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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Constable Pasco ging und sich beschwerte, würde ihn das vielleicht endlich davon überzeugen, daß Batty und Billy Tiere quälten. Batty konnte ja vielleicht nichts dafür, aber Billy gehörte in Jugendarrest.
    Eine Entenfamilie entdeckte sie und paddelte in freudiger Erwartung eines Mittagmahls zum Ufer des Teichs. Aber heute hatte Carrie kein Brot. Sie stülpte ihre leeren Taschen um, doch die Enten verstanden die stumme Geste nicht, watschelten herbei und schubsten sich gegenseitig, weil jede die erste sein wollte.
    «Heute gibt’s kein Brot», sagte Carrie. «Ich kann ja nun nicht immer welches dabeihaben, oder?»
    Sie erinnerte sich daran, wie Batty einmal Brotstücke in den Teich geworfen und versucht hatte, die Enten mit einem Stock zu schlagen, wenn sie nah genug am Ufer waren. Als er Carrie sah, hatte er sich verdrücken wollen, aber sie hatte den Stock genommen und ihm das Hinterteil vertrimmt. Genau das hätte seine Tante mal tun sollen. Obwohl Carrie ihn gar nicht fest geschlagen hatte, hatte diese Tracht Prügel sie wieder einmal vor Constable Pasco gebracht, und sie hatte sich von Amanda Crowley Lektionen erteilen lassen müssen. «Der arme Batty versucht nur, mit den Enten zu spielen, und du kommst einfach an –»
    «Billy hat ihn wahrscheinlich dazu angestiftet», hatte Carrie erwidert.
    Was die Tante, die sich immer als Märtyrerin erster Klasse betrachtete, überhaupt nicht gern geschluckt hatte.
    Carrie haßte diese große, schlanke, überspannte Frau. Sie trug immer Reitkleidung: enge Hosen, enge Stiefel. An dem Tag hatte sie ein Jackett mit Metallknöpfen an. Sie bekam kaum die Lippen auseinander, wenn sie etwas hervorstotterte. Ihr Haar war stahlgrau, aber modisch frisiert, aus dem runden Gesicht zurückgekämmt und im Nacken zu einem albernen Knoten zusammengefaßt. Und weil sie bestimmt immer zu tief in den Jagdpokal guckte, war ihr Gesicht etwas gelbstichig. Es erinnerte Carrie an Rührei. Amanda Crowley betrachtete sich selbst als sehr vornehm, sie ging gern auf die Jagd, und Gerüchten zufolge hatte sie ein Auge auf Sebastian Grimsdale geworfen.
    Ein wunderbares Paar, hatte Carrie gedacht, als sie damals dem Gestammel von Miss Crowley lauschte. Vielleicht würden die beiden sich ja mal im Wald versehentlich gegenseitig erschießen.
    «Die Baronin muß in Kenntnis gesetzt werden.» Manche Dorfbewohner brachten für Carrie Fleets Sendungsbewußtsein als Tierschützerin kein Verständnis auf und wurden öfter bei der Baronin vorstellig. Immer wollten sie sie über etwas in Kenntnis setzen , das Carrie ausgefressen hatte, aber niemand kam je auf die Idee, daß Amanda Crowley über ihre beiden in Kenntnis gesetzt werden müßte.
    Carrie mußte über diese Besuche bei der Baronin immer innerlich lachen. Manchmal bat die Baronin die Beschwerdeführer hinein, oft aber auch nicht. Wenn sie ihnen eine Audienz gewährte, dann in ihrem sogenannten Rückzugszimmer, wo sie dann auch prompt ihre Aufmerksamkeit zurückzog.
    Und wenn Amanda oder Mr. Geeson oder wer auch immer der Besucher des Tages war, ein Ultimatum stellte, war die Baronin mit den Gedanken ganz woanders. Im Geiste schlenderte sie über mit Linden und Pflaumenbäumen gesäumte Alleen, die reifen Früchte fielen ihr zu Füßen, sie drehte ihren Sonnenschirm, die andere Hand ruhte auf dem Arm des Barons. Ihre Phantasien hatten wohl mit dem Gin in ihrer Teetasse zu tun …
    Carrie spann die Geschichten der Baronin immer gern noch aus, sie wußte nicht, warum. Sie hatte viele alte Fotografien vom Anwesen «La Notre» gesehen – von der Gartenlaube, den griechischen Säulen, den Anlagen und Gärten, die in Ashdown so völlig fehl am Platze waren.
    Wie oft ersetzte Carries Arm den des Barons, wenn sie die Baronin auf ihren Spaziergängen durch längst verwilderte, rankenüberwucherte Gärten, wo die Bäume unter Flechten erstickten, oder über vermooste Wiesen begleitete. Die Baronin bemerkte immer nur, daß der Gärtner sich mal um ein paar Dinge «kümmern mußte». Sie zeigte mit dem Spazierstock auf tote Dahlienstrünke und bat Carrie, Randolph Bescheid zu sagen. Randolph war senil und «kümmerte» sich um gar nichts. Gelegentlich sah Carrie, wie er sich auf einen Rechen oder eine Hacke stützte und ungefähr so effizient arbeitete wie die zerbröckelnde Statue hinter ihm. Randolph dachte offenbar nur an das Wettbüro in Selby. Manchmal karrte er sein klappriges Fahrrad hervor und radelte die lange Auffahrt hinunter nach Selby.
    Da die

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