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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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entschied, die Sache gleich an Ort und Stelle zu überprüfen.
    Binyon voran, dahinter der Constable und Sarah am Schluß, betraten sie das Gebäude. Ein kurzer Blick genügte, um festzustellen, daß sich vor nicht allzu langer Zeit jemand hier aufgehalten haben mußte — der Teppichboden unmittelbar vor der Tür zu Zimmer zwei war dunkel vor Feuchtigkeit, und bei näherem Zusehen ließen sich sogar noch einige Schneereste entdecken.

    Wieder in ihrem Zimmer, setzte sich Sarah aufs Bett und dachte angestrengt nach. Der Constable hatte ihnen strikt untersagt, das Zimmer zu öffnen, ja, auch nur die Türklinke zu berühren, und hatte sofort versucht, Lewis anzurufen, der ihm für den Fall, daß etwas Unvorhergesehenes geschähe, seine Privatnummer hinterlassen hatte. Aber Lewis war noch nicht zu Hause gewesen, und diese Tatsache hatten sowohl den Constable als auch Binyon in ihrer Überzeugung bestärkt, daß es doch der Sergeant gewesen sein müsse, den Sarah beobachtet hatte. Vermutlich sei er noch einmal zurückgekehrt, weil ihm unterwegs noch etwas eingefallen sei, das er noch habe nachprüfen wollen.
    Sarah schwieg, doch sie wußte, was sie gesehen hatte: Die Gestalt im Eingang war zierlich gewesen, der Sergeant dagegen ein schwerer, untersetzter Mann. Konnte es vielleicht doch Binyon gewesen sein? Das war, was sein Äußeres anging, zwar möglich, aber Sarah hielt es dennoch für sehr unwahrscheinlich. Und ihre Meinung zu diesem Vorfall wog schwer. Denn nicht nur war sie die einzige, die die mysteriöse Gestalt im Eingang zu Gesicht bekommen hatte, sie War auch — vorerst jedenfalls — die einzige, die sich plötzlich einer sehr wichtigen Tatsache erinnerte: daß es nämlich, obwohl tatsächlich nur zwei Schlüsselbunde mit Hauptschlüsseln existierten, durchaus noch einer weiteren Person möglich gewesen wäre, Zimmer zwei zu betreten — und zwar ohne die Tür zu manipulieren oder das Fenster einzuschlagen. Zwei weiteren Personen sogar, um genau zu sein. Denn am Schlüsselbord in der Rezeption war der Haken, an dem der Schlüssel zu Nummer zwei hängen sollte, noch immer leer. Mr. und Mrs. John Smith hatten nicht nur versäumt, ihre Rechnung zu bezahlen; sie hatten auch die Zimmerschlüssel mitgenommen.

Kapitel Siebzehn

DONNERSTAG, 2. JANUAR

    Aspern Williams wollte die Haut der Tochter berühren. Er hielt sie für schön, womit ich meine, daß sie von ihm getrennt war und er sich mit ihr zu vereinen wünschte.
    Peter Champkin, The Waking Life of Aspern Williams

    Morse ging durch die mit Teppich ausgelegte Lounge des Great Western Hotel. Hier und da saßen Paare, die sich offenbar nichts mehr zu sagen hatten, und lasen gelangweilt irgendwelche Taschenbücher, studierten Fahrpläne oder blätterten im London Standard. Zeit schien der einzig relevante Faktor hier zu sein: ein Video-Schirm versorgte die Reisenden mit den allerneuesten Informationen über Ankünfte und Abfahrten, und Morse sah des öfteren Blicke zu der großen Uhr wandern, die sich, für alle gut sichtbar, einen halben Meter über den Köpfen der beiden grün livrierten, goldbetreßten Portiers befand. Es war genau Viertel vor sechs Uhr.
    Er durchschritt die Drehtüren und stand auf der Praed Street. Direkt gegenüber konnte er das blaue Schild der U-Bahn-Station mit der Aufschrift PADDINGTON sehen. Er wandte sich nach links und ging zur nahe gelegenen Brunei Bar. Ein Schild am Eingang verkündete, daß in der