dinger, aus denen er nicht ganz schlau wurde. Er saß in einigem Abstand von dieser Wand entfernt und hatte nicht die Absicht, sich näher heranzuwagen.
    Auf Tischen und Wandhaltern fand sich eine betörende Sammlung an Kristallobjekten von Lalique und aus Polen sowie eine Porzellanfigur der Herrin vom See aus der Artussage. Zumindest glaubte er, dass es sich bei der Schönheit im Wallegewand um diese handelte. Sie stand mit einem Ruder in der Hand am Bug eines Bootes. Er nahm die Statuette und sah unterm Sockel nach. Minton-Porzellan. Ehrlich gesagt, hatte er noch nie solches Zeug gesehen. Er

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