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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Westgate-Komplexes getroffen, ich verstehe nicht, daß Sie sich daran nicht mehr erinnern. Wir haben uns ein (Gutes neues Jahn gewünscht.»
    Margaret Bowman nickte gleichmütig. «Ach ja, natürlich, jetzt fällt es mir auch wieder ein.» Sie wandte sich zu Lewis. «Es tut mir leid, wenn ich Ihnen vorhin etwas Falsches gesagt habe — es war mir völlig entfallen. Es stimmt, ich bin Dienstag nachmittag nach Oxford gefahren und habe bei Sainsbury ein paar Einkäufe gemacht.»
    «Und dann sind Sie zurückgefahren und haben zu Hause zusammen mit Ihrem Mann Silvester gefeiert?»
    «Nein!»
    Morse, der sich die ganze Zeit über zurückgehalten hatte, gab seine Reserve plötzlich auf und fragte in scharfem Ton:
    «Wo ist Ihr Mann, Mrs. Bowman?» Es waren die ersten Worte, die er an sie gerichtet hatte (und es sollten, wie sich zeigen würde, auch die einzigen bleiben). Statt einer Antwort öffnete Margaret Bowman zum zweitenmal ihre Handtasche, zog einen zusammengefalteten Bogen Papier heraus und reichte ihn Lewis.

    31. Dezember
    Liebe Maggie,
    Du hast Dich auf den Weg gemacht nach Oxford, und ich bin alleine zu Hause. Ich weiß, daß dieser Brief ein Schock für Dich sein wird, aber bitte versuche doch, mich zu verstehen. Ich habe vor zwei Monaten eine andere Frau kennengelernt und wußte gleich, daß sie mir gut gefiel. Deshalb muß ich jetzt erst einmal sehen, daß ich mit mir ins reine komme. Bitte gib mir die Möglichkeit dazu, und denk nicht allzu schlecht von mir! Ich hoffe, daß, wenn ich und die andere Frau ein paar Tage zusammen wegfahren, wir am Ende vielleicht mehr Klarheit über uns haben. Du wirst bestimmt wissen wollen, ob ich diese andere Frau liebe. Ich kann es nicht sagen, und sie ist sich auch nicht sicher, ob sie mich liebt. Sie ist einunddreißig Jahre alt und unverheiratet. Wir werden in ihrem Wagen fahren. Falls die Straßenverhältnisse es zulassen, wollen wir hoch nach Schottland. Außer Dir braucht vorläufig niemand etwas zu erfahren. Ich habe noch eine Woche Urlaub; ich habe Dir absichtlich nichts davon gesagt. Ich kann mir vorstellen, wie Du Dich jetzt fühlst, aber ich brauche diese Zeit!
    Tom

    Lewis überflog den Brief, reichte ihn weiter an Morse und blickte dann Margaret an. Einen Augenblick lang glaubte er, in ihren Augen so etwas wie Triumph zu lesen — oder war es Furcht gewesen? Er konnte es nicht sagen. Die Vernehmung hatte eine völlig unvorhergesehene Wendung genommen, und er war sich unschlüssig, wie er nun weitermachen sollte, hoffte auch insgeheim, daß Morse ihm vielleicht zu Hilfe käme. Doch der war völlig in den Brief vertieft und schien von seiner Umgebung nichts wahrzunehmen.
    «Und Sie fanden diesen Brief vor, als Sie aus Oxford zurückkamen?»
    Sie nickte. «Ja. Er lag auf dem Küchentisch.»
    «Wissen Sie, wer die Frau ist, von der er in dem Brief spricht?»
    «Nein.»
    «Hat Ihr Mann inzwischen etwas von sich hören lassen?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Er braucht ziemlich viel Zeit, um mit sich, wie er es nennt, , finden Sie nicht?»
    «Ist meinem Mann irgend etwas passiert? Hat er einen Autounfall gehabt? Ist das der Grund, warum...»
    «Nein, davon ist uns nichts bekannt.»
    «Habe ich jetzt alle Ihre Fragen beantwortet?»
    «Im Moment ja. Den Brief müssen wir allerdings vorerst behalten — ich nehme an, das werden Sie verstehen.»
    «Nein, das verstehe ich nicht», sagte sie aufbegehrend.
    «Nun, es wäre doch möglich, daß er von jemand anderem als Ihrem Mann geschrieben wurde — ist Ihnen dieser Gedanke noch nicht gekommen?» fragte Lewis langsam.
    «So ein Unsinn! Natürlich ist er von ihm!» Ihr Ton war scharf, beinahe vulgär, und Lewis fragte sich, ob jetzt allmählich ihr wahres Wesen zum Vorschein kam.
    «Wieso sind Sie sich dessen so sicher?» fragte er ruhig.
    «Weil ich seine Schrift in- und auswendig kenne.»
    «Haben Sie zufällig noch irgend etwas Schriftliches dabei, das von Ihrem Mann stammt?»
    «Ja. Den ersten Brief, den er damals an mich geschrieben hat.»
    «Dürften wir ihn einmal sehen?»
    Sie zog einen schmuddeligen, zerknitterten Bogen Papier aus der Tasche und reichte ihn Lewis. Er warf einen flüchtigen Blick darauf und gab ihn an Morse weiter. Dieser hielt ihn einen Moment lang neben den anderen Brief und nickte dann: die Schrift auf den beiden Bögen schien identisch zu sein.
    «Kann ich dann jetzt gehen?»
    Lewis wagte nicht recht zu entscheiden, ob diese mehr als unbefriedigende Vernehmung nunmehr beendet

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