Inspiration – Du sollst mein sein!
Prioritätenliste gerade auf den ersten Platz gerückt. Gespannt wartete er nun auf die Ergebnisse seiner Kollegen. Vielleicht waren da wenigstens ein paar Fortschritte zu verzeichnen. Irgendein verfluchter Ansatzpunkt musste doch zu finden sein, der sie zumindest einen Schritt weiter brachte.
* * *
»Miss Carlyle, Bellinda, ich bin wirklich der festen Überzeugung, dass Ihr schöpferisches Potenzial mit dem Schreiben von Serienskripten völlig ungenutzt bleibt. Ich habe demnächst vor, mich an einem Filmprojekt zu versuchen, und ich möchte, dass Sie das Drehbuch zu dem Film schreiben. Ich bin mir vollkommen der Tatsache bewusst, dass das etwas ganz anderes ist als Ihre übliche Arbeit, aber Sie haben Filmkunst studiert und dieses Studium mit Auszeichnung zum Abschluss gebracht. Es sollte doch auch in Ihrem Sinne sein, einmal eine solche Aufgabe übertragen zu bekommen.«
Nachdem er mehrfach versucht hatte, Bellinda auf die übliche Art und Weise näherzukommen, verließ er sich nun auf ihren Ehrgeiz. Offensichtlich versagte er immer wieder, sobald er sie auf der persönlichen Ebene ansprechen wollte. Doch das hier war ihr Beruf, ja sogar ihre Berufung. Christopher war sich ganz sicher, dass er sie auf dieser Basis eher zu fassen bekam.
Natürlich würde es dabei notwendig sein, dass sie ständig mit ihm in Kontakt stand, denn schließlich würde er den Film produzieren. Wenn sie dann gezwungenermaßen dauernd mit ihm zusammen war, würde vielleicht auch endlich diese dumme Blockade in ihm verschwinden, die seinen angeborenen Charme unterdrückte und ihn wieder und wieder zu dominantem und arrogantem Verhalten zwang, sobald sie vor ihm stand.
Bellinda rutschte unruhig auf dem bequemen Besuchersessel im luxuriösen Büro ihres Chefs hin und her. Sie war in Gedanken immer noch bei den Befragungen der anderen Mitarbeiter durch die Polizei, die den ganzen Tag über stattgefunden hatten. Es fiel ihr ausgesprochen schwer, sich auf das Angebot von Christopher Warner zu konzentrieren.
Von einer solchen Chance hatte sie natürlich ihr ganzes Studium und Berufsleben lang geträumt. Sie als Autorin eines Drehbuchs für einen Kinofilm. Bei jedem anderen Produzenten hätte sie sofort zugegriffen. Doch vor Christopher Warner warnte sie ein Instinkt, ein untrügliches Gefühl. Irgendetwas führte er im Schilde, sie wusste nur nicht, was.
»Mr. Warner, Ihr Vorschlag ehrt mich natürlich. Aber sind Sie wirklich sicher, dass Sie diese Aufgabe mir übertragen wollen? Ich habe, außer im Rahmen meines Studiums, noch nie ein Drehbuch für einen ganzen Film geschrieben. Ich schreibe für Vormittagsserien. Ich verfüge über keinerlei Erfahrung, was ein solches Projekt angeht. Was ist, wenn ich Ihre Anforderungen nicht erfüllen kann? Und außerdem … an welches Genre hatten Sie eigentlich gedacht?«
Christopher faltete zufrieden die Hände auf der eleganten, mit schwarzem Leder bezogenen Arbeitsplatte seines Schreibtischs. Sie hatte angebissen, Blut geleckt. Er konnte zwar in ihrem Gesicht lesen, dass ihr Argwohn bezüglich seiner Person mit ihrem beruflichen Ehrgeiz stritt. Doch das würde sich bestimmt ändern, wenn er ihr seine Idee präsentierte.
»Ich plane, einen Thriller zu drehen, wie ihn die Kinowelt noch nicht gesehen hat. Ein Meisterwerk, das sich vor den großen Filmproduktionen nicht verstecken muss. Eine Hommage an die alten Hitchcock-Filme, nur mit mehr Action und angepasst an die heutige Zeit. Mit Atmosphäre und vielleicht einem leichten Anflug von Mystizismus. Ich bin mir absolut sicher, dass Sie, Bellinda, genau die Richtige für das Drehbuch sind. Ich verfolge Ihre Arbeit nun schon seit dem Moment, als ich Sie eingestellt habe. Besonders Ihre frühen Werke haben mich von Anfang an fasziniert. Ihre Beschreibungen der Szenen sind immer derart ausführlich und lebendig, dass es kaum Regieanweisungen braucht. Die Darsteller wissen von ganz allein, wie sich die Szene entwickeln soll. Das ist eine Gabe, Bellinda. Eine Gabe, die Sie nicht mit dem Schreiben von Seriendrehbüchern verschwenden sollten. Mein Angebot steht, lassen Sie es sich durch den Kopf gehen. Ich bitte Sie nur, nicht allzu lange mit Ihrer Antwort zu zögern. Das Projekt wird realisiert, mit Ihnen oder ohne Sie. Allerdings wäre es mir bedeutend lieber, wenn Sie mit im Boot wären und das Drehbuch von Ihnen käme.«
Ohne noch weiter ins Detail zu gehen, ließ Christopher seine kleine Rede wirken. Bellinda Carlyle würde über einiges nachzudenken
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