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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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haben!»
    «Ihre Adresse lautet Worcester Road 114?»
    «Ja.»
    «Aber eine Miss Doris Arkwright ist Ihnen nicht bekannt?»
    «Nee — ’ne Miss Arkwright ham wir hier nich — dies is ’ne Schlachterei.»
    «Oh! Dann entschuldigen Sie bitte die Störung.»
    «Macht nichts.»
    «Das darf doch nicht wahr sein», sagte Morse.

Kapitel Fünfzehn

DONNERSTAG, 2. JANUAR

    Sogar bei kultivierten Menschen kann dann und wann eine Art monogamer Trieb beobachtet werden.
    Bertrand Russell

    Helen Smiths Ehemann John hatte ihr gesagt, daß er gegen Uhr wieder zurück sein werde, und sie hatte alles fertig, um ihm , sobald er kam, seine Pilzomelette zu machen. Für sich selbst hatte sie nichts vorbereitet; sie wußte, daß sie heute mittag nichts herunterkriegen würde — ihr war übel vor Angst.
    Die Nachrichtenübersicht in The World at One war gerade beendet, als sie die Räder des BMW auf dem Kies der Auffahrt knirschen hörte - desselben BMW, den sie über Neujahr mit Bedacht in einem der großen mehrstöckigen Parkhäuser im Zentrum Oxfords abgestellt hatten, weil er dort unter den vielen anderen Wagen nicht weiter auffallen würde.
    Sie wandte sich nicht um, als er hereinkam, und beugte sich, als er hinter sie trat, um ihr zur Begrüßung einen Kuß in den Nacken zu geben, nur noch tiefer über den Tisch. Während sie, angestrengt auf ihre Hände starrend und als handele es sich um eine äußerst komplizierte Aufgabe, fortfuhr, Champignons zu zerkleinern, mußte sie plötzlich aus einem unerfindlichen Grund daran denken, wie häßlich diese Hände noch vor fünf Jahren ausgesehen hatten und wie John, schon kurze Zeit, nachdem sie sich zum erstenmal gesehen hatten, sie vorsichtig auf ihre abgekauten Nägel angesprochen hatte. Sie hatten sehr schnell geheiratet, und seitdem hatte sie ihre Nägel in Ruhe gelassen, so daß ihre Hände jetzt gepflegt und trotz der etwas zu dicken Finger beinahe elegant aussahen. Ja, sie hatte sich durch ihn verändert — in mehr als nur einer Hinsicht.
    «Helen», begann er, offenbar ohne ihr sonderbares Verhalten zu bemerken, «ich muß heute nachmittag nach London. Vielleicht komme ich heute abend schon zurück, falls nicht, mach dir keine Sorgen. Und bleib nicht wach, ich habe ja einen Schlüssel.»
    «Hm», sagte sie nur, aus Furcht, ihre Stimme könne sie verraten.
    «Ist das Wasser im Badezimmer schon heiß?» J
    «Hm.»
    «Könntest du mit der Omelette warten, bis ich mit dem Baden fertig bin? Ich beeile mich.»
    Sie wartete, bis sich die Badezimmertür hinter ihm geschlossen hatte und sie das Plätschern von Wasser hörte, ließ dann noch zwei, i drei Minuten verstreichen — zur Sicherheit — und lief dann mit leichten, schnellen Schritten hinaus auf die Einfahrt. Leise stöhnend vor ängstlicher Erwartung faßte sie nach dem Griff der Beifahrertür.
    Die Tür war nicht verschlossen. Sie hätte weinen können vor Erleichterung.

    Zur gleichen Zeit, da Mr. John Smith sich durch ein Bad von einem anstrengenden Vormittag zu erholen suchte, lag Philippa Palmer im Schlafzimmer ihrer geschmackvoll eingerichteten Wohnung in Chiswick auf dem Bett und starrte angeödet an die Decke. Den Mann neben sich hatte sie gegen zwölf Uhr in der Cocktail Lounge des Executive Hotels unweit Park Lane entdeckt — ein großer Mann Anfang Vierzig mit Stirnglatze und dunklem Anzug. Er sah gut betucht aus, obwohl man sich, wie Philippa wußte, in diesem Punkt leicht täuschen konnte. Die horrenden Rechnungen des Executive, das sie seit längerer Zeit als ihr bevorzugtes Jagdrevier auserkoren hatte, wurden nämlich fast ausschließlich im Rahmen von Spesenabrechnungen beglichen und ließen nicht unbedingt Rückschlüsse auf die tatsächliche finanzielle Potenz der — vorwiegend männlichen — Gäste zu. Sie hatte wie immer an der Bar gesessen und darauf geachtet, daß der geschlitzte Rock gerade so viel von ihren in Nylons gehüllten Beinen freigab, wie nötig war, um ein Signal zu geben, ohne daß es gleich ein billiges Angebot wurde. Er hatte freundlich gesagt und sie zu einem Drink eingeladen — Gin und Tonic. Sie hatte angenommen und ziemlich bald gefragt, ob er nicht Lust habe, einmal — eine Formulierung, der ihrer Erfahrung nach nur die wenigsten Männer widerstehen konnten. Er hatte dennoch gezaudert—nur ein klein wenig—, und so war sie ihm ein Stück näher gerückt und hatte ihm einen Moment lang in einer gleichzeitig vertrauten wie erotischen Geste die Hand

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