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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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gewesen sein könnten?»
    «Verdammt noch mal, ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.» Er schob sein beinahe leeres Glas zu Sheila hinüber. «Gib mir noch einen Drink.»
    «Wo waren Sie beide Dienstagabend vor einer Woche? An dem Abend vor dem Essen in der Pandorabüchse?»
    Oliver senkte die Hand, die das Glas hielt, und blickte Jury mit glasigen Augen an – entweder hatte er zuviel getrunken, oder er hatte Angst. «Für Sie ist inzwischen wohl klar, daß ich Ruby Judd umgebracht habe?»
    «Ich muß über alle Erkundigungen einziehen, die an dem Abend, als Small ermordet wurde, in dem Gasthof waren. Denn offensichtlich besteht da ein Zusammenhang.»
    Sheilas Fuß kam zu einem abrupten Halt. «Wollen Sie damit sagen, daß es einer von uns gewesen sein muß? Einer von den Leuten, die an diesem Abend in der Pandorabüchse gegessen haben?»
    «Das ist durchaus möglich.» Jury blickte von Sheila zu Oliver. «Und wo waren Sie?»
    «Wir waren zusammen.» Oliver leerte sein Glas. «Hier in diesem Zimmer.»
    Jury wandte sich wieder Sheila zu, die einfach nur nickte, die Augen auf Oliver geheftet.
    «Sind Sie sich da ganz sicher?» fragte Jury. «Die meisten müssen nämlich erst lange überlegen, wenn man sie fragt, was sie vor zwei Tagen getan haben. Und das ist schon über eine Woche her.»
    Oliver erwiderte nichts darauf, aber Sheila blickte Jury mit einem etwas zu strahlenden Lächeln an, ein Lächeln, das die wilde Entschlossenheit in ihrer Stimme Lügen strafte: «Glauben Sie mir, mein Lieber – ich weiß, wann Oliver zu Hause ist.» Das Lächeln verschwand, als sie Darrington anblickte. «Und wann nicht.»

    Da Truebloods Laden über Weihnachten geschlossen war, ging Jury zu seinem Haus am Dorfplatz hinüber. Ein reizvolles Haus. Der Dachstuhl bestand aus Krummstreben, und auf der ihm zugewandten Seite waren zwei weit auseinander liegende Fenster mit Butzenscheiben.
    Trueblood war gerade dabei, seiner Toilette (anders ließ es sich wohl kaum bezeichnen) den letzten Schliff zu geben, bevor er sich zum Dinner bei den Bicester-Strachans begab.
    «Wollen Sie nicht mitkommen, alter Freund? Da hätten Sie uns alle auf einem Haufen. Die Crème de la crème von Long Pidd. Alle außer Melrose Plant. Ihn würden keine zehn Pferde auf Lorraines Parties bringen.» Er band seine graue Seidenkrawatte.
    «Ich bin bei Mr. Plant eingeladen.» Jury schaute sich nach einer Sitzgelegenheit um, aber alles sah so kostbar und so zerbrechlich aus, daß er Angst hatte, es würde unter ihm zusammenbrechen. Schließlich ließ er sich auf einem pflaumenblauen kleinen Sofa nieder. «Anscheinend hat sich Mrs. Bicester-Strachan einmal für Melrose Plant interessiert?»
    «Interessiert? An einem Abend in der Pandorabüchse hat sie ihn beinahe aufs Kreuz gelegt, Herzchen.» Trueblood ließ die Krawatte in die Weste gleiten, zog sein tadellos geschnittenes Jackett zurecht und holte eine Kristallkaraffe, zwei wie Tulpenkelche geformte Sherry-Gläser und eine Schale mit Walnüssen, die er Jury hinstellte.
    «Ich nehme an, Sie wissen, was mit Ruby Judd passiert ist?»
    «O Gott, ja. Die Kleine, die sich aus dem Staub machen wollte. Ein Jammer!»
    «Aus dem Staub machen wollte sie sich wohl nicht. Ich glaube, sie wurde vielmehr in eine Falle gelockt. Wahrscheinlich hat ihr der Mörder vorgeschlagen, sie solle ihre Tasche packen, damit ihre Abwesenheit nicht gleich auffalle. Sonst hätten sich ja alle möglichen Fragen gestellt.»
    «Fragen, wie sie sich jetzt stellen, wenn ich Sie recht verstehe?» Trueblood zündete sich eine kleine Zigarre an. «Und Sie möchten wissen, wo ich mich an dem betreffenden Abend aufgehalten habe. Welcher Abend das auch immer gewesen ist, wie ich in aller Unschuld hinzufügen möchte.»
    «Ja. Aber das ist nur eine Frage. Die andere lautet, welche Beziehung hatten Sie zu Ruby Judd?»
    Trueblood war schockiert. « Beziehung? Das soll wohl ein Witz sein?» Er schlug seine maßgeschneiderten Hosenbeine übereinander und klopfte etwas Asche auf einen Porzellanteller. «Wenn die Knaben vom Scotland Yard mich mit einem Ring im Ohr auf einer Seitenstraße in Chelsea anträfen, könnte ich mir wahrscheinlich nicht einmal mehr den Schaumgummi rausnehmen, so schnell hätten sie mich in die Wanne verfrachtet.»
    Jury verschluckte sich. «Nun übertreiben Sie mal nicht, Mr. Trueblood.»
    «Nennen Sie mich doch Marsha. Wie alle andern.»
    Jury hatte keine Zeit für Truebloods Geplänkel. «Haben Sie mit Ruby Judd geschlafen, ja

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