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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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holte tief Luft. Du Idiot , beschimpfte er sich, du dämlicher Schwachkopf.

    Als Matchett hereinkam und Platz nahm, machte Jury sich immer noch die schwersten Vorwürfe.
    Jury bot ihm eine Zigarette an und stellte ihm dieselben Fragen wie Vivian Rivington.
    «Ich habe das unangenehme Gefühl», sagte Matchett, «daß ich an erster Stelle rangiere.»
    «Bei was?»
    «Oh, tun Sie doch nicht so unschuldig, Inspektor. Der Superintendent hat Sie bestimmt von dieser Sache mit meiner Frau unterrichtet. Wie viele Verdächtige haben Sie schon, die in einen Mordfall verwickelt waren?» Er versuchte zu lächeln, aber es wirkte nicht sehr überzeugend. Jury konnte ihm das nachfühlen.
    «Ich glaube, jeder hat schmutzige Wäsche, die er nicht in der Öffentlichkeit waschen will.»
    Simon Matchett starrte düster auf seine Zigarette. «Aber vielleicht nicht gerade eine ermordete Ehefrau.»
    Jury unterzog ihn einer gründlichen Inspektion. Im Gegensatz zu Oliver Darrington schien er keine besondere Vorliebe für italienische Seide und Maßanzüge aus Savile Row zu haben. Jury war jedoch überzeugt, daß sein Geschmack nicht weniger kostspielig war, er trug ihn nur nicht so auffällig zur Schau. Matchetts Stil war eher eine Art sorgloses Understatement, was Kleidung, Auftreten und Ausdrucksweise betraf. Er trug Blue Jeans und ein Baumwollhemd, dessen Ärmel über die Handgelenke hochgerollt waren. Schlicht genug. Nur jemand mit Jurys Beobachtungsgabe konnte erkennen, daß das Hemd ein teures Liberty-Lawn-Hemd war und daß die Blue Jeans aus demselben Konfektionsgeschäft stammten. Ein solcher Schnitt war bei Marks und Sparks nicht zu finden. Nein, er war sehr viel subtiler als Darrington. Darrington kleidete sich wie eine Schaufensterpuppe. Matchett hingegen wirkte wie ein Schatten, der sich hinter einer Jalousie bewegt. Er konnte jeder Frau suggerieren, es stehe allein in ihrer Macht, diese Jalousie hochzuziehen.
    «Unterhalten wir uns über diesen spezifischen Mord, Mr. Matchett. Gab es irgendeinen besonderen Grund, weshalb Sie gerade im Schwanen zu Mittag gegessen haben?»
    «Nur, daß er auf dem Weg lag.»
    Jury warf ihm einen Blick zu. Zufälle gab es natürlich immer. Aber er wurde nicht dafür bezahlt, daß er an Zufälle glaubte.
    Matchett fuhr fort. «Ich finde es nur seltsam, daß der Mann die ganze Zeit über in der Kälte herumstand.»
    «Er muß ja nicht unbedingt die ganze Zeit am Leben gewesen sein, oder?»
    Matchett zuckte zusammen. «Ich scheine wohl Mörder anzuziehen.»
    «Hmm, tun Sie das?»
    «Das ist bereits das zweite Mal, daß ich mich an einem Ort aufgehalten habe, an dem ein Mord verübt wurde.»
    Zumindest besaß er den Anstand, Vivian Rivington aus dem Spiel zu lassen.
    «Hielt sich Mrs. Willypoole die ganze Zeit über in der Bar auf, während Sie da waren?»
    Matchett dachte einen Augenblick lang nach und nickte. «Ja. Sie hat sich ein Glas eingeschenkt und Zeitung gelesen.»
    «Und Sie haben sonst niemanden gesehen? Keiner ist durch diese Tür in den Hof gegangen?»
    «Nein. Ich bin mir da ganz sicher. Wir saßen mit dem Gesicht zur Tür.»
    «Erzählen Sie mir von Ihrer Frau, Mr. Matchett. Ich habe das Protokoll gelesen, aber vielleicht können Sie auf ein paar Punkte noch etwas näher eingehen.»
    «Ja, natürlich. Wir lebten in Devon und hatten – das heißt, sie hatte – mehrere Gasthöfe. Die Ziege mit dem Kompaß, in dem wir wohnten, war einer davon. Es war einer dieser alten Gasthöfe mit einer Galerie auf jeder Etage. Ich dachte, in dem Innenhof könnte man gut mal ein altes Stück aufführen. Wir ließen alles dafür herrichten: die Bühne und ein paar Bänke für das Publikum. Auf den Galerien brachten wir auch Leute unter, wenn der Platz unten nicht reichte. Nach dem ersten Sommer kamen erstaunlich viele. Es waren zwar nicht gerade die Chichester Festspiele, aber wir hatten doch ziemlich Erfolg damit. Um auch nachts spielen zu können, ließen wir Scheinwerfer installieren.
    Habe ich eigentlich schon erwähnt, daß ich einmal Schauspieler war? Vielleicht kein sehr guter, aber für ein paar kleinere Rollen im West End hat es gereicht. Über die Schauspielerei habe ich auch Celia, meine Frau, kennengelernt. Sie bildete sich ein, eine talentierte Schauspielerin zu sein, und tauchte eines Sommers bei einer Sommer-Inszenierung in Kent auf. Wahrscheinlich hat ihr Vater sich ihre Rolle einiges kosten lassen. Er war vermögend, vor allem hatte er sehr viel Grundbesitz. Zum Beispiel gehörten ihm

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