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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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um fünf Uhr früh aufgestanden, seit sechs Uhr im Dienst, und jetzt war es kurz nach siebzehn Uhr — es hätte wohl jedem gereicht. Aber aus irgendeinem Grund entschied er sich dann doch, noch nicht Feierabend zu machen, ein Entschluß, der, wie sich im nachhinein herausstellte, für die weiteren Ermittlungen von großer Bedeutung sein sollte.
    Er hatte vor, sich, bevor er ging, die Zimmer im Erdgeschoß der Dependance anzusehen, und da der Zugang vom Foyer her noch abgesperrt war, verließ er den als provisorisches Büro eingerichteten Raum an der Rückseite, ging durch den Haupteingang und außen an der Vorderseite des Gebäudes entlang zum Seiteneingang, neben dem ein Constable in Uniform Wache stand.
    «Die Tür ist offen, Sarge», sagte er, als er Lewis mit dem großen Schlüsselbund hantieren sah.
    «Danke. Ich werde mich noch ein wenig hier umschauen. Sie können dann gegen 19 Uhr gehen, Constable.»
    Als erstes betrat Lewis das Zimmer Nummer vier, den einzigen Raum auf diesem Flur, um den sie sich bisher überhaupt noch nicht gekümmert hatten, weil er über Neujahr nicht belegt gewesen war. Im obersten Fach des Einbauschrankes entdeckte er ein Heft mit Pornofotos und jeweils einigen Zeilen Text in einer Sprache, die er, da ihm das gehäufte Auftreten des Buchstabens «0» auffiel, der nordischen Sprachenfamilie zuordnete. Wenn Morse den Fund gemacht hätte, da war sich Lewis sicher, hätte er sich jetzt auf dem Bett niedergelassen und das Heft erst einmal gründlich angesehen. Lewis war immer noch bisweilen, entgegen seinen Erfahrungen, bestürzt darüber, wie ein ansonsten durchaus nicht unempfindsamer Mann einem derartig vulgären Laster frönen konnte. Aber der Chef, einsam, ungebunden und melancholisch, würde sich in diesem Punkt wohl auch nicht mehr ändern. Lewis legte das Heft zurück, fest entschlossen, Morse nichts davon zu berichten.
    Im Zimmer Nummer drei schien es kein Möbelstück zu geben, das nicht verrückt, keine Oberfläche, die nicht auf der Suche nach Fingerabdrücken eingestäubt worden wäre, dazu so viele Kreidemarkierungen und mit Kugelschreiber umkringelte Stellen, daß es völlig ausgeschlossen schien, hier noch etwas Neues zu finden. Lewis begnügte sich denn auch mit einem kurzen Blick, dann knipste: er das Licht wieder aus, zog die Tür hinter sich zu und vergewisserte sich durch eine Drehung des Knaufes, daß sie auch wirklich ins Schloß gefallen war.
    Im Zimmer schräg gegenüber, dem Raum, in dem die Palmers gewohnt hatten, konnte Lewis ebenfalls nichts entdecken, das er bei seiner ersten Durchsuchung übersehen hätte. Er trat ans Fenster und blickte einen Moment nachdenklich auf seinen eigenen Schatten, der sich im hellen Oval des nach außen fallenden Lichtes scharf s abzeichnete, dann drehte er sich um, löschte die Lampe und schloß hinter sich die Tür. Er würde nur noch schnell in den Raum der Smiths hinübergehen und dann endlich Feierabend machen.
    Dieses letzte Zimmer nahm Lewis sich nur noch der Vollständigkeit halber vor. Er wußte, daß Morse es zwar mit Durchsuchungen nicht ganz so genau nahm wie er selber, aber er arbeitete immer noch sorgfältig genug, um nichts Wichtiges zu übersehen. Mochte er es auch manchmal an Gründlichkeit fehlen lassen, so machte er dies allemal wett durch seine unglaubliche Vorstellungsgabe, die es ihm ermöglichte, auch in den unscheinbarsten Dingen Hinweise zu entdecken, die er selbst, trotz aller Mühe, die er sich gab, einfach nicht wahrzunehmen vermochte. Trotzdem — vier Augen sehen mehr als zwei, und ein letzter Rundgang, bevor Binyon die Erlaubnis zur erneuten Vermietung des Zimmers erhielt, konnte nicht schaden.
    Fünf Minuten später machte Lewis einen unerwarteten Fund.

    Gegen 18 Uhr sah Sarah Jonstone Lewis wegfahren; die Scheinwerfer seines Wagens erhellten einen Moment lang ihr Zimmer, als er vor der Dependance wendete, dann war es wieder dunkel. Doch sie machte kein Licht. Sie hatte nichts gegen Dunkelheit; schon als Kind war es ihr am liebsten gewesen, wenn die Tür ihres Zimmers geschlossen und das Licht ihres Zimmers ausgeknipst war. Sie hatte das Gefühl, als ob sich wieder Kopfschmerzen einstellen würden, und so holte sie sich ein Glas Wasser, warf zwei Aspirin hinein und schwenkte das Glas leicht hin und her, damit die Tabletten sich auflösten. Binyon hatte sie gebeten, noch eine weitere Nacht im Hotel zu bleiben, und sie hatte ihm angesichts der Umstände die Bitte nicht abschlagen mögen, obwohl sie es

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