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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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ja heutzutage beinahe gang und gäbe — kein Anlaß, polizeiliche Ermittlungen anzustellen. Allerdings hätte es ihn schon gereizt, einmal kennenzulernen; sie mußte nach allem, was die anderen Gäste sagten, eine ausgesprochen attraktive Person sein. Er setzte sich auf den Rand eines der Betten und hob den Hörer des Zimmertelefons ab.
    «Kann ich Ihnen behilflich sein?» Es war Sarah Jonstone.
    «Wissen Sie, was Ihnen auf einem Sekretärinnen-Kurs als erstes beigebracht wird?»
    «Ach, Sie sind das!»
    «Sie bekommen erklärt, daß man sich unter keinen Umständen mit dem Satz meldet.»
    «Kann ich Ihnen hinderlich sein, Inspector?» erwiderte sie spitz.
    «Haben die Smiths irgendwelche Telefongespräche geführt, während sie hier wohnten?»
    «Nicht von ihrem Zimmer aus.»
    «Irgendwelche Telefonate würden am Ende auf der Rechnung erscheinen, oder?»
    «Ja, ja-a, in der Regel schon», sagte sie zögernd. Morse wartete darauf, daß sie fortfuhr. «Jedes Telefongespräch wird automatisch unter dem Namen des Gastes registriert.»
    «Na, dann ist die Sache ja klar.»
    «Äh — Inspector, da wäre noch etwas. Wir sind eben gerade alle Rechnungen durchgegangen, und dabei haben wir festgestellt, daß ; die Smiths abgereist sind, ohne zu bezahlen. Wir müssen das noch einmal genau überprüfen, aber es sieht ganz danach aus.»
    «Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt?» blaffte sie Morse an.
    «Weil — ich — es — nicht — gewußt — habe», sagte Sarah gereizt; es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte den Hörer auf die Gabel geknallt.
    «Wie hoch war denn ihre Rechnung?»
    Wieder war deutlich zu merken, daß Sarah mit der Antwort zögerte.
    «Äh — sie haben — sie haben sich Champagner aufs Zimmer bringen lassen. Eine ziemlich teure Marke...»
    «Kennen Sie ein Hotel, das billigen Champagner führt?»
    «Sie hatten vier Flaschen...»
    «Gleich vier!» Morse pfiff leise durch die Zähne. «Scheint ihnen ja geschmeckt zu haben. Was war es denn?»
    «Veuve Clicquot Ponsardin 1972.»
    «Ist der gut?»
    «Sollte man bei dem Preis eigentlich erwarten.»
    «Wie teuer ist er denn?»
    «Die Flasche fast dreißig Pfund — 29,75 genau.»
    « Was !» Morse pfiff wieder durch die Zähne. Wer weiß, vielleicht würde es sich lohnen, sich die Smiths doch einmal näher anzusehen. Viermal 29,75, das macht... Wow!
    «Glauben Sie, es ist wichtig?»
    «Wer hat die leeren Flaschen eingesammelt?»
    «Ich nehme an, Mandy — das ist das Zimmermädchen.»
    «Und wo wird sie sie hingebracht haben?»
    «Zu den Mülleimern hinter der Küche.»
    «Hat noch einer von den anderen Gästen Champagner bestellt?»
    «Nein, soviel ich weiß, nicht.»
    «Dann müßten draußen also vier leere Flaschen zu finden sein.»
    «Ich vermute, ja.»
    «Da gibt es doch nichts zu vermuten, oder?»
    «Nein.»
    «Na, und vielleicht könnten Sie auch einmal nachsehen gehen», sagte Morse nicht besonders freundlich.
    «Ja, gut.»
    Morse ging zurück ins Badezimmer und beugte sich über die Zahnputzbecher. Er konnte nicht recht entscheiden, ob der Hauch von Champagner, den er zu verspüren meinte, eingebildet war oder nicht — unzweifelhaft dagegen war, daß einer der beiden Becher nach Zahnpasta mit Pfefferminzgeschmack roch. Zurück im Zimmer, setzte er sich erneut auf eines der Betten. Gab es vielleicht doch irgend etwas , das er übersehen hatte? Aber er konnte beim besten Willen nichts entdecken, das sein Unbehagen im nachhinein gerechtfertigt hätte. Er wollte gerade aufstehen, um zu gehen, als er es klopfen hörte. Es war Sarah Jonstone.
    «Inspector, ich...» Ihre Oberlippe zitterte, sie war den Tränen nahe.
    «Es tut mir leid, ich war eben nicht besonders freundlich zu Ihnen...», begann Morse.
    «Ach, das war nicht weiter schlimm. Ich...»
    Er stand auf und legte ihr leicht den Arm um die Schulter. «Sie brauchen nichts zu sagen, ich weiß schon Bescheid. Der alte Geizkragen Binyon hat Ihnen Ärger gemacht, als er entdeckt hat, daß die Smiths ihn nicht nur auf der Rechnung haben sitzenlassen, sondern daß er auch noch um die hundertneunzehn Pfund für den Champagner geprellt worden ist.»
    Sie sah ihn aus tränenblinden Augen an und nickte. Er nahm ihr sanft die Brille ab, und sie lehnte sich schluchzend gegen seine Schulter. Nach einer Weile hob sie den Kopf, lächelte ihn schüchtern an und wischte sich unbeholfen mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht. Er zog ein Taschentuch aus

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