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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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der Pandorabüchse herum und versuchte, trotz der Entdeckung, die sie gemacht hatte, Simon Matchett rumzukriegen. Sie fing an, Pläne zu schmieden. Heute hab ich Onkel Will angerufen. Wenn er sich nur erinnern könnte, dann könnten sich auch die andern wieder erinnern. Zuerst erklärte er mich für total übergeschnappt – «Ruby, du warst damals gerade sieben Jahre alt, du kannst nicht mehr wissen, was da passiert ist.» Nach langem Hin und Her hab ich ihn dann doch überzeugt, daß Simon es gewesen sein muß, daß er sie umgebracht haben muß. Entweder er oder diese Harriet, die immer im Zusammenhang mit ihm erwähnt wurde. Ich erinnere mich auch wieder, was für einen Schreck ich gekriegt habe. Dieser Arm!! Uhh!!! Und ich hab auch nie jemanden von diesem Armband erzählt, weil ich dachte, ich würde mich damit nur in die Nesseln setzen.
    Am Tag darauf: Onkel Will hat mich zurückgerufen und hat gesagt, ich soll nichts unternehmen, er will mit einem Freund von ihm sprechen, einem Bullen. Ich fragte ihn, ob er Simon verhaften lassen will, und er lachte nur. Ich glaube, er meint, er kann von Simon Geld kriegen. Ich erzählte ihm, hier würde gemunkelt, daß Simon diese komische alte Erbin heiraten will. Und die schwimmt im Geld.
    Zwei Tage später: Wenn er Geld aus ihm herausschlägt, warum kann ich dann nicht was anderes rausschlagen? Jury konnte Ruby vor sich sehen, ihre blitzenden Augen und ihr Schulmädchengekicher, das von dem Gebälk der Kirche aufgefangen wurde.
    Zwei oder drei Tage fehlten, dann schrieb sie: Er war im Keller, um den Wein für das Essen zu holen, und ich ging einfach auch runter, hielt ihm das Armband unter die Nase und fragte ihn, ob er sich nicht daran erinnern kann. Er würde doch immer daran herumspielen, wenn ich es trage. Und dann erzählte ich alles, was ich wußte. Zuerst dachte ich, er will mich schlagen. Aber er packte mich nur, zog mich an sich und küßte mich!!! Er sagte, es wäre wirklich dumm, daß ich meinem Onkel davon erzählt hätte, und fragte mich, ob ich auch mit andern darüber gesprochen hätte. Ich sagte nein, mit keinem. Was auch stimmte. Er meinte, im Augenblick sei wohl nichts zu machen – zu schade, aber er hätte sich nie recht getraut, weil ich so viel jünger sei als er. Richtig traurig sah er aus. Und dann fragte er mich, ob ich mit ihm übers Wochenende wegfahren will, wir könnten dann die Sache in Ruhe besprechen. Aber so dumm bin ich auch nicht. Ich sagte ihm, er braucht das gar nicht erst zu versuchen. Er will doch nur, daß ich den Mund halten soll. Er machte eine Champagnerflasche auf, und wir prosteten uns zu, alberten herum und küßten uns. Ich weiß jetzt auch, daß er es ernst meint. Ich soll meine Tasche packen und den andern sagen, ich würde nach Weatherington fahren, damit sich niemand Gedanken macht. Ich erinnerte mich aber auch wieder, daß Onkel Will gesagt hat, ich soll das Armband abnehmen und gut aufheben. Von mir aus. Ich trage ja doch bald einen dicken Diamanten am Finger. Eben ist mir auch ein prima Versteck für das Armband eingefallen. Wenn das nicht komisch ist!!!
    Und der letzte Eintrag: Kann jetzt nicht schreiben. Sie kommt angewalzt. – Mrs. Gaunt wahrscheinlich – Muß mein Buch verstecken. FORTSETZUNG FOLGT!!!
    Ruby mußte ihr Tagebuch zu den Gesangbüchern gestellt und den Besen zur Hand genommen haben. Wahrscheinlich hatte sie es nur weggestellt, um es später wieder hervorholen zu können, und es dann in der Aufregung vergessen.
    FORTSETZUNG FOLGT!!! Jury blickte noch einmal auf die rührend hoffnungsvollen Worte. Die kleine Närrin. Für Ruby Judd hatte es keine Fortsetzung mehr gegeben. Er stand in der dunklen Kirche, nur die kleine Lampe warf ihren Lichtkegel auf die weißen Seiten von Rubys Tagebuch. Jury war so absorbiert von dieser blinden Schulmädchenleidenschaft, die Ruby Judd für Simon Matchett empfunden hatte, daß er überhaupt nicht bemerkte, wie die schwere Eichentür aufging und dann wieder ins Schloß fiel.
    Jury konnte in der dunklen Halle der Kirche nichts erkennen, als er jedoch die Stimme hörte, wußte er sofort, daß es Simon Matchett war.
    «Ich hab von der Straße aus Licht gesehen und fragte mich, wer sich um diese Zeit wohl noch in der Kirche aufhält. Ein ungewöhnlicher Ort für einen Kriminalbeamten – die Kanzel.»
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann bewegte sich etwas; Jury nahm an, daß Matchett in einem der hinteren Kirchenstühle Platz genommen hatte.
    «Und Sie, Mr.

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