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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Ihr Alibi platzen lassen.»
    «Das würden Sie nicht tun.»
    «Wir haben doch eine ganze Auswahl an Morden, nicht? Sie haben doch nur für den an Creed ein Alibi.»
    «Konzentrieren wir uns lieber auf unsere Theorien: Gibt es in diesen Gasthöfen, etwas, hinter dem der Mörder her sein könnte? Gold in einem Sekretär? Oder vielleicht besitzt Matchett, ohne es zu wissen, das von Hogarth gemalte Wirtshausschild – klingt aber ziemlich unwahrscheinlich. Oder ist diese Sache mit den Gasthöfen nur zur Ablenkung inszeniert?»
    «Aha, daran dachten Sie also auch schon? Manchmal gibt es ja für einen Mord, der in aller Öffentlichkeit begangen wurde, die wenigsten Zeugen. Ein Mörder, der seine Leichen nicht versteckt, versucht vielleicht sein Motiv zu verbergen.»
    «Abgesehen von der Leiche Ruby Judds. In ihrem Fall gibt es gleich zwei Abweichungen von dem Schema. Sie wurde begraben, und sie war keine Fremde.»
    «Die Abweichungen sind immer am interessantesten. Bei den andern war es ihm vielleicht gleichgültig, wann sie entdeckt wurden, nicht aber bei Ruby.»
    «Aber warum hat er Ruby Judd überhaupt umgebracht?» Melrose ließ sein Glas kreisen.
    «Vielleicht wußte sie etwas über einen im Dorf?»
    «Erpressung? Du lieber Himmel, was haben wir nicht alles auf dem Gewissen!»
    Jury gab nur eine indirekte Antwort darauf. «Einiges deutet daraufhin, daß Ruby auch mal was mit Darrington gehabt hat.»
    Plant wirkte erstaunt. «Tja, diese kleine Judd kam wirklich rum. Dieses pausbäckige Bauernmädel! Manche Männer haben schon einen seltsamen Geschmack!» Plant schüttelte den Kopf.
    «Auch mit Marshall Trueblood.»
    Melrose ließ beinahe die Portweinflasche fallen. «Das soll wohl ein Witz sein?»
    Jury lächelte. «Nein, auch wenn sich ganz Long Piddleton über Trueblood lustig macht.»
    «Ja, leider. Ich halte Scherze, die mit der Rasse, Religion oder den sexuellen Neigungen eines Mannes zu tun haben, für ziemlich abgeschmackt. Nicht, daß ich ihn besonders mag. Wenn er auf den Händen die Dorfstraße runterginge, könnte er nicht lächerlicher wirken.» Melrose schüttelte ungläubig den Kopf. «Trueblood hat also tatsächlich mit der kleinen Judd geschlafen?»
    «Nur einmal, behauptet er. Aber in Truebloods Vergangenheit – genau wie in Darringstons – gibt es einige Dinge, die er wohl lieber für sich behalten würde, und diese Ruby Judd ist vielleicht dahintergekommen. Außerdem gibt es die Bicester-Strachans –»
    «Ich persönlich würde Lorraine unter die Lupe nehmen. Sie wäre zu jedem Mord bereit, nur um ihren hochheiligen Ruf zu schützen.»
    In diesem Augenblick tauchte Agatha wieder in dem Speiseraum auf, um sich auf dem laufenden zu halten; als Entschuldigung brachte sie hervor, sie brauche einen Tropfen Brandy gegen ihre quälenden Kopfschmerzen.
    «Ruthven, bringen Sie mir doch bitte einen.»
    Ruthven, der eben hereingekommen war, um das Buffet abzuräumen, wandte sich hoheitsvoll nach ihr um und sagte: «Mein Name wird Rivv’n ausgesprochen, gnädige Frau, Rivv’n wie Ihnen Ihre Lordschaft schon des öfteren erklärt hat.»
    «Warum schreibt man ihn dann nicht so?»
    «Ich schreibe ihn so.» Ruthven ging mit dem Tablett in der Hand in die Küche zurück.
    «Unerhört», zischte Agatha Melrose an, «diesen Ton erlaubst du deinen Bediensteten? Und was habt ihr versucht, Lorraine Bicester-Strachan anzuhängen?»
    Ruthven, der sich in der Küchentür noch einmal umgedreht hatte, brüllte beinahe: «Gnädige Frau, es heißt Bister-Strawn! Bister-Strawn! ’» Daraufhin machte er wieder kehrt und verschwand in der Küche.
    Agatha stand mit offenem Mund da.
    Melrose glaubte alten Whisky gerochen zu haben, als ihn Ruthvens weihnachtlicher Atem streifte und grinste: «Agatha, Rivv’n hat dich angegriff’n.»
    Sie drehte sich abrupt um und stapfte hinaus.
    Plant setzte das Gespräch da fort, wo Agatha sie unterbrochen hatte. «Ich glaube, auf Bicester-Strachan selbst würde ich als letzten tippen. Ein netter, schachspielender alter Mann.»
    «Ich habe nette, schachspielende alte Männer schon seltsame Dinge tun sehen. Aber wir haben ja auch noch Simon Matchett –»
    Plants grüne Augen funkelten. «Und ob! Wenn ich nur etwas über diese schmutzige Sache mit seiner Frau wüßte, damit ich es Vivian unter die Nase reiben könnte; diesem ahnungslosen Mädchen.»
    «Sind Sie da nicht ein bißchen voreingenommen, Mr. Plant?» Er wäre nicht der einzige, dachte Jury schuldbewußt. «Diese Heirat ist Ihnen

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