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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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gesagt hatte, Lady Ardry sei bei ihm zu Hause gewesen, was zumindest sie freisprechen würde. Aber Jury wollte das erst einmal für sich behalten. Was die anderen betraf, so konnte jeder von ihnen den Gasthof für kürzere Zeit verlassen haben, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Das Pfarrhaus war nur wenige Minuten entfernt, und in dem gepflasterten Hof fuhren ständig Autos ein und aus. Jury entnahm Plucks Bericht, daß Darrington Lorraine nach Hause gefahren hatte, weil sie ihr Scheckbuch holen wollte. Sehr überzeugend! Sheila Hogg mußte das auch gefunden haben. Jury erinnerte sich, daß auch Matchett einmal die Bar verlassen hatte. Ein anderes Mal war Isabel eine Zeitlang verschwunden gewesen. Vielleicht war sie nur auf die Toilette gegangen; möglich war alles. In Frage kamen alle und keiner.
    Als er von dem Protokoll hochblickte, starrten sie entweder in die Luft oder spielten mit Knöpfen, Gürteln oder ihren Haaren herum. Jury schickte Wiggins zu Sheila Hogg, damit er auch von ihr eine Aussage einholte; er selbst wollte im Gasthof bleiben und Wachtmeister Plucks Bericht vervollständigen.
    Simon Matchett brach schließlich das Schweigen, indem er sagte: «Ich hab das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben. Man könnte an eine Wiederholung des Abends glauben, an dem Small …» Er war nicht imstande, seinen Satz zu beenden.
    «Wie wahr, Mr. Matchett. Und wenn ich jetzt bitte jeden einzeln sprechen könnte. Wachtmeister Pluck, ich glaube, das vordere Zimmer ist für diesen Zweck am besten geeignet.»

    «Mr. Bicester-Strachan, für Sie muß das besonders schmerzlich sein. Ich weiß, Sie waren ein guter Freund des Pfarrers.» Bicester-Strachan hielt den Kopf abgewandt; er suchte nach einem Taschentuch, das er dann aber wieder wegsteckte. «Sie sagten doch, Sie wollten sich mit Mr. Smith hier treffen?»
    Bicester-Strachan nickte. «Ja, wir wollten nach dem Essen Dame spielen. Zum Essen selbst wollte er nicht kommen, sondern erst danach, wenn er seine Predigt fertig hatte …» Seine Stimme versagte.
    «Wann haben Sie mit ihm gesprochen?»
    «Heute nachmittag. Ich glaube, so gegen zwei.» Der alte Mann ließ seine Augen im Raum umherwandern, als suchte er nach etwas, was ihn vom Tod des Pfarrers ablenken könnte.
    «Sie gingen nach draußen, um sich die Beine zu vertreten – haben Sie das Grundstück verlassen?»
    «Was? Oh, nein, ich bin nur ein paar Mal auf und ab gegangen. Die Luft wird unerträglich in der Bar, wenn alle rauchen. Außerdem machte ich mir Sorgen wegen Denzil.» Er machte einen verstörten Eindruck. «Er ist immer so pünktlich.» Und Bicester-Strachans Blick wanderte zur Tür, als erwarte er immer noch, daß der Pfarrer gleich eintreten würde.
    «Erkennen Sie das, Mr. Bicester-Strachan?» Auf dem Klapptisch lag auf Jurys ausgebreitetem Taschentuch Ruby Judds Armband. Bicester-Strachan schüttelte den Kopf und blickte Jury mißbilligend an, als finde er es unpassend, in diesem Augenblick über Schmuck zu reden.
    «Aber Sie wußten, daß Mr. Smith es heute morgen gefunden hat?»
    Bicester-Strachan runzelte die Stirn. «Ich weiß nicht, worüber Sie sprechen.»
    «Hat Ihnen der Pfarrer nicht erzählt, daß er Ruby Judds Armband gefunden hat?»
    «Ruby? Die arme Kleine, die … ja, doch, ich glaube schon. Aber ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht.»
    Jury dankte ihm und ließ ihn gehen; der Mann schien in den letzten zwei Stunden um zehn Jahre gealtert zu sein.

    «Mr. Darrington, Sie haben Mrs. Bicester-Strachan nach Hause gefahren, damit sie ihr Scheckbuch holen konnte. Stimmt das?»
    «Ja.» Oliver vermied es, ihm in die Augen zu schauen.
    «Warum wollte sie es haben?»
    «Warum? Du lieber Himmel, woher soll ich denn das wissen?»
    «Mr. Bicester-Strachan hatte doch bestimmt genügend Geld bei sich, um das Essen zu bezahlen. Außerdem würde Matchett wohl jedem von Ihnen Kredit geben.»
    «Inspektor, ich weiß nicht, warum Lorraine ihr Scheckbuch haben wollte.»
    «Erkennen Sie dieses Armband, Mr. Darrington?»
    «Es kommt mir irgendwie bekannt vor.»
    Ein unmöglicher Lügner, dachte Jury. Darrington konnte die Augen nicht davon abwenden. «Sie haben es schon mal gesehen?»
    Oliver zündete sich eine Zigarette an und sagte achselzuckend: «Vielleicht.»
    «An Ruby Judds Handgelenk vielleicht?»
    «Möglich.»
    «Sie sagten aus, Sie hätten Mrs. Bicester-Strachan abgesetzt und seien dann nach Hause gefahren. Warum?»
    «Warum? Um Geld zu holen,

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