Inspiration – Du sollst mein sein!
war.
»Christine, ich weiß nicht, wie es bei dir ist. Aber mich hat man mit Klebeband verkleistert. Kannst du dich irgendwie bis zu mir hin bewegen? Und mir dann vielleicht helfen, zumindest meine Hände freizubekommen? Ich könnte auch versuchen, zu dir hinzurollen.«
Christine gab wieder dieses missbilligende Schnaufen wie vorhin von sich. Ansonsten hörte er nur ein leises Klirren. Okay … sie schien immer noch beleidigt zu sein. Und sie war offenbar viel zu oberflächlich, um sich ihrer prekären Lage auch nur ansatzweise bewusst zu werden. Alex versuchte es erneut.
»Christine, Schätzchen … es tut mir leid, was ich vorhin gemurmelt habe. Aber bitte … wenn wir nicht zusammenarbeiten, dann kommen wir hier nie im Leben heraus. Glaube mir, das ist wörtlich gemeint. Wer auch immer uns entführt hat, er hat einen Grund dafür. Du kannst beinahe sicher sein, dass er – zumindest was mich angeht – nicht hinter Geld her ist. Ich hab nämlich keins. Also will er entweder an deine Konten, von denen ich annehme, dass sie gut gefüllt sind. Oder aber er hat noch ganz andere Dinge mit uns vor. In jedem Fall will ich aber nicht darauf warten, bis ich am eigenen Leib herausfinde, was das ist. Also bitte, ich flehe dich an … hilf dir und damit uns beiden hier raus.«
Diesmal blieb es lange still aus der Richtung, in der Alex Christine vermutete. Sehen konnte er genauso wenig wie sie, in diesem Loch war es stockdunkel. Er musste sich voll konzentrieren, um seine anderen Sinne zu nutzen. Schließlich vernahm er wieder das leise Klirren, und eine mittlerweile weinerliche Christine antwortete ihm endlich.
»Alex …? Ich kann überhaupt nichts sehen, es ist so dunkel hier. Ich glaube, ich bin an die Wand gekettet. Ich kann nur sitzen. Ich will hier raus … bitte, mach dass wir hier rauskommen. Ich will nur noch nach Hause.«
Alex verzog beinahe angewidert das Gesicht. Wie konnte sie sich nur derart hängenlassen? Ausgerechnet Christine, Hans Dampf in allen Gassen, Clever und Smart in einer Person und immer an vorderster Front dabei. Mittlerweile hatte Alex erkannt, dass fast alles an ihr mehr oder weniger Fassade war.
Christine besaß weder innere Wärme noch Stärke. Sie täuschte ihre Umgebung nur außerordentlich gekonnt über ihre Mängel hinweg. Und doch, ohne ihre Mitwirkung waren seine Befreiungsversuche von vornherein völlig sinnlos. Er allein konnte es einfach nicht schaffen. Also der nächste Versuch …
»Christine, bitte, reiß dich endlich zusammen. Ich rolle mich jetzt in deine Richtung.« Vor Anstrengung ächzend, winkelte er die Beine an, so weit es ging, und gab sich mit seinen nackten Füßen einen Stoß. Tatsächlich rollte er dabei auf den Bauch, was aber die Situation nicht unbedingt verbesserte, denn nun kam er nur noch mit den Zehen an den blanken Steinboden. Um sich jetzt noch abstoßen zu können, hätte er seine Hände benutzen müssen, doch die lagen nahezu gefühllos und festgeklebt dicht an seinem Rücken an.
»Verdammt …« Alex versuchte es mit Schaukeln, doch seine Schultern machten jeden noch so kleinen Erfolg sofort zunichte. Immer wieder rutschte er in seine Ausgangsposition zurück. »Christine … Herr im Himmel! Versuch doch auch mal was. Taste mal, wie weit du mit deinen Händen kommst. Taste mit den Beinen. Vielleicht bin ich ja schon viel dichter an dir dran, als wir beide denken. Mach schon …« Er hörte wieder das Klirren, diesmal lauter. Kratzende Geräusche, lautes Schnaufen. Und endlich Christine …
»Meine Hände sind festgekettet, hab ich doch schon gesagt. Ich kann sie nur ein klein wenig nach oben bewegen. Nach unten gar nicht und auch kaum nach vorne. Meine Beine sind frei … iiiihhh, was ist das denn! Alex, hier krabbelt was über meine Füße … bestimmt eine Spinne oder so. Igitt, ist das eklig!« Rascheln und schaben folgte. Offenbar versuchte sie, das krabbelnde Tier loszuwerden.
Genervt verdrehte Alex die Augen. Natürlich, das war ja zu erwarten gewesen. Sie schwebten beide in akuter Lebensgefahr, und Prinzesschen machte sich Gedanken, weil etwas über ihren heiligen Fuß kroch. Nur mit größter Mühe gelang es ihm, sie nicht anzubrüllen.
»Christine, wir sind hier in einem Keller oder so etwas Ähnlichem. Natürlich kriecht hier alles Mögliche an kleinen Viechern rum. Aber bitte, bitte … versuch dich doch auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir müssen hier raus. Die Spinne tut dir nichts. Aber der Kerl, der uns entführt hat, wird uns
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