Inspiration – Du sollst mein sein!
SÄGEBLATT. Erstes Blut fließt. Schwester SCHREIT und HEULT. Jugendlicher LACHT LAUT … ABBLENDE
VOICE OVER:Manchmal lauert die Gefahr in nächster Nähe …Lust auf noch mehr Spannung? Bleiben Sie dran …
Christine leckte sich über die völlig ausgetrockneten Lippen. Sie versuchte, ihre Augen zu öffnen, doch sie schaffte es einfach nicht. Das Bedürfnis, wieder im Schlaf zu versinken, war überwältigend. Und trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie unbedingt aufwachen musste. Es war wichtig, wach zu werden. Wichtig …
Ein Stöhnen in ihrer Nähe vertrieb größtenteils den betäubenden Nebel, der immer noch durch ihr Gehirn waberte. Irgendjemand war in ihrer Nähe, jemand, der offenbar Schmerzen hatte. Jemand, dem sie helfen sollte?
Mühsam und unter Aufbietung all ihrer Kraft öffnete sie ihre Augen einen Spalt breit und blickte in völlige Dunkelheit. Ihr Pulsschlag schoss nach oben, ihr Herz raste. War sie blind? Konnte sie deshalb nichts sehen?
Sie blinzelte verzweifelt, hob die Hände, um sich die Augen zu reiben, und musste feststellen, dass sie ihr Gesicht mit den Händen nicht erreichen konnte. Sie war an eine Wand gefesselt, dem klirrenden Geräusch nach mit einer Kette. Und sie bemerkte noch etwas höchst Beunruhigendes, als ein kühler Lufthauch über ihren Körper strich. Sie war nackt und gefesselt .
Schlagartig wich die Benommenheit von Christine. Was zur Hölle ging hier vor?
»Hallo? Können Sie mich hören? Reden Sie mit mir. Haben Sie Schmerzen?« Aufgeregt wartete Christine auf eine Antwort. Die Stimme, die sich schließlich meldete, war für Christine gleichzeitig eine Überraschung und eine Beruhigung.
»Christine … bist du das? Mein Kopf dröhnt, als hätte mir einer was mit ‘ner Flasche übergezogen. Ich kann meine Arme und Beine nicht bewegen. Ich glaube, ich bin verschnürt wie eine Presswurst.« Ein langgezogenes Stöhnen folgte. Christine weinte fast vor Erleichterung. Sofort ging sie in die Offensive.
»Alex, was ist hier los? Wie kommen wir hierher? Und warum sind wir beide gefesselt? Ich habe Durst und kann nichts sehen. Ist es dunkel oder bin ich blind? Los, rede schon! Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird.«
Alex Duchinski rutschte vorsichtig auf dem harten staubigen Boden hin und her, bis er schließlich eine Stellung gefunden hatte, in der ihm seine Hände nicht in den Rücken drückten. »Jetzt weiß ich, warum ich nie bis zum Morgen bei ihr geblieben bin«, murmelte er fast unhörbar vor sich hin. Doch nicht leise genug.
»Das hab ich gehört, Alex Duchinski! Was soll das heißen … nicht bis zum Morgen geblieben? Angeblich wolltest du doch immer wieder zurück zu deinem kleinen Frauchen, damit sie von deinen Spielchen bloß nichts mitbekommt. Und jetzt bist du plötzlich nicht geblieben, weil du meine Art nicht ertragen kannst? Das kann doch wohl nicht wahr sein!« Christine keuchte fast vor Empörung. Noch nie in ihrem ganzen Leben war sie derart gekränkt worden.
»Sag mal, hast du keine anderen Probleme? Ist dir vielleicht aufgefallen, dass wir hier beide gut verschnürt auf blankem Steinboden liegen? Nach meiner Einschätzung in irgendeinem Keller, aber wer will die schon hören. Du bestimmt nicht. Du musst dich ja darüber aufregen, dass ich einmal in meinem Leben die Wahrheit gesagt habe. Die du – unter uns gesagt – gar nicht hören solltest.«
Alex fragte sich nicht zum ersten Mal, was er eigentlich an Christine Lennox so interessant gefunden hatte. Sicher, sie war eine Granate im Bett, aber menschlich gesehen doch eher eine Niete. Wehmütig dachte er an Elli, die sich garantiert nicht damit aufgehalten hätte, ihn wegen einer dummen gemurmelten Äußerung anzufauchen. Sie hätte vielmehr überlegt, wie sie aus dieser Situation so schnell wie möglich wieder herauskamen. Beleidigter Kinderkram lag Elli so fern wie die Sonne der Erde.
Warum hatte er nur nicht früher erkannt, was für einen Schatz er da in Händen gehalten hatte? Warum hatte er sie nur derart hinters Licht führen müssen, bis sie ihn schließlich zu Recht in die Wüste schickte? Alex musste schmerzlich erkennen, dass er ein Idiot gewesen war.
Nein, nicht nur ein Idiot … ein Vollidiot. Doch all diese Überlegungen führten jetzt zu gar nichts. Viel wichtiger war es, aus diesem Keller – oder was auch immer das für ein Loch war – wieder herauszukommen. Alex unterzog seine Fesseln einer vorsichtigen Inspektion, wenigstens soweit es ihm möglich
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