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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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habe beschlossen, Schriftsteller zu werden.» Durch die Rauchschlieren hindurch lächelte Melrose Jury vielsagend an. «Ich schreibe ein Buch.»
    Sie warf beinahe ihren Stuhl um, so abrupt sprang sie auf. «Was, um Himmels willen, meinst du damit?»
    «Nun, daß ich schreiben will, Agatha, ein Buch über diese ganzen Greueltaten.»
    «Aber das ist unmöglich! Wir würden beide über dieselbe Sache schreiben! Ich hab dir doch gesagt, daß ich eine Art Dokumentarbericht geplant habe. Wie dieser Capote über die Morde in Amerika.»
    «Nicht ka-put , um Gottes willen, Ca-po-te. Drei Silben, langes O. Mußt du selbst die Namen deiner Landsleute verstümmeln?»
    «Schon gut. Ich hab die Sache schon vor Augen.»
    «Dann mach dich am besten gleich an die Arbeit. Oder ich werde noch vor dir fertig.»
    «Fertig! So schnell geht das nicht, mein Lieber. Erst mußt du einen Verleger finden. Wer tagaus, tagein am Schreibtisch sitzt, weiß, wie schwer das ist.»
    «Ich kauf mir einfach einen Verlag.» Melrose hatte die Augen auf Jury geheftet.
    «Oh, das sieht dir ähnlich, Plant.»
    «Ja, nicht wahr? Mein erstes Kapitel ist schon fertig!» Melrose klopfte die Asche seiner Zigarre fein säuberlich in seine hohle Hand.
    Sie drehte sich nach Jury um, als erwarte sie von ihm, daß er diesem Wahnsinnigen Einhalt gebiete. Jury zuckte nur mit den Schultern. «Von mir aus könnt ihr beiden den ganzen Nachmittag hier vertrödeln, ich muß jedenfalls an meinen Schreibtisch zurück.» Ihren Stock hinter sich herschleifend, eilte sie aus der Tür.
    «Für heute nachmittag zumindest sind wir sie los, Inspektor», sagte Melrose, «und haben Zeit für ein nettes kleines Essen. Das heißt, wenn Sie Lust haben?» Plant stand auf und legte seine Zigarre in den Aschenbecher auf dem Tisch.
    «Es wird mir ein Vergnügen sein.»
    Plant streckte die Hand aus, und Jury erhob sich. «Vielleicht ist es unter diesen Umständen etwas unpassend», sagte Melrose, «aber irgendwie bedauere ich, daß alles vorbei ist. Man trifft so selten einen Menschen, dessen Verstand auch noch in Krisensituationen funktioniert.» Er streifte seine Glacehandschuhe über und zog seine Mütze zurecht. Als er sich zum Gehen anschickte, fragte ihn Jury: «Noch eine Frage, Mr. Plant: Warum haben Sie eigentlich Ihren Titel abgelegt?»
    «Warum?» Plant machte ein nachdenkliches Gesicht. «Ich werd’s Ihnen verraten, wenn Sie mir versprechen, es nicht weiterzusagen.» Jury lächelte und nickte. Plant senkte die Stimme zu einem Flüstern. «Wenn ich dieses capeähnliche Gewand und diese Perücke anlege, Inspektor, sehe ich meiner Tante Agatha zum Verwechseln ähnlich.» Er trat aus der Tür. Bevor er sie jedoch hinter sich schloß, wandte er sich noch einmal um. «Es gibt schon einen Grund, Inspektor, aber den erzähle ich Ihnen ein anderes Mal. Bis dann, Inspektor.» Er tippte an seine Mütze.
    Als Jury kurz nach Plant aus dem Zimmer ging, hörte er Pluck und Wiggins diskutieren.
    «Hier schauen Sie mal, was gestern in Hampstead Heath passiert ist», sagte Pluck und klopfte mit den Fingern gegen eine Seite des Telegraph : «Brutaler Überfall auf Fünfzehnjährige.» Er legte die Zeitung beiseite. «Und Sie behaupten, London sei in Ordnung. Ha, keine zehn Pferde würden mich dahinbringen.» Jury schloß die Tür hinter sich, während Pluck seinen Tee schlürfte und hinzufügte: «Da ist man ja seines Lebens nicht mehr sicher.»

    Er hatte Vivian gesagt, er wolle gegen Mittag bei ihr vorbeikommen; inzwischen war es auch beinahe soweit, aber er versuchte das Treffen noch etwas hinauszuschieben. Deshalb war er auch ganz froh, als er Marshall Trueblood wie einen Vogel mit dem Finger von innen gegen die Scheiben seines Regency-Fensters klopfen sah.
    «Verehrtester!» sagte Trueblood, als Jury in den Laden trat. «Ich habe gehört, Sie wollen uns wieder verlassen! Ich kann Ihnen nur sagen, es war die Überraschung meines Lebens – ausgerechnet Simon, ein so attraktiver Mann. Hat denn der Elende auch noch versucht, mich in die Sache zu verwickeln, indem er meinen Brieföffner benutzte?»
    «Sieht so aus. Den Pfarrer konnte er anscheinend nicht von hinten angreifen und erdrosseln.»
    «Mein Gott, ich dachte eben an die arme Vivian. Was wäre passiert, wenn sie den Kerl geheiratet hätte?» Trueblood erschauerte und zündete sich eine leuchtend rosa Zigarette an. «Matchett hat also auch seine Frau umgebracht?»
    «Ja. Zu guter Letzt hat er auch das noch zugegeben.» Jury blickte auf seine

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