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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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wohl ein Dorn im Auge?»
    «Sie kennen sie doch auch. Und können mir doch wohl nur beipflichten?»
    Jury zog es vor, seinen Teller zu studieren. «Ich verstehe nicht, warum diese Verlobung, falls es überhaupt eine gibt, so in der Luft hängt?»
    «Ich auch nicht. Diese sogenannte Verlobung ist Isabels Werk. Sie hat sie zusammengebracht, warum ist mir jedoch völlig schleierhaft wo Isabel doch Matchett so anhimmelt und allen Einfluß einbüßt, wenn das Vermögen an Vivians 30. Geburtstag nicht in ihre, sondern in seine Hände wechselt. Wirklich rätselhaft.»
    «Nicht, wenn –»
    «Wenn was?»
    «Nein, nichts. Was halten Sie von der Geschichte mit dem Unfall ihres Vaters?»
    «Komisch, daß Sie mich das fragen – ich habe oft darüber nachgedacht. Vivian scheint wirklich davon überzeugt zu sein, daß sie als Kind ein richtiger Rabauke war, daß sie sich ständig mit ihrem Daddy kabbelte und was sonst noch alles. Diese Story von dem kleinen Teufelsbraten ist Ihnen doch wohl auch etwas mysteriös vorgekommen? Vor allem, wenn man bedenkt, daß sie erst – lassen Sie mich mal nachrechnen – sieben oder acht Jahre alt war, als er starb. Pflegt man traumatische Kindheitserlebnisse nicht möglichst schnell zu verdrängen? Vivian scheint sich aber noch an jede Einzelheit zu erinnern, als wäre es erst gestern passiert. Wissen Sie, ich frage mich –» Melrose starrte nachdenklich auf die Spitze seiner Zigarre, bevor er die Asche abklopfte – «wer für sie das Bild vervollständigt hat.»
    «Sie meinen, sie hätte sich dieses Bild von Isabel malen lassen?»
    «Wer käme sonst in Frage? Von den Angehörigen lebt sonst keiner mehr.»
    «Isabel muß einen Grund gehabt haben, weshalb sie Vivian diese Version von dem Unfall eingeredet hat. Und jetzt muß sie vielleicht dafür sorgen, daß an die Vergangenheit nicht gerührt wird.»
    «Sie glauben doch nicht ernstlich, daß eine Frau diese Morde begangen haben könnte?»
    «Sie sind ein sehr sentimentaler Mensch, Mr. Plant.»

    Jury fragte ihn, ob er das Telefon benützen dürfe, und Melrose ging in den Salon, um den Damen Gesellschaft zu leisten.
    Jury entschuldigte sich dafür, daß er Wachtmeister Pluck bei seinem Weihnachtsessen störe; er müsse aber dringend mit Wiggins sprechen.
    Als er sein «Ja, Sir?» hörte, sagte Jury: «Hören Sie, Wiggins, wenn Sie mit dem Essen fertig sind, setzen Sie sich bitte mit der Polizei in Dartmouth in Verbindung und geben Sie für mich eine Liste von Namen durch. Wahrscheinlich müssen Sie sich dafür mit der Zentrale in Verbindung setzen.» Dann verlas Jury die Namen auf der Liste; alle waren vor sechzehn Jahren entweder Gäste oder Angestellte in dem Gasthof zur Ziege mit dem Kompaß gewesen.
    Der arme Wiggins war nicht gerade begeistert. «Aber das sind 23 Namen, Inspektor. Von denen sind bestimmt nicht mehr alle aufzutreiben.»
    «Ich weiß. Aber ein paar davon. Und vielleicht hat einer ein gutes Gedächtnis.» Er hörte ein knirschendes und dann ein mahlendes Geräusch. Wiggins hatte wohl gerade in eine Selleriestange gebissen. Er murmelte, daß er sich so bald wie möglich mit der Liste beschäftigen würde.
    Als Jury den Salon betrat, war Agatha gerade dabei, ihren Rock auf einem durchbrochenen Kalamanderholzstuhl auszubreiten. Marshall Trueblood wäre bestimmt ohnmächtig geworden, hätte er ihre massige Gestalt darauf Platz nehmen sehen. Sie spielte an ihrem neuen Armband herum und sagte: «Das muß doch ziemlich teuer gewesen sein, Melrose?» Offenbar erinnerte sie sich nicht mehr an ihre frühere Andeutung, daß die Steine nicht echt seien.
    «Ich kann dir ganz genau sagen, was es gekostet hat, Agatha –»
    «Das schickt sich nicht, Melrose. Es ist wirklich sehr hübsch. Auch wenn es nicht alt ist wie Marjories Schmuck.»
    «Wer ist Marjorie?» fragte Jury.
    «Meine Mutter», sagte Melrose. «Sie besaß eine schöne Schmucksammlung.» Er starrte zur Decke. «Ich bewahre sie im Tower auf. Für 50 Pence können Sie ihn besichtigen, wenn Sie wollen.»
    «Oh, versuch nicht dauernd, den Komiker zu spielen, mein lieber Plant. Es paßt nicht zu dir.»
    Vivian erhob sich. «Melrose, es war ein wunderbares Essen. Aber jetzt muß ich leider gehen –»
    «Warum denn, um Gottes willen?» fragte Melrose und erhob sich ebenfalls. «Du könntest doch noch ein bißchen bleiben und mithelfen, mein Alibi zu durchlöchern.»
    «Melrose!» Vivian blickte ihn an, als wäre er ein ungezogenes Kind.
    «Aber Agatha braucht doch Beistand

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