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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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wie die Polizisten in den Filmen, die sie immer mit der Baronin sah. Sie trat rasch in den Korridor und feuerte einfach auf eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt. Die Gestalt trug eine Skimütze, die das Gesicht verbarg. Sie sah aus wie ein Demonstrant.
    Oder jemand, der so tat, als sei er einer. Er verschwand in einer Tür am Ende des Korridors. Carrie rannte in das nächste Zimmer, wo Hunde bellten.
    Aber durch das Hundegebell hörte sie jemanden röcheln und ihren Namen flüstern.
    Zeit zum Nachladen war nicht, und sie hoffte, die Taschenlampe würde die betreffende Person ein oder zwei Sekunden lang blenden. Das Licht fiel auf eine Gestalt in der Ecke. «Neahle!»
    Neahle Meara hockte da und weinte, die Fäuste ans Gesicht gepreßt.
    Carrie ging zu ihr. «Neahle, ich hätte dich umbringen können –» Neahle schüttelte unentwegt den Kopf und weinte leise, stumm wie die Katzen. Carrie kniete sich neben sie und flüsterte: «Wie bist du hierhergekommen? Wie bist du reingekommen?»
    «Dahinten ist eine Tür.» Sie schüttelte immer weiter den Kopf. Carrie legte ihre Hände auf Neahles Arm, um sie zu beruhigen. «Hör zu, wir sind jetzt mucksmäuschenstill, okay? Ich setz mich neben dich.» Das tat sie, den Rücken an die Betonwand gedrückt. Sie flüsterte:
    «Ich hab ja das Gewehr, Neahle. Keiner kann uns was tun. Okay?»
    Neahle hatte aufgehört zu weinen und rieb sich das Gesicht. Carrie kniff die Augen zusammen und dachte an das tote Kaninchen. Und dann erschrak sie über sich selbst, weil sie nicht zuerst an Constable Pasco gedacht hatte. Er war ihr Freund gewesen, selbst wenn sie es vor sich selber nie zugegeben hatte. Lieber Gott, bitte – sie verscheuchte den Gedanken; sie glaubte nicht an Gott.
    Neahle faßte sie an der Hand. «Ich wußte, daß was Schlimmes passieren würde. Ich wußte, daß du in Schwierigkeiten warst, als –»
    Sie erstarrten. Sie hörten Schritte. Aber die Schritte hielten inne. Und Carrie wußte, die Person mußte in jeden Raum schauen, der von dem langen Flur abging. Das Gewehrfeuer hatte sie nicht verraten, sondern die Person, die den Flur entlangkam, nur verwirrt.
    Carrie nahm Munition heraus, lud neu durch und faßte Neahle fester an der Hand. «Was war dann, Neahle?»
    «Der Mann von Scotland Yard. Er hatte ein Foto von hier, aber ich hatte Angst, sie suchten dich. Deshalb hab ich es ihnen nicht gesagt. Ich hab die Abkürzung durch das Wäldchen genommen und bin den ganzen Weg gerannt. Ich hab’s nicht gesagt.» Neahle schüttelte Carries Arm. «War das blöd von mir?»
    Sieben Jahre lang hatte Carrie sich gegen Tränen gewappnet. Jetzt überwältigte sie die Enttäuschung. Wenn Neahle es ihnen doch nur erzählt hätte ! «Nein, nein.»
    Neahle legte den Kopf an Carries Schulter. Die Schritte kamen näher. Neahle flüsterte. «Jetzt werden wir umgebracht, stimmt’s, Carrie? Und Bingo?»
    «Jeder, der durch diese Tür kommt, kriegt eine Kugel in den Bauch. Nimm du die Taschenlampe. Wenn – ich meine, falls die Tür aufgeht, mach sie an. Sie ist sehr stark. Jäger benutzen solche Lampen.»
    Neahle nickte. «Was, wenn der Falsche kommt?»
    Das hatte Carrie gerade noch gefehlt. Sie fing an zu kichern und schlug sich die Hand fest auf den Mund. Neahle mußte auch kichern. Wahrscheinlich werden wir beide sterben , dachte Carrie, und wir lachen dabei noch.
    «Neahle, glaubst du an Gott?»
    «Ich glaube, schon. Ich bin ja schließlich aus Irland.»
    Sie hielten sich wieder den Mund zu und bemühten sich angestrengt, kein Geräusch zu machen. Sie mußten sich verkneifen, albern zu werden. Der Tod , dachte Carrie, ist albern. Und man hat garantiert gar nichts davon – und obwohl die Schritte näher kamen, mußte sie den Kopf senken, um nicht zu lachen, und diesmal mußte Neahle Carrie schütteln und ihr sagen: Hör doch!
    Es waren nämlich weitere Schritte zu hören. Andere Schritte.
    Als Carrie aufstand, zitterte Neahle wieder vor Angst. Carrie hörte, wie ihr Name geflüstert wurde.
    Es war eine Stimme, die sie unter Tausenden erkannt hätte – die Stimme von Superintendent Jury.
    Der nicht wußte, wo er da hineingeriet.
    «Bleib hier», sagte Carrie. «Leise.»
    «Carrie?» sagte Neahle ängstlich.
    «Dir passiert nichts, Neahle. Uns passiert nichts.»
    «Carrie?» sagte Neahle noch einmal.
    Neahle glaubte ihr nicht. Carrie nahm ihre Kette und den Amethystring ab und ließ beides in Neahles Hände fallen. «Du weißt ja, wie sehr ich an diesen Schmuckstücken hänge. Also heb

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