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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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diese ganzen Gasthöfe. Zwei weitere davon in Devon, Der Eiserne Teufel und Der Sack voll Nägel. Als Celia sie übernahm, wurde jeder Pfennig zweimal umgedreht. Ich möchte mich nicht weiter darüber auslassen, warum unsere Ehe nicht glücklich war, es gab viele Gründe dafür. Nach fünf Jahren konnte ich sie nicht mehr ausstehen. Sie war schrecklich besitzergreifend. Ich wollte weg. Damals spielten sich die schrecklichsten Szenen zwischen uns ab. Ich könnte Ihnen da einiges erzählen.» Und bissig fügte er noch hinzu: «Die Dienstboten übrigens ebenso. Und als die Polizei kam, taten sie das auch.»
    «Warum haben Sie sie nicht verlassen?»
    «Ich war drauf und dran. Damals tauchte dann Harriet Gethvyn-Owen auf, ein entzückendes Geschöpf. Auch eine Laienschauspielerin, nur war sie begabt, ziemlich begabt sogar. Eines ergab das andere – die alte Geschichte. Wir verliebten uns. Ein Grund mehr für mich, Celia zu verlassen.
    In jenem Sommer hatten wir Othello auf dem Programm. Etwas vermessen von mir, aber ich war schon immer auf diese Rolle scharf gewesen. Harriet spielte Desdemona. Celia war mißtrauisch geworden und richtete sich in einem Zimmer gegenüber der Bühne ein kleines Büro ein. Der hintere Teil des Hofs mit der zweiten Etage und der Galerie, die um den ganzen Innenhof geht – wußten Sie übrigens, daß solche Gasthäuser die Vorläufer unserer Theater waren? –, hatten mich überhaupt erst auf die Idee gebracht. Celias Büro war also gerade ein paar Meter von der Bühne entfernt. So besitzergreifend war sie. An dem Abend, als sie umgebracht wurde, hatte ihr das Hausmädchen – Daisy Soundso – wie üblich etwas Heißes zu trinken gebracht. Eine halbe Stunde später kam dann die Köchin, Rose Smollet, um das Tablett abzuholen, und sah Celia zusammengesackt an ihrem Schreibtisch sitzen. Sie war tot.» Matchett zog an seiner Zigarette. «Der Schreibtisch war gründlich durchsucht worden, der Safe geöffnet. Schließlich wurde der Fall zu den Akten gelegt – Täter unbekannt.»
    «Aber doch nicht sofort?»
    Matchetts Lachen klang bitter. «Oh, bestimmt nicht, wie Sie sich denken können. Ich war natürlich der Hauptverdächtige. Großer Gott, meine Motive lagen sozusagen auf der Hand. Hätte ich nicht auf der Bühne gestanden, als Celia ermordet wurde, wäre ich bestimmt im Gefängnis gelandet. Und Harriet vielleicht auch. Was lag näher, als daß der Ehemann und seine Geliebte die eifersüchtige Ehefrau um die Ecke brachten – aber damit hatten sie kein Glück. Wir führten nämlich zu diesem Zeitpunkt gerade unser Stück auf.»
    «Ich nehme an, es gab genügend Leute, die bezeugen konnten, daß Sie auch derjenige waren, der vor ihnen auf der Bühne stand?»
    «Dreißig oder vierzig. Das dürften wohl genug Zeugen sein.» Diesmal konnte Matchett sich ein Lächeln erlauben.
    «Das perfekte Alibi.»
    Matchett drückte seine Zigarette aus und lehnte sich etwas vor. «Inspektor, in Darringtons schwachsinnigen Detektivgeschichten ist immer von ‹perfekten› oder von ‹hieb- und stichfestem Alibi› die Rede. Und immer mit diesem Unterton, den Sie gerade hatten. Meiner Meinung nach ist ein Alibi, das nicht perfekt ist, überhaupt kein Alibi. Ich würde ein perfektes Alibi als einen Pleonasmus bezeichnen. Und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.»
    «Da haben Sie nicht ganz unrecht, Mr. Matchett.»
    «Außerdem haben Unschuldige immer ein ‹perfektes› Alibi, einfach weil sie unschuldig sind.»
    «Stimmt auch, Mr. Matchett. Aber eigentlich hatte ich überhaupt keinen Hintergedanken, als ich das sagte.»
    «Den Teufel hatten Sie!»
    Jury ließ das durchgehen. «Hatte Ihre Frau irgendwelche Feinde?»
    Matchett zuckte mit den Schultern. «Wahrscheinlich. Sie war nicht besonders beliebt, das steht fest. Aber es gab niemand, der ihr nach dem Leben trachtete.» Matchett fuhr sich mit einer Bewegung, die unendlich müde wirkte, übers Gesicht. «Harriet verließ mich danach. Sie ging in die Staaten.»
    «Warum denn das? Sie hatte doch endlich freie Bahn. Trotz der unglücklichen Umstände stand Ihrem Glück nun nichts mehr im Wege. Warum ist sie weggegangen?»
    «Aus Schuldgefühlen, nehme ich an. Der ganze Rummel. Sie war sehr sensibel. Und auch ziemlich scheu.»
    Jury hatte seine Zweifel.
    «Sie packte einfach ihre Koffer. Sagte, sie könne nicht mit mir zusammenleben, Celias Tod läge wie ein Schatten über uns …» Matchett schüttelte den Kopf, als wolle er die Erinnerung daran

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