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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Zeitschrift.»
    Wiggins kam zurück und sagte, Constable Pasco sei weder auf der Wache noch zu Hause.
    «Weder – noch?»
    «Weder – noch, Sir.»
    «Rufen Sie die Kripo in Selby an», sagte Jury nach kurzem Überlegen. «Mal sehen, ob die wissen, wo er ist.»
    Polly schob sich die Brille auf den Kopf, als ob sie auf diese Weise seinen Aufenthaltsort anpeilen könnte. «Aber warum ? Warum glauben Sie, daß Carrie dorthin gegangen ist?»
    «Weil sie annimmt, daß jemand ihren Terrier dorthin gebracht hat, und ich sitze hier nicht länger rum und halte Reden. Nein, Sie nicht», sagte Jury, als Polly nach ihrem Mantel griff.
    «Was meinen Sie, ich nicht? Ich war als allererste hier!»
    «Das tut nichts zur Sache», sagte Plant, knöpfte seinen Mantel zu und nahm seinen Spazierstock. «Wir stehen hier schließlich nicht für den Bus an.»
    «Es ist eine polizeiliche Maßnahme, Polly», sagte Jury.
    Daraufhin ließ sie die häßliche Brille sofort wieder vor die Augen fallen. «Und warum nehmen Sie ihn dann mit?»
    Weil ich ihn brauche . Aber das sagte Jury nicht. Er beugte sich über den Tisch und schenkte Polly ein wunderbares Lächeln. «Weil, wenn ich ihn hier bei Ihnen lasse, Polly, rasen Sie mit ihm in seinem Silver Ghost mit hundertdreißig Sachen über die Landstraße zu diesem Labor.» Er küßte sie auf die Wange.
    Ihre Brille beschlug.

S ECHSTER T EIL
    E RINNERUNG AUS A METHYST
IST ALLES , WAS ICH HAB –
     

30
    V ON HOHEN F ARNBÜSCHEN VERBORGEN , hatte sie das dunkle Labor wohl über eine Stunde lang beobachtet und wünschte nur, sie hätte ein Fernglas mitgebracht, aber sie hatte die Taschenlampe und das Gewehr dabei, mehr hätte sie nicht tragen können.
    Niemand. Zumindest, soweit sie sehen konnte, war niemand in das Labor gegangen, deshalb war’s wahrscheinlich nicht heute abend. Carrie erhob sich von dem naßkalten Boden und ging zu dem langen Gebäude, das bis auf ein gelbes Licht dunkel war. Das verstand sie nicht.
    Das Tor war natürlich verschlossen, aber es war nicht schwer, über den Zaun zu klettern. Sie warf das Gewehr hinunter und sprang dann selbst hinterher. Die Munition hatte sie in der Tasche.
    Nach den Demonstrationen war die Rede davon gewesen, Stacheldraht oder einen Elektrozaun um das Gebäude zu ziehen und einen Wachmann einzustellen. In das Labor würde sie durch ein Fenster hineinkommen, aber nach drei Türen mit Sicherheitsschlössern fand Carrie ganz hinten sogar eine schmale Tür, an der nur ein Zahlenschloß war.
    Joe Brindle taugte sonst nicht viel, doch in seinen Einbrecherzeiten hatte er gelernt, wie man ein Vorhängeschloß knackt, und es ihr beigebracht. Mädchen, du hast ein feines Gehör. Sie drehte den Zapfen, das Ohr dicht am Schloß, und lauschte auf das kaum hörbare Klicken. Sie öffnete die Tür.
    Trotz Dr. Flemings wiederholter Aufforderungen war sie noch nie in diesem Gebäude gewesen – wieder dachte sie an Dr. Fleming. Nur die Angestellten hatten Schlüssel, und wer auch immer sie hier treffen wollte, er mußte im Besitz eines Schlüssels sein oder eben ein Fenster einschlagen, wenn er keine Vorhängeschlösser knacken konnte. Die einsame Glühbirne am anderen Ende des Korridors warf ihr trübes Licht auf eine Reihe Türen zu beiden Seiten. An den ersten Türen waren Schilder: «Zutritt verboten.» Carrie richtete die Taschenlampe auf eine Tür und drückte die Klinke herunter. Die Tür öffnete sich, und Carrie trat ein.
    Es war ein klinisch sauberer Raum mit Katzen in einzelnen Käfigen. Manche schliefen. Als das Licht über sie huschte, erwachten sie und setzten sich auf. Die Käfigtüren waren aus Maschendraht, und Carrie ging von einer zur anderen, sah hinein und steckte die Finger durch den Draht. Manche Katzen zogen sich in den Schutz einer dunklen Ecke zurück; andere verkrallten sich in dem Maschendraht. Wenigstens hatte man ihnen nicht die Krallen abgeschnitten. Der Raum war mit UV-Licht beleuchtet. Carries Hände schimmerten seltsam bläulich. Auf der anderen Seite des Raumes saßen Katzen in runden Plastikbehältern. Am Ende schleppte sie hier noch Bakterien hinein.
    An der Wand war ein Lichtschalter, aber sie hatte Angst, Licht zu machen; es könnte Aufmerksamkeit erregen. Merkwürdig war: das ganze Gebäude hätte eigentlich in Flutlicht getaucht sein müssen.
    Sie lud das Gewehr, schlich geräuschlos zur Tür, drückte sich platt gegen die Wand, starrte, so gut sie konnte, den Korridor entlang und lauschte. Totenstille.
    Sie schaute zu den

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