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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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mitgegangen, um hinter allen abzuschließen. Aber wie wir festgestellt haben, läßt sich der Riegel an der Tür zur Dependance, wenn man von außen abschließt, von innen leicht öffnen. Und so dürfte es den Bowmans keine allzu großen Schwierigkeiten gemacht haben, nachdem sie eine gewisse Zeit abgewartet haben, ungesehen hinauszuschlüpfen. Sie holen sich ihren Wagen, den sie vermutlich irgendwo in Oxford — auf dem Parkplatz des Westgate-Centers oder sonstwo — abgestellt haben, und Tom fährt seine Margaret zurück nach Chipping Norton zum Charlbury Drive. Er ist vorausschauend genug gewesen, am Nachmittag beim Verlassen des Hauses im Wohnzimmer das Licht brennen zu lassen, so daß die Nachbarn den Eindruck gehabt haben müssen, die Bowmans seien die ganze Zeit über zu Hause gewesen. Vermutlich hat er dann seine Frau nur abgesetzt und ist gleich weitergefahren nach Norden, in dem Versuch, sich so ein Alibi zu verschaffen — für alle Fälle. Und um die erfundene Geschichte noch zu untermauern, gab es ja noch den Brief, in dem er behauptete, zusammen mit einer anderen Frau nach Schottland aufgebrochen zu sein. So, Lewis — dies wären die Ereignisse, wie ich sie rekonstruiert habe.»
    Lewis hatte mit großem Interesse zugehört, und obwohl Morses Darstellung, abgesehen von der überraschenden Vermutung bezüglich der Tatzeit, keine besonders aufregenden Details enthielt, befriedigte sie doch insofern Lewis’ Erwartung, als sich hier alle Widersprüche in einer plausiblen Theorie aufgehoben fanden. Ein oder zwei Schwächen glaubte er allerdings schon entdeckt zu haben.
    «Sie sagten, und Mrs. Bowman seien noch miteinander im Bett gewesen, aber unsere Beweisaufnahme hat nichts dergleichen ergeben.»
    «Vielleicht haben sie’s auf dem Fußboden getrieben — könnte doch sein. Und außerdem war sowieso alles, was ich gesagt habe, nur eine Vermutung.»
    «Ich hätte da noch eine Frage, Sir. Ist es nicht üblich, daß so gegen 19 Uhr das Zimmermädchen kommt, um die Betten aufzudecken?»
    «Die Betten aufdecken? Das Haworth ist doch nicht das Waldorf Astoria ...»
    «Trotzdem erscheint es mir reichlich gefährlich, den Toten die ganze Zeit dort liegen zu lassen, während sie sich bei der Dinner-Party vergnügen. Es hätte bloß zufällig jemand vom Personal hereinkommen müssen...»
    «Die Hälfte der Angestellten war krank, Lewis, und der Rest war froh, irgendwie über die Runden zu kommen.»
    «Aber das konnten die Bowmans nicht wissen!»
    Morse nickte. «Das stimmt. Aber sie konnten mit einiger Sicherheit annehmen, daß sie ein -Schild vorfinden würden, und das haben sie, wie wir wissen, ja auch tatsächlich herausgehängt.»
    «Ziemlich riskant, so ein Schild an die Tür zu hängen, wenn alle wissen, daß man auf der Party ist.»
    «Meine Güte, Lewis! Natürlich war es riskant — die ganze Sache war riskant!»
    Lewis schien es, wie immer, wenn Morse gereizt war, am klügsten, zu schweigen. Ohnehin waren seine Fragen ja gar nicht böse gemeint gewesen. Morses Theorie erschien ihm insgesamt durchaus einleuchtend, nur daß er eben noch einige Fragen hatte, die diesen allerdings aus der Fassung zu bringen schienen.
    «Wenn, wie Sie sagen, Bowman um sieben Uhr schon fix und fertig kostümiert war, wo hat er sich dann Ihrer Meinung nach umgezogen?»
    «Was weiß ich! Vielleicht hat er die Hose, das Hemd und die Stiefel schon zu Hause angezogen und brauchte sich nur noch zu schminken und die Perücke aufzusetzen.»
    «Und Sie glauben, daß er das in dem Zimmer getan hat, in dem er erst wenige Minuten vorher...»
    «Möglich. Aber vielleicht ist er auch auf das Herrenklo neben dem Empfang gegangen.»
    «Aber da hätte ihn Miss Jonstone doch sehen müssen!»
    Morse seufzte. «Wir können sie ja fragen, Lewis, oder ich kann sie fragen. Das heißt, vielleicht fragen doch besser Sie — daran scheinen Sie ja großen Spaß zu haben.»
    «Mir ist einfach manches noch unklar, das ist alles.»
    «Ach, Lewis, nun seien Sie doch mal ehrlich: Sie denken doch in Wahrheit, daß alle meine Annahmen von hinten bis vorn falsch sind, oder?»
    «Nein, im Gegenteil, Sir. Ich denke, daß Sie mit Ihrer Theorie ganz richtig liegen, nur daß sie eben noch einige Lücken aufweist.»

Kapitel Achtundzwanzig

MONTAG, 6. JANUAR

    Was nützt das Laufen, wenn man nicht auf der richtigen Straße ist?
    Deutsches Sprichwort

    Es klopfte, und Judith, die schmale, hübsche Sekretärin der Amtsleiterin, trat ein und

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