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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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war, und warf Morse einen fragenden Blick zu — doch der zuckte nur mit den Achseln.
    So ließen sie sie denn gehen, nicht ohne daß die Amtsleiterin ihr vorher noch fürsorglich empfohlen hätte, sich doch eine Tasse Kaffee aus der Kantine zu holen.
    «Es tut uns leid, daß wir so viel von Ihrer Zeit in Anspruch genommen haben, Miss Gibson», sagte Morse, nachdem Margaret Bowman den Raum verlassen hatte. «Vielleicht ließe es sich ja einrichten, uns für eine Stunde oder so einen eigenen Raum zur Verfügung zu stellen?»
    «Sie können mein Zimmer haben, Chief Inspector. Ich muß sowieso wieder einmal meine Runde durchs Haus machen.»

    «Was halten Sie von dem Ganzen, Sir?» erkundigte sich Lewis, als sie allein waren.
    «Wir haben nichts gegen sie in der Hand — wir können sie ja schließlich nicht festnehmen, bloß weil sie nicht daran gedacht hat, uns zu erzählen, daß sie am 31. bei Sainsbury ein paar Würstchen gekauft hat.»
    «Ich habe den Eindruck, wir kommen überhaupt nicht von der Stelle — irgendwie war das eben ja doch etwas enttäuschend.»
    «Enttäuschend? Aber wieso denn? Wir haben die Sache nur genau falsch herum angesehen, das ist alles.»
    «Meinen Sie wirklich?»
    «Aber ja! Eigentlich müßten wir Mrs. Bowman sogar dankbar sein — sie hat mich endlich auf die richtige Fährte gebracht.»
    «Sie denken also, sie hat die Wahrheit gesagt?»
    Morse schüttelte den Kopf. «Ich halte die Geschichte, die sie uns da aufgetischt hat, von A bis Z für erlogen.»
    «Also, ich finde das alles sehr verwirrend, Sir», meinte Lewis leise.
    «Aber nein», sagte Morse freundlich und lächelte Lewis zu. «Soll ich Ihnen erzählen, was sich am Silvesterabend in Zimmer drei zugetragen hat?»
    Lewis nickte.

Kapitel Siebenundzwanzig

MONTAG, 6. JANUAR

    Ein Plan, der keine Abänderung zuläßt, ist ein schlechter Plan, Publilius Syrus

    «Lassen Sie mich zunächst eines ganz deutlich machen: Ich sagte eben, wir hätten von Anfang an alles falsch herum gesehen, und genau das ist der entscheidende Punkt. Max war klug genug, sich, was die Todeszeit anging, nicht auf die Stunde genau festlegen zu wollen, sondern uns eine Zeit spanne anzugeben. Aber anstatt daß! ich dies akzeptiert und in meine Überlegungen einbezogen hätte, habe ich ihn die ganze Zeit gedrängt, mir eine präzisere Angabe zu machen, und es hat erst einer Handvoll Lügen bedurft, um mich zur Einsicht zu bringen. Das wichtigste Ergebnis von Mrs. Bowmans Befragung ist, denke ich, die Tatsache, daß sie sich gezwungen gesehen hat, um sich zu entlasten, den Brief herauszurücken. Er war vermutlich von Anfang an als Rückversicherung für. den Ernstfall gedacht, aber es ist ein gutes Zeichen, daß sie schon jetzt, gleich bei ihrer ersten Vernehmung, von ihm Gebrauch machen mußte, denn das zeigt, daß wir der Wahrheit gefährlich nahe gekommen sind. Ich glaube übrigens, daß er tatsächlich von ihrem Mann geschrieben wurde — Sie werden gleich verstehen, daß das durchaus Sinn macht. Nicht nur, daß er den Brief geschrieben hat — alles macht Sinn, sobald man die Dinge unvoreingenommen betrachtet. Konkret heißt das, die Theorie aufzustellen, daß der Tote in Zimmer drei nicht nach, sondern vor der Silvesterparty ermordet worden ist. Nehmen wir einmal an, daß Margaret Bowman irgendwann im vergangenen Jahr einen anderen Mann kennengelernt und sich in ihn verliebt hat. Nach einiger Zeit wächst ihr die Geschichte über den Kopf, und sie beschließt, ihm den Laufpaß zu geben. Doch dieser Mann, nennen wir ihn , ist nicht bereit, sich so einfach wegschicken zu lassen. Vielleicht droht er, alles ihrem Mann zu erzählen, vielleicht verkündet er auch, daß er sie oder sich selbst umbringen werde — wie auch immer, das spielt hier weiter keine Rolle. Kommen wir nun zu unserer zweiten Vermutung. Nehmen wir einmal an, daß Tom Bowman, der Ehemann, von der Sache Wind bekommen hat. Möglicherweise ist ihm ein Brief von in die Hände gefallen — Bowman ist schließlich Briefträger. Für wahrscheinlicher halte ich allerdings, daß sie selbst in ihrer Verzweiflung ihm alles erzählt hat, und zwar deshalb, weil, wie Sie noch sehen werden, zwischen beiden zu irgendeinem Zeitpunkt eine Art Versöhnung stattgefunden haben muß. Denn die Entscheidung, auszuschalten, ist ihre gemeinsame Entscheidung, und gemeinsam schmieden sie den Plan, mit dessen Hilfe dies gelingen soll. Als erstes wendet sich Margaret Bowman mit einer schriftlichen Anfrage an

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