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Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Inspektor Jury spielt Katz und Maus

Titel: Inspektor Jury spielt Katz und Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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werden.
    «Ist er praktisch auch. Er wurde mit Benzin übergossen. Ich habe abgeputzt, soviel ich konnte, aber ich wußte nicht –» Sie zuckte mit den Achseln.
    Sie hielt den Kater fest, während Fleming Wasser und Seife holte. «Wie lange ist das her? Ich meine, wann hast du ihn gefunden?»
    «Vor einer Viertelstunde vielleicht. Einfach nur Seife?»
    Sie nickte in Richtung der Wasserschüssel.
    «Olivenölseife. Dann Rinderfett. Benzin trocknet die Haut aus. Hast du ihn in die Pullover gehüllt?»
    Sie beruhigte den Kater und nickte.
    «Damit er sich nicht ableckt.»
    «Sehr gut. Hat er offensichtlich auch nicht getan, denn daß er lethargisch wäre, kann man ja nicht behaupten.»
    Der Kater schlug nach dem Handtuch. «Ganz ruhig, alter Junge. Zwei Pullover. Da ist dir dann wohl ganz schön kalt geworden.» Er sah sie von der Seite an.
    Keine Antwort.
    «Wo hast du ihn gefunden?»
    «Auf der Heide.»
    «Was hatte er denn da draußen zu suchen?»
    «Woher soll ich das wissen?»
    Sie verschwieg die Einzelheiten nicht, weil sie die Crowley-Jungs decken wollte. Die sollten ruhig in der Hölle schmoren. Mit Benzin übergossen, im Fegefeuer. Sie war einfach vorsichtig und wollte deswegen auch Dr. Fleming nichts erzählen. Obwohl er einer der wenigen Menschen war, deren Nähe sie länger als zehn Minuten ertragen konnte. Seine Arbeit im Rumforder Labor mißbilligte sie allerdings und verpaßte keine Gelegenheit, ihn daran zu erinnern.
    «Heute müssen Sie wohl nicht arbeiten?»
    «Ist das etwa keine Arbeit, was ich hier mache?»
    «Ich meine im Labor.»
    Fleming konnte sich nur schwer beherrschen. «Das wollen wir doch wohl nicht schon wieder durchkauen.»
    «Der Verband der Tierärzte tut auch nichts, um die Situation zu verbessern. Ich meine, sie drücken es nur immer wieder anders aus. ‹Hoffnungsloser Fall›. Nicht übel. Warum sagen Sie nicht, was Sie meinen?»
    Paul Fleming sah sie böse an. «Hör mal, wenn es keine Tierversuche gäbe, was war dann mit dem Kater hier? Schon mal dran gedacht?»
    Sie sah den großen Kater an. «Da ist was dran.»
    «Besten Dank!»
    «Fünfzig Katzen umbringen, um eine zu retten.» Sie nickte bedächtig. «Da ist was dran.»
    «Du weißt ja gar nicht, wovon du redest ! Du lieber Himmel! Warum gehst du nicht auf Demonstrationen und Fackelzüge?»
    «Das ist gegen meine Prinzipien.»
    Kopfschüttelnd schaute er sie an.
    Carrie wußte, er regte sich schon auf, wenn sie nur hier hereinmarschierte. Schade. Im Grunde war er ganz nett. Und Gillian Kendall war vermutlich verliebt in ihn.
    Die arme Gillian. Carrie beobachtete ihn. Er sah blendend aus und konnte gut mit Tieren umgehen. Er war ledig und täte besser daran, es auch weiterhin zu bleiben. Das gleiche galt für Gillian. Carrie las viel und wunderte sich immer wieder, daß in kaum einem Buch große Liebesszenen fehlten. Die Liebesszenen waren ihr weder peinlich noch zuwider, sie interessierte sich nur nicht für diese ewigen Küsse und Umarmungen. Selber schuld, wenn man sich in einem Schicksal verfing, das schlimmer war als der Tod.
    «Anstatt da rumzustehen und vor dich hin zu träumen, hilf mir lieber», sagte er und reichte ihr ein Handtuch.
    «Ich träume nie vor mich hin.» Sie wischte den Kater ab.
    «Beim nächsten Mal bringst du aber einen Jaguar mit!»
    Carrie gefiel es, wie die Pupillen des Katers wegen des roten Tuchs wie glühende Kohlen funkelten.
    «O Gott, hab ich da ein Lächeln gesehen?» fragte er und striegelte dem Kater das Fell.
    Ihre Gefühle gingen keinen etwas an. Sie hatte gar nicht gemerkt, daß er sie beobachtete.
    «Fertig», sagte er mit einem Seufzer. «So. Jetzt bist du wieder unter den Lebenden, Tiger.»
    Der Kater lieferte Fleming einen olympiareifen Ringkampf und sprang dann auf den Boden.
    «Na, nun komm schon», sagte Carrie, hob ihn hoch und ließ ihn wieder in die Kiste plumpsen. «Haben Sie noch so eine Tragebox aus Pappe?»
    Er stöhnte: «Du hast mich schon um drei erleichtert. Ein Pfund das Stück.»
    Sie zog ein paar Pfundnoten aus ihrem Kleid und klatschte sie auf den Tisch.
    Paul Fleming wurde rot. «Schon gut –»
    «Ich hab eine Bank überfallen.»
    «Okay, ist ja gut, guck mich nicht so böse an.» Er zog die Tragebox aus einem Regal und faltete sie auseinander, die Henkel nach oben. Er lächelte wieder. «Die Gebühren betragen normalerweise zehn Pfund. Aber bei dir ist das was anderes.»
    «Sie denken auch immer nur an Geld! Sie wissen, daß ich bezahle.»
    Wieder lächelte er.

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