Inspiration – Du sollst mein sein!
Mund, um das Kichern zu ersticken, das immer lauter wurde. Fast schuldbewusst war ihr Blick, als sie Rick in die Augen sah. Doch der nahm es mit bemerkenswertem Humor. Er grinste breit. »Tja, schon komisch. Ich weiß ja selber, dass es albern ist. Aber das geht mir mit fast jeder Krankenschwester so. Außer vielleicht mit den ganz jungen …«
Schließlich lachten sie beide, bis zumindest Corinne wieder Tränen über die Wangen liefen. Und Rick wieder ernst wurde, als er daran dachte, wie knapp ihm der Täter entkommen war. Auch wenn er nach außen hin versuchte, sie aufzuheitern, innerlich war er zutiefst frustriert.
Corinne Wheeler konnte sich an nichts erinnern, er selbst hatte außer der kräftigen Statur und ungefähren Größe des Entführers nichts erkennen können, und der Wachmann, der sonst einen aufmerksamen und gewissenhaften Eindruck machte, war keine besondere Hilfe, denn er beschrieb den unangemeldeten Elektriker als mittelgroß, mittelschwer, mittelblond, Sonnenbrillenträger und völlig unauffällig.
Sie waren also nicht einen Schritt weiter als vorher.
* * *
Cooper rieb sich die müden Augen. Seit Stunden befragten er, Rick und die ihnen als Verstärkung von Captain Carruthers zugeteilten Kollegen Livingston und Munson einen Mitarbeiter von Norden Productions nach dem anderen. Und nichts, aber auch gar nichts kam dabei heraus. Außer der Tatsache, dass offenbar alle hier absolute Unschuldslämmer waren und selbstverständlich keine Ahnung hatten, wie man in das Filmarchiv hineinkam. Leider waren die Aussagen durchweg so glaubhaft, dass Cooper es den Leuten – zumindest denen, die er selbst befragt hatte – sogar ohne Zweifel abnahm.
Er warf einen schrägen Blick hinüber zu seinem Partner, der gerade einen der Kameramänner interviewte. Rick wirkte wach und aufmerksam wie immer. Selbst sein Hemd sah aus, als sei es frisch aus dem Schrank gekommen. Es war Cooper ein Rätsel, wie Rick das immer wieder schaffte. Fast hätte er neidisch werden können, wenn er sein eigenes Hemd ansah, das zerknittert und labberig an ihm klebte.
Rick entging der prüfende Seitenblick seines Partners völlig. Er war auf den Mann fixiert, den er vor sich hatte, seine letzte Vernehmung für heute. Zwar wiesen weder die Personalakte noch die Aussage des Mannes irgendwelche Besonderheiten auf, doch Rick vertraute auf sein Bauchgefühl. Und das sagte ihm, dass mit diesem Kerl irgendetwas faul war.
Beau Lamar, 41 Jahre, geboren in Baton Rouge, seit fünf Jahren für Norden Productions als Kameramann tätig und bislang ein pünktlicher und zuverlässiger Mitarbeiter. Ein Angestellter, wie jeder Chef ihn sich wünscht.
Auch die polizeiliche Überprüfung hatte nichts ergeben. Auf Beau Lamars Konto ging hier in L.A. noch nicht einmal ein Strafzettel wegen Falschparkens. Es war fast gespenstisch, wie sauber und schneeweiß die Weste dieses Mannes leuchtete. Selbst seine Aussage, die ruhig und besonnen vorgetragen wurde, klang schlüssig und logisch.
Und genau das war es, was bei Rick dieses Bauchgrimmen erzeugte. Niemand, absolut niemand war so rein wie frisch gefallener Schnee. Jeder hatte irgendwann einmal falsch geparkt und war dabei erwischt worden. Jeder kam irgendwann einmal zu spät zur Arbeit. Niemand war immer gut drauf. Außer eben dieser Beau Lamar.
Rick wusste genau, dass er im Moment keine Möglichkeit hatte, diesen Mann genauer unter die Lupe zu nehmen. Zumindest nicht hier. Aber er nahm sich fest vor, ein wenig in der Vergangenheit dieses Beau Lamar herumzustochern. Irgendetwas stimmte mit dem Kerl nicht, und er würde herausfinden, was das war.
Rick lehnte sich in seinem unbequemen Holzstuhl zurück und entließ den Mann mit einem gemurmelten »Danke für Ihre Kooperation« und einem Kopfnicken. Beau Lamar erhob sich ohne Hast und drehte sich im Gehen noch einmal um. Rick hatte den Eindruck, als würde der Mann mit sich selbst einen kurzen Kampf ausfechten.
»Ich hoffe, Sie kriegen das Schwein. Miss Carlyle hat eine solche Belastung nicht verdient.« Lamar sprach diese Worte mit einer Heftigkeit aus, die seine vorherige Gelassenheit Lügen strafte. Jetzt war Rick vollends irritiert. Bislang hatte Mr. Lamar bei ihm den Eindruck hinterlassen, im Gegensatz zu einigen anderen männlichen Kollegen von Norden Productions nicht sonderlich an Bellinda Carlyle interessiert zu sein. Und nun kam der Mann mit so einer Ansage?
Ricks Entschluss, sich Mr. Lamar und dessen Umfeld genauer anzusehen, war in seiner
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